FC Schalke 04: Trainer Domenico Tedesco hat seinen Kredit verspielt
Trotz der Blamage gegen Düsseldorf verschaffte sich Tedesco Respekt. Und doch wird Schalke wohl bald einen Nachfolger präsentieren. Ein Kommentar.
Es sah stark nach Abschied aus, als Schalkes Trainer Domenico Tedesco nach dem blamablen 0:4 gegen Fortuna Düsseldorf minutenlang mit versteinerter Miene, Hände in den Hosentaschen, wie angewurzelt vor der Nordkurve stehen blieb. Später in der Mixed Zone sagte er zwar, dass er überhaupt nicht daran gedacht habe. Das ist ihm auch zu glauben. Und doch muss ihn irgendein Reflex dazu bewogen haben, sich den Fans zu stellen, die ihn wüst beschimpften und sogar mit Bechern bewarfen. Letztlich war es für beide Seiten keine schöne Situation, die Tedesco dennoch viel Respekt einbrachte. Respekt, der ihm nicht mehr helfen wird. Tedesco hat seinen Kredit verspielt.
Minutenlang standen der neue Sportvorstand Jochen Schneider, Tedesco und Aufsichtsratsboss Clemens Tönnies nach dem Spiel im Spielertunnel zusammen. Zuvor hatte sich der Schalker Trainer mit einem gehobenen Daumen von den Fans verabschiedet. Am Dienstag soll es eine letzte Aussprache geben, am selbigen Tag wird Schneider vorgestellt. Dass seine erste offizielle Amtshandlung eine Trainerentlassung sein wird, ist fast unumgänglich.
Feuerwehrmann-Variante gilt als wahrscheinlicher
Dabei hatten die Verantwortlichen gehofft, wie schon bei Tedescos Vorgängern André Breitenreiter und Markus Weinzierl, erst im Sommer einen Schlussstrich zu ziehen. Bei nur noch weniger als zwei Siegen Vorsprung auf den Relegationsplatz und dem sportlichen wie emotionalen Tiefpunkt gegen Düsseldorf wäre ein „weiter so!“ allerdings nicht mehr vermittelbar. Die Fantasie, wie die Mannschaft in dem Zustand ein Fußballspiel gewinnen soll, geht dem Betrachter aus.
Jochen Schneider wird sich wohl schon am Sonntag und Montag Gedanken machen, wie es in den kommenden Wochen weitergehen soll. Holt er einen Feuerwehrmann, der Schalke bis Sommer stabilisiert und die Klasse hält oder einen Trainer mit Perspektive? Letzteres wäre im Sommer sicher leichter. Vor allem wäre dann Noch-Wolfsburg-Trainer Bruno Labbadia frei – sein Name geistert seit Tagen durch Gelsenkirchen. Die Feuerwehrmann-Variante gilt als wahrscheinlicher. Wer auch immer die Schalke bis Juni als Trainer begleitet. Ein großes Ziel hat der Klub noch: den Sieg im DFB-Pokal. Denn dort steht Schalke 04 im Viertelfinale.