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Volles Programm. Fast 14.000 Zuschauer kamen am Tag der Deutschen Einheit nach Hoppegarten.
© Imago/Sorge

Hoppegarten am Tag der Deutschen Einheit: Trab oder Galopp? Hauptsache Spaß!

Die Rennbahn Hoppegarten erlebt zum Saisonende noch einmal einen stimmungsvollen Höhepunkt und feiert den Einheitstag auf sportliche Weise.

Die Hüpfburg drohte zu kentern. Jedenfalls hatten sich so viele Kinder an die Rückwand des aufgeblasenen Riesenkissens geklammert, dass es bedrohlich aussah – bedrohlicher, als es war. Denn so eine Hüpfburg, die wirft so schnell nichts um. Die steht immer wieder auf. Passt zur Galopprennbahn in Hoppegarten. Denn die erlebte am Montag wieder einmal eine kleine Renaissance. So voll wie beim Saisonhöhepunkt am Tag der Deutschen Einheit war es dort lange nicht mehr. Klar: Das Wetter war sehr familienfreundlich. 13.600 Zuschauer kamen.

Fettiges vom Imbiss, Bier aus dem Plastikbecher, die Spielplätze, die Wetten und als stringente Linie das immer wieder kehrende Kernprogramm, die Pferderennen. Hoppegarten begrüßt auch den Neuling sehr freundlich, hier muss Frau oder Mann kein Pferdesportexperte sein. So sagt am Montag ein kräftiger Herr am Stehtisch, laut eigener Aussage erst beim zweiten Bier: „Ich dachte, dass sei hier Trabrennen.“ Nein, das war Mariendorf. Ist aber egal, das Volk beim Volksfest hangelte sich am Montag nicht auf Biegen und Brechen nur am Rennprogramm entlang. Als gegen 17 Uhr der sportliche Höhepunkt, das Rennen um den „Preis der Deutschen Einheit“, ansteht, immerhin mit 75.000 Euro dotiert, traben viele Zuschauer Richtung Ausgang. Hoppegarten ist ja weit draußen.

Wem es vorrangig um das pünktliche Einnehmen des Abendbrotes daheim ging, der verpasste neben dem Rennen den Auftritt des Männerchors „Frohsinn 1880“ aus Neuenhagen. Die Herren intonierten vor dem spannenden 6. Rennen die Nationalhymne, waren allerdings kaum zu hören, da die Musikeinspielung von der Tribüne alles niederschmetterte. Außenseiter „Devastar“ mit Jockey Martin Seidl gewann dann das wichtigste Rennen des Tages. „Frohsinn 1880“ durfte noch mal die Hymne schmettern, nun war der Chor zu verstehen. Und Gerhard Schöningh, geschäftsführender Gesellschafter der Rennbahn, sagte stolz nach dem Tamtam zum Kernrennen: „Welch besseren Ort gibt es da als Hoppegarten um zu zeigen, wie Deutschland auch sportlich die Einheit feiern kann.“ Er sei „sehr glücklich“, sagte der Chef.

Hoppegarten spielt noch nicht in der obersten Liga

Weniger glücklich wäre Schöningh wohl gewesen, wenn er gehört hätte, was zu diesem Zeitpunkt etwa in einem landesweiten Radiosender in der Sportsendung Thema war. O-Ton: „Tag der Deutschen Einheit. Was passt das besser als das Thema Doping und DDR? Sonst sei ja nichts los in Berlin. Das stimmte eben nicht, aber das an vielen Stellen sichtbare mediale Desinteresse an Hoppegarten hat auch Ursachen. Der Höhepunkt der Galoppsaison fand nämlich am Montag nicht dort, sondern tags zuvor in Paris beim „Prix de l’Arc de Triomphe“ statt, höchstdotiertes Galopprennen in Europa. Hoppegarten, das ist eben mindestens eine Liga drunter. Selbst Sieger Seidl sagte, angesprochen auf die Wertigkeit seines Erfolges vom Montag „Mein Saisonhöhepunkt hatte ich im Derby.“ Dort, in Hamburg, wurde Seidl Dritter. „Aber es war wunderschön hier in Hoppegarten.“

Stimmt, das haben die meisten Menschen am Montag auf der Rennbahn sicher auch so empfunden. Sie sind ja auch rührig dort in Hoppegarten. Wer wollte, konnte einen sechsseitigen Fragebogen ausfüllen. Damit dann noch mehr auf die Wünsche der Kundschaft eingegangen werden kann. Unter den 25 (!) Fragen waren dann viele Familienfragen. Etwa die: „Wie beurteilen sie das „Kinderprogramm?“ Üblich, aber nicht leblos.

Als die Luft aus der Hüpfburg gelassen wurde, war der Renntag vorbei. Jetzt ist eben in Hoppegarten schon wieder die Luft raus: Es ist ein wenig unglücklich, wenn der Saisonhöhepunkt mit dem Saisonende zusammenfällt. Erst am 2. April 2017 geht es weiter in Hoppegarten.

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