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Zwei Fäuste für Union. Toni Leistner ist in Berlin zu einem der besten Verteidiger der Zweiten Liga gereift. Sein Abschied aus Dresden verlief 2014 nicht reibungslos.
© imago/Matthias Koch

Dynamo Dresden - Union Berlin: Toni Leistner spielt gegen die eigene Vergangenheit

Unions Verteidiger steht beim Spitzenspiel in Dresden eine emotionale Rückkehr bevor.

Es ist ein komisches Wochenende für Toni Leistner. Am Samstag reiste der Verteidiger des 1. FC Union Berlin mit seiner Mannschaft bereits nach Sachsen. In seiner Geburts- und Heimatstadt Dresden ist der Fußballer aber nur Gast, um an diesem Sonntag ab 13.30 Uhr im Zweitliga-Verfolgerduell auf Dynamo Dresden zu treffen. Ein leicht mulmiges Gefühl dürfte den Abwehrchef spätestens auf der Anfahrt zum Stadion beschleichen.

Erstmals spielt Leistner in Dresden gegen Dynamo. Es ist eine Premiere für den 26-Jährigen, erstmals muss er sich in der Kabine des Gegners umziehen. Und irgendwann muss er raus auf den frisch verlegten Rollrasen im Dresdner Stadion. Dort saß er einst mit seinem Vater als Zuschauer auf der Tribüne. Hier erlebte er am 23. April 2011 für Dynamo in der Drittligapartie gegen die Spielvereinigung Unterhaching (4:0) sein Pflichtspieldebüt im Profifußball.

Dynamos Fans glaubten, Leistner würde nach dem Abstieg bleiben

Leistner ist auf alles vorbereitet. Sein Bruder Peter hat im Dynamo-Fanforum gelesen, dass es auch ein Pfeifkonzert für Toni Leistner geben könnte. „Die Anspannung wird auch diesmal größer sein als beim Hinspiel. Ich bin gespannt, wie ich empfangen werde“, sagte Leistner. „Aber Pfiffe würden wehtun, weil ich mich für den Verein aufgeopfert habe. Im Endeffekt zählt das Hier und Jetzt. Und das ist der 1. FC Union.“

In Dresden hatte sich Leistner im Sommer 2014 nach dem Zweitliga-Abstieg in Richtung Berlin verabschiedet. Viele Dynamo-Fans waren sauer, weil sie vorher fest von einem Bleiben des Abwehrtalents ausgegangen waren. Sie waren einem Missverständnis aufgesessen. Ein Medium hatte seinerzeit geschrieben, dass Leistner in Dresden verlängern würde. „Das habe ich aber nie gesagt. Deswegen waren einige Fans sehr sauer. Ich musste meine Facebook-Seite damals schließen. Inzwischen gibt es die wieder, einige Dynamo-Fans sind auch dabei“, erzählt Leistner.

Zieht es Leistner nach England?

Bei Union ist er in den vergangenen drei Jahren zum Leistungsträger aufgestiegen. Vor wenigen Wochen rückte er für den nach Bielefeld abgewanderten Stürmer Sören Brandy in den Mannschaftsrat auf. Der Verein musste im Sommer 2016 darum kämpfen, dass der Abwehrchef seinen 2017 auslaufenden Vertrag wenigstens bis 2018 verlängert. Ob Leistner angesichts der sich wohl mehrenden Anfragen von Erstligisten auch in der kommenden Saison bei Union spielt, ist offen. Leistner macht keinen Hehl daraus, dass er in die Bundesliga will. Einem Wechsel nach England wäre der kopfballstarke Abwehrspieler auch nicht abgeneigt.

Der Mietvertrag seiner Wohnung endet am 31. Juli 2017. Weil das aber schon länger feststeht, muss das die Union-Fans noch nicht schrecken. Außerdem brauchen Toni Leistner und seine Frau Josefin nach der Geburt von Tochter Clara im Dezember ohnehin eine größere Bleibe. „Wir sind in Berlin auf der Suche. Wir schauen uns einige Eigentumswohnungen an“, sagt Leistner.

Es hört sich einfach an. Aber im Falle des Aufstieges von Union würde die Vertragsverlängerung mit dem Stammspieler wohl nur Formsache sein. Zumal Leistner dann auch weiter mit seinem Freund und Trauzeugen Sebastian Polter zusammenspielen könnte.

Im Aufstiegskampf will nun aber auch Leistners früherer Verein Dresden mitmischen. Bei einem Sieg würde Dynamo sogar an Union vorbeiziehen. „Dass Dresden jetzt so gut dasteht, überrascht mich. Das zeigt, was Trainer Uwe Neuhaus und Sportdirektor Ralf Minge für eine starke Mannschaft zusammengestellt haben und wie gut sie arbeiten“, sagt Leistner, der sich auf das Duell mit Freund und Dynamo-Stürmer Marvin Stefaniak freut.

Leistner kann in Dresden nicht nur auf die Unterstützung von 3000 Union-Fans zählen. Auch auf der Haupttribüne sitzen 24 Verwandte und Freunde. Der Vater und der Bruder von Leistner wollen sich sogar mit Union-Trikots in das Stadion wagen.

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