Hannover 96: Thomas Schaaf und die Lust auf die Last
Letzte Chance für Thomas Schaaf? Bei Hannover 96 muss sich der 54-Jährige beweisen. Doch nicht nur der Trainer steht unter Druck. Für Klubchef Martin Kind gilt das mindestens genauso. Ein Kommentar.
Thomas Schaaf und Hannover, das könnte passen. Die Stadt ähnelt ja auch ein bisschen Bremen, wo sich Schaaf als Trainer 14 Jahre wohl fühlte. Die Attribute passen: norddeutsch, unaufgeregt, solide, ein bisschen spröde und etwas langweilig vielleicht auch. Hessen gelten zwar auch nicht gerade als heißblütig, aber gepasst hatte es für Schaaf dennoch nicht bei Eintracht Frankfurt, wo er nach nur einem Jahr im Sommer zurücktrat. Heute wird ihm manch ein Fan in Frankfurt nachweinen, wo sie weiter im Mittelmaß festhängen, aber längst nicht mehr so viel Lust bereiten wie Schaafs Fußball mit den vielen Toren und Gegentoren.
Diese Art von Fußball kann aber auch zur Last werden, ebenso wie Schaafs eigenwillige Art, die nicht zu jedem Verein passt. Genau genommen hat sie bisher nur zu Werder Bremen gepasst. Für den 54-Jährigen ist Hannover wohl die letzte Chance, in der Bundesliga zu beweisen, dass sein Stil noch modern ist und er andernorts langfristig Erfolg haben kann.
Erfolg, das heißt bei Vereinen mit Budgets wie Frankfurt oder Hannover unterhaltsames Mittelmaß mit Ausflügen in die Europapokalregion. Derzeit ist 96 aber Vorletzter, hat die meisten Niederlagen und die zweitmeisten Gegentore kassiert. Und leistet sich nun Thomas Schaaf.
Genauer gesagt leistet sich Martin Kind einen von ihm geschätzten Trainer. Zuletzt hat sich der Mäzen aber einige Fehleinschätzungen bei Trainern, Managern und Neuzugängen geleistet. Irrt er sich erneut, könnte der schlechtesten Hinrunde seit dem Wiederaufstieg 2002 der Abstieg folgen. Nicht nur Schaaf sollte sich also bei 96 beweisen, sondern auch Kind muss zeigen, dass sein Gutsherren-Stil überhaupt noch in die Bundesliga passt.