Nach der Trennung von den Eisbären: Trainer Don Jackson geht zu Red Bull Salzburg
Eine Ära geht zu Ende: Trainer Don Jackson verlängert seinen ausgelaufenen Vertrag bei den Eisbären nicht und verlässt Berlin. Er wechselt nach Salzburg zum EC Red Bull - das bestätigte der Klub am Montag.
Kann jemand in seiner Karriere so viel erreichen, dass es ihm reicht? Dass ihm der eigene Erfolg vielleicht selbst auch ein bisschen unheimlich geworden ist? Und er dann lieber geht, weil es im Prinzip nur noch schlechter werden kann? Im Fall von Don Jackson sieht es danach aus. Der 56 Jahre alte Trainer hat entschieden, die Eisbären zu verlassen – nach fünf Meisterschaften in sechs Jahren, nach einem Pokalsieg und dem Gewinn der European Trophy. Der US-Amerikaner suche eine neue Herausforderung, lässt er über seinen bisherigen Eishockeyklub wissen, der gerne mit Jackson weitergemacht hätte. Natürlich, bei dieser Bilanz.
Die Entscheidung kommt überraschend, hatte sich der Coach im April doch noch klar zu den Berlinern bekannt. „Ich bleibe ein Eisbär, bis sie mir sagen, dass ich keiner mehr bin“, erklärte er damals nach dem Erfolg im Meisterschaftsfinale gegen die Kölner Haie. Und: „Ich habe keinen Grund, Berlin zu verlassen.“ Keine zwei Monate später hat Jackson offenbar triftige Gründe gefunden. Er wird künftig bei Red Bull Salzburg hinter der Bande stehen, wie der Verein am Montag bestätigte.
Sein bisheriger Co-Trainer Vince Malette hatte ihm via Twitter dafür schon zuvor alle guten Wünsche überbracht. In Salzburg, wo Jackson sich bereits seit Sonntagabend einarbeitet, wird er Nachfolger von Pierre Pagé, dem er schon in Berlin auf den Cheftrainer-Posten gefolgt ist. Pagé ist in der kommenden Saison für die andere Eishockey-Filiale Red Bulls in München tätig.
Der Brause-Hersteller dürfte etwas mehr Geld für Jackson zahlen, als es die Eisbären könnten. Allerdings hat der Trainer womöglich noch andere Gründe für einen Wechsel. 2007 kam er von Düsseldorf nach Berlin und fiel im Gegensatz zu seinem Vorgänger Pagé, der Berlin im Streit mit Spielern und Management verlassen hatte, vor allem mit seiner kumpelhaften Art auf. Zu Beginn seiner Tätigkeit schwärmten seine Profis von so viel Begeisterung und ehrlichem Interesse ihres Trainers. Aber so etwas kann sich abnutzen.
In der vergangenen Saison hat es trotz der zahlreichen Titel und Feierlichkeiten so manches Mal Unstimmigkeiten gegeben. Viele Spieler kamen mit der zuweilen knorrigen und trockenen Art ihres Coaches nicht klar. Und auch Manager Peter John Lee musste zuletzt arg um seine Gunst ringen. Immer wieder hatte Jackson ihn hingehalten, als Lee über einen neuen Vertrag verhandeln wollte. Der Manager ahnte da wohl schon, dass Jackson sich anderweitig umschaut, sich vielleicht sogar längst für einen anderen Verein entschieden hatte. Was wollte er in Berlin auch noch erreichen? Er hat doch alles längst geschafft.
Keiner hat je erfolgreicher bei den Eisbären gearbeitet als Don Jackson. Keiner holte in der Liga mit einem Verein so viele Meistertitel wie er. Und so tritt er eben ab, wenn es nicht mehr besser werden kann. Die Situation ist ein bisschen vergleichbar mit der von Jupp Heynckes beim FC Bayern. Nur hat bei Heynckes der Verein entschieden und irgendwann einfach einen Nachfolger bestimmt. Anders im Fall Jackson. „Natürlich haben wir versucht ihn zu halten“, sagt Peter John Lee. „Aber es ist auch klar, dass einer wie Don viele andere Angebote bekommt.“ Aus diesem Grund hat sich Lee vorsichtshalber schon ein wenig umgesehen nach neuen Trainern, und einige Initiativbewerbungen von Interessenten sind nach seinen Aussagen ebenso eingegangen im Hause Eisbären.
Wer es letztlich wird, weiß der Klub noch nicht. Oder möchte es zumindest nicht öffentlich verkünden. Lee sagt nur so viel: „Wir werden in aller Ruhe schauen, welcher Coach am besten passt. Unsere Philosophie ist es, den Fans offensives und erfolgreiches Eishockey zu bieten.“ Einer, auf den die Stellenausschreibung der Eisbären passen könnte, weil er nicht zuletzt schon mal als Assistenztrainer für Don Jackson in Berlin tätig war, ist Jeff Tomlinson. Der ehemalige Coach der Düsseldorfer EG und der Nürnberg Ice Tigers hat den Kontakt nach Berlin stets gehalten und wäre verfügbar. Auf Gedankenspiele dieser Art möchte sich Peter John Lee aber erst einmal nicht einlassen. Doch mit wem sich die Eisbären auch einig werden, er dürfte es schwer haben – zumindest, wenn er sich an der Bilanz seines Vorgängers orientiert.
Katrin Schulze