Julian Nagelsmann debütiert mit 28 in der Bundesliga: TSG Hoffenheim: Wie einst mit Markus Gisdol
Hoffenheim setzt im Abstiegskampf auf einen Trainer, der sich den Mechanismen des Abstiegskampfs verweigert. Das ist schon mal gut gegangen. Ein Kommentar.
Markus Gisdol – man muss das so deutlich sagen – war eindeutig kein Trainer für den Abstiegskampf. Nach seiner Beförderung zum Chef bei der TSG Hoffenheim hat er sich trotz aussichtsloser Situation den Mechanismen des sportlichen Existenzkampfes konsequent verweigert. Er hat nicht auf die Tabelle geschaut, hat keine steilen Hochrechnungen aufgestellt und keine Blut-Schweiß-und-Tränen-Reden gehalten. Ihm ging es einzig darum, dass seine Mannschaft vernünftig Fußball spielte. Heute kann man wohl sagen: Nur deshalb hat es Gisdol letztlich geschafft, die Hoffenheimer in der Bundesliga zu halten.
Ziemlich genau drei Jahre später befindet sich der Klub in einer kaum weniger kritischen Situation. Verlieren die Hoffenheimer heute in Bremen, wächst der Abstand auf den Relegationsrang bereits auf acht Punkte an. Und zu allem Übel ist der TSG unter der Woche auch noch der Trainer abhanden gekommen. Huub Stevens hat aus gesundheitlichen Gründen seinen Abschied eingereicht. Ein erfahrener Abstiegskämpfer, der die Hoffenheimer im Abstiegskampf allerdings nicht entscheidend vorangebracht hat.
Warum also nicht Julian Nagelsmann, gerade 28 und damit nicht mal halb so alt wie Stevens? Nagelsmann hat nicht nur keine Erfahrung im Abstiegskampf, er hat bisher nicht einmal als Profitrainer gearbeitet. Dafür verfolgt er einen ähnlichen Ansatz wie einst Markus Gisdol. Nagelsmann will Hoffenheim wieder zu Hoffenheim machen, guten Fußball spielen – auf dass sich der Rest von alleine ergebe.
Man kann das alles für wagemutig halten, vielleicht sogar für schrecklich naiv. Eins aber ist es ganz sicher: konsequent.
Folgen Sie der Sportredaktion auf Twitter: