Tischtennis: Timo Boll scheitert überraschend im Achtelfinale
Auch im vierten Anlauf hat Timo Boll seine erste Einzel-Medaille bei Olympischen Spielen verpasst: Der Tischtennisstar verlor im Achtelfinale gegen seinen Angstgegner Adrian Crisan.
Timo Boll machte sich ganz lang, er streckte seinen linken Arm so weit er nur konnte. An den Rückhandball des Rumänen Adrian Crisan kam er aber nicht mehr heran. Crisan brüllte seine Freude heraus, Boll ließ den Kopf hängen, auf der Betreuerbank ging der Blick von Bundestrainer Jörg Roßkopf wie versteinert ins Nichts. Nach dem 1:4 war der Rekordeuropameister im Tischtennis bereits im Achtelfinale ausgeschieden, sein Traum von einer olympischen Einzelmedaille bleibt unerfüllt.
„Ich könnte losheulen, aber ich probiere lieber, mich zusammenzureißen“, sagte Boll. Schon vor vier Jahren in Peking war er im Achtelfinale ausgeschieden, damals ebenfalls gegen einen in der Weltrangliste hinter ihm geführten Spieler, den Südkoreaner Oh Sang Eun. „In Peking konnte ich schon zwei, drei Stunden nach der Niederlage wieder lachen, weil wir davor Silber mit der Mannschaft gewonnen hatten. Heute fühlt es sich dagegen richtig schlecht an“, sagte Boll, „die nächsten zwei, drei Tagen werden sehr hart.“
Crisan gehört zu den stärksten europäischen Spielern und zu denen, gegen die Boll weniger gerne spielt. In London war Crisan ihm im Aufschlag-Rückschlag-Spiel überlegen. Boll konnte seine Aufschläge nicht wie gewohnt platzieren, und Crisan antwortete oft mit einem unangenehmen Rückschlag. Boll verlor den ersten Satz 9:11, glich dann mit 11:8 aus, musste aber den psychologisch wichtigen dritten Satz trotz mehrerer Satzbälle mit 13:15 abgeben. Die beiden letzten Durchgänge verlor Boll 10:12 und 6:11. „Ich bin einfach verkrampft. Ich hatte auch kleine Chancen, aber gegen einen Gegner, der so stark spielt, muss ich sie einfach nutzen.“ Crisan sagte: „Heute ist wirklich alles für mich gelaufen.“ Der Rumäne hatte sich mit der deutschen Mannschaft auf Olympia vorbereitet und in einem Testturnier 1:4 gegen Boll verloren.
„Ich habe mich eigentlich gut gefühlt“, sagte Boll, „so wie vor der WM in Rotterdam auch.“ Da hatte er im vergangenen Jahr Bronze gewonnen. „Wie es heute gelaufen ist, war typisch für mich bei Olympia. Ich habe einfach nicht den Weg gefunden, um über mich hinauszuwachsen.“
Jetzt müsste es umgekehrt laufen wie vor vier Jahren. Nach der Enttäuschung im Einzel der Erfolg mit der Mannschaft. Dabei wird vor allem Dimitrij Ovtcharov helfen, der den Österreicher Chen Weixing 4:0 besiegte und im Viertelfinale am Dienstagabend auf den Dänen Michael Maze trifft. Was Ovtcharov in der Nacht machen wird, ist nun klar: „Ich träume von einer Medaille.“