Mit einem Statement gegen Rassismus: Trotz Rückstand gewinnt Naomi Osaka zum zweiten Mal die US Open
1:6, 0:2 lag Naomi Osaka gegen Victoria Asarenka zurück. Dann dreht die Japanerin das Match. Und nutzte die Bühne des Tennis erneut für ein klares Statement.
Nach ihrem zweiten US-Open-Titel legte sich Naomi Osaka im fast leeren Arthur-Ashe-Stadium erst einmal lange auf den Rücken. „Ich habe immer darüber nachgedacht, wenn ich früher gesehen habe, wie die großen Spieler auf den Boden sanken und in den Himmel geschaut haben. Ich wollte immer schon sehen, was sie gesehen haben“, sagte die 22 Jahre alte japanische Tennisspielerin am Samstag (Ortszeit) nach ihrem 1:6, 6:3, 6:3-Erfolg gegen Victoria Asarenka aus Belarus im Endspiel des Grand-Slam-Turniers von New York.
Nach fast zwei Stunden hatte Osaka zuvor das abwechslungsreiche und anfangs erstaunliche Duell zweier ehemaliger Weltranglisten-Ersten für sich entschieden - trotz eines 1:6, 0:2-Rückstandes gegen die neun Jahre ältere Asarenka, die ihren beiden Australian-Open-Titeln von 2012 und 2013 keine weitere Grand-Slam-Trophäe hinzufügen konnte.
Die 31-Jährige aus Minsk verlor am Tag vor dem Herren-Endspiel am Sonntag (22.00 Uhr MESZ/Eurosport) zwischen dem Hamburger Alexander Zverev und Dominic Thiem aus Österreich auch ihr drittes US-Open-Finale nach 2012 und 2013 (jeweils gegen Serena Williams).
„Es war ein hartes Match für mich. Ich habe irgendwann gedacht, es wäre peinlich, wenn ich in unter einer Stunde verliere“, sagte Osaka nach Grand-Slam-Titel Nummer drei. „Es war wirklich ein unglaublicher Moment. Ich bin froh, dass ich es getan habe“, sagte Osaka über ihren Augenblick des Innehaltens auf dem Rücken liegend.
Auch ihren siebten Auftritt während des zweiwöchigen Turniers, das wegen der Coronavirus-Pandemie ohne Zuschauer stattfand, nutzte Osaka für eine Botschaft im Kampf gegen Rassismus und Polizeigewalt. Diesmal stand der Name Tamir Rice auf ihrer Mund-Nase-Maske, die sie vor dem Match beim Betreten des Platzes trug, aber nicht bei der Siegerehrung.
Der damals zwölfjährige Tamir Rice war 2014 in der US-Stadt Cleveland von einem Polizisten erschossen worden. Der Junge hatte auf einem Parkplatz mit einer Spielzeugpistole hantiert.
Für große Aufmerksamkeit sorgte vor allem in den sozialen Netzwerken ihre schlagfertige Reaktion auf eine Frage im Siegerinterview auf dem Platz. „Sie hatten sieben Masken für sieben Matches mit sieben unterschiedlichen Namen dabei. Welche Botschaft wollten Sie damit zum Ausdruck bringen?“, wurde Osaka gefragt. Und entgegnete dem Reporter: „Nun, welche Botschaft ist denn bei Ihnen angekommen?“
Ob sie in zwei Wochen auch bei den French Open in Paris antreten wird, ließ die US-Open-Siegerin von 2018 und 2020 und Australian-Open-Siegerin von 2019 vorerst offen. „Bevor ich hierher kam, hatte ich vor, dort zu spielen, aber das werde ich jetzt sehen“, sagte Osaka.
Vor zwei Wochen hatte sie noch das Endspiel beim von Cincinnati nach New York verlegten Vorbereitungsturnier gegen Asafenka absagen müssen. Während der US Open trug sie in jedem Match eine Bandage am linken Oberschenkel. „Ich hatte noch keine Zeit zur Erholung. Mal sehen, was passiert und wie es sich anfühlt, wenn ich jetzt ein bisschen Pause mache“, sagte Osaka. Die French Open sollen nach der Verlegung aus dem Mai am 27. September in Paris beginnen.