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Eigene Liga. Der 40 Jahre alte Tom Brady ist nun der älteste Quarterback, der jemals ein Play-off-Spiel gewann. Foto: Robert Deutsch/USA Today Sports/Reuters
© USA TODAY Sports

Play-offs in der NFL: Tom Brady: Aura der Erhabenheit

Tom Brady steht mit New England zum siebten Mal in Serie im Halbfinale der NFL. Nebenbei brach der Quarterback noch einen anderen Rekord.

Seitdem Brett Favre sein Geld nicht mehr als professioneller Football-Spieler verdient, ist es sehr ruhig um ihn geworden. Wenn sich der legendäre Quarterback dann aber zu Wort meldet, verhält es sich wie bei einer Sternschnuppe: Alle wollen dabei sein und zusehen – oder wenigstens zuhören. Im Normalfall bedeuten Fernsehauftritte und Live-Schaltungen mit dem 48-Jährigen fast immer, dass in der National Football League (NFL) gerade einer seiner zahlreichen Rekorde gebrochen wurde, die vermeintlich für die Ewigkeit bestimmt waren. Favre ist sozusagen das wandelnde Guinness-Buch der US-Profiliga. Am Wochenende hat die ergraute Football-Eminenz nun allerdings eine weitere Bestmarke verloren: Bis Samstag war er mit 40 Jahren und 99 Tagen der älteste Quarterback, der jemals ein Play-off-Spiel gewann. Dann kam Tom Brady und übertrumpfte den alten Rekord um 64 Tage.

Der Superstar der New England Patriots sieht auf der Zielgeraden seiner Karriere nicht halb so alt und angestrengt aus wie Favre seinerzeit, ihn umgibt eine geradezu furchteinflößende Aura der Erhabenheit. Zum x-ten Mal zu sehen war das am zurückliegenden Play-off-Wochenende, an dem die vier letzten Bewerber um die Teilnahme am Super Bowl (4. Februar) ermittelt wurden. Angeführt vom herausragenden Tom Brady (337 Yards Raumgewinn für drei Touchdown-Pässe) kamen die New England Patriots ihrer Favoritenrolle als einzige Mannschaft ganz souverän nach; 35:14 hieß es in der Nacht zu Sonntag deutscher Zeit gegen die Tennessee Titans. Damit steht das Team aus Boston zum siebten Mal in Folge im Halbfinale der NFL – eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit im US-Sport, der mit den Prinzipien der Gehaltsobergrenze und der alljährlichen Talentwahl von Nachwuchsspielern auf Chancengleichheit ausgelegt ist. Nur im Bundesstaat Massachusetts scheinen diese Gesetzmäßigkeiten außer Kraft gesetzt. „Die Patriots spielen seit Jahren in ihrer ganz eigenen Liga“, sagte TV-Experte und Ex-Profi Tony Romo.

Stefon Diggs sorgte für eine akustische Eruption in Minneapolis

Im Halbfinale am kommenden Wochenende empfängt New England nun die Jacksonville Jaguars. Der Mannschaft aus dem Sonnenstaat Florida gelang die größte Überraschung des Wochenendes: Bei eisigen Temperaturen von bis zu minus zwölf Grad setzte sie sich gegen die hochgehandelten Pittsburgh Steelers durch. 45:42 hieß es nach einem extrem spannenden Offensiv-Spektakel, wie man es nur ganz selten zu sehen bekommt, schon gar nicht in den Play-offs. Das Ergebnis mutete umso absurder an, weil die Jaguars in der Runde zuvor noch für den Langweiler schlechthin gesorgt hatten: einen 10:3-Sieg gegen Buffalo. Dank des neuerlichen Erfolgs steht Jacksonville erstmals seit 1999 wieder im Halbfinale.

Auf der anderen Seite des Spielbaums kommt es zum Halbfinalduell zwischen den Philadelphia Eagles und den Minnesota Vikings. In Philadelphia, der vielleicht sportverrücktesten Stadt der USA, herrschte absoluter Ausnahmezustand. Nach der Verletzung ihres Star-Quarterbacks Carson Wentz schien die Saison eigentlich so gut wie gelaufen für die Eagles. Dank ihrer starken Bilanz aus der regulären Saison (13 Siege, drei Niederlage) verdienten sie sich aber ein Freilos für die erste Play-off-Runde – und kämpften schließlich die Atlanta Falcons mit 15:10 nieder. Nick Foles, der Ersatzmann für Wentz, spielte dabei sehr solide, vor allem konnten sich die Eagles auf ihre Defense verlassen. Spannend bis zum Schluss war es auch in Minneapolis, der Heimat der Minnesota Vikings. Gegen die New Orleans Saints trug Stefon Diggs den letzten Pass des Spiels über 61 Yards in die Endzone und sorgte für eine akustische Eruption in Minneapolis, Endstand: 29:24.

Mit einem Sieg in Philadelphia könnte Minnesota nun Historisches erreichen: Bislang hat noch nie das Team den Super Bowl erreicht, in dessen Stadion das Endspiel stattfindet.

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