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Trifft wieder: Thomas Müller.
© dpa

WM-Qualifikation: Thomas Müller müllert wieder

Gegen Norwegen beendet Thomas Müller seine Durststrecke und beweist wieder, dass Weltturniere ihm einfach liegen.

Thomas Müller ist nicht nur ein lustiger Geselle, er ist vor allem ehrgeizig. Insofern kann man sich vorstellen, wie sehr ihn die Debatten während der EM-Turniertage von Frankreich gedrückt haben, wenngleich er das öffentlich niemals zugegeben hat. Gierig bleiben, und positiv. Das ist die Einstellung, mit der Thomas Müller seine Torlosigkeit bezwungen hat. Sonntagabend in Oslo, zum Auftakt der WM-Qualifikation, hat der 26 Jahre alte Münchner zwei Tore zum 3:0-Sieg über Gastgeber Norwegen erzielt und das zwischenzeitliche 2:0 durch Joshua Kimmich glänzend vorbereitet.

Vor allem sein frühes Führungstor bescherte der deutschen Fußball-Nationalelf einen letztlich unaufgeregten Abend und einen optimalen Start in die Mission Titelverteidigung. Im Sommer 2018 möchte der Weltmeister von 2014 seinen Titel in Russland erfolgreich verteidigen. Es war ein Treffer aus dem Gewühl heraus, ein echtes Thomas-Müller-Tor. Es war sein erstes Tor in einem Pflichtspiel für das Nationalteam seit dem 11. Oktober 2015. Damals traf er beim 2:1-Sieg in der EM-Qualifikation gegen Georgien.

Müller ist nie ins Zweifeln geraten

„Ich bin einfach drangeblieben“, sagte Müller hinterher in den Katakomben des Ullevaal-Stadion. „Man muss an seine Mitspieler glauben, an sich glauben.“ Müller reagierte erleichtert auf das Ende seiner Torflaute. Man habe dann einfach seine Ruhe und könne sich „mit den Jungs aufs Fußballspielen konzentrieren“, sagte er. „Manchmal hat man Glück und trifft eine richtige Entscheidung, der Pass muss kommen. Aber ich habe nie an der grundsätzlichen Qualität meines Abschlusses gezweifelt“, sagte Müller, der das Spiel entscheidend geprägt hatte.

Elf Monate hatte Thomas Müller im Nationaltrikot nicht mehr getroffen in einem Pflichtspiel. Bei der trägen EM in Frankreich war er zu einer Art Sinnbild der deutschen Harmlosigkeit vor des Gegners Tor trotz aller spielerischen Überlegenheit geworden. Null Tore in sechs Turnierspielen, dazu ein verschossener Elfmeter im Viertelfinale gegen Italien. Andere wären ins Grübeln oder ins Zweifeln geraten. Nicht aber Müller. Den Glauben an sich hatte er auch während des Turniers nie verloren. Er wirkte unverkrampft und positiv. „Es kommen immer neue Möglichkeiten, und irgendwann fallen die Dinger auch wieder ins Tor“, sagte er.

„Es ist ja wieder WM-Zeit, WM-Qualifikation. Da trifft er sowieso regelmäßig“, sagte Joachim Löw launig über seinen erfolgreichen Torschützen. 2010 und 2014 traf Müller bei den WM-Endrunden jeweils fünfmal, bei zwei Europameisterschaften (2012, 2016) nicht einmal.

Mario Götze hatte einen schweren Stand gegen Norwegen

Doch rechtzeitig zum Start in die WM-Qualifikation ist ein Ruck durch die Nationalelf gegangen. „Die Mannschaft hat die Vorgaben gut umgesetzt. Wir haben dieses Spiel souverän gestaltet, hatten eine gute Raumaufteilung und in vielen Phasen Zug zum Tor“, sagte der Bundestrainer.

„Es hätte auch ein schwieriges Spiel werden können, aber wir haben es gut und konzentriert gemacht“, sagte der deutsche Innenverteidiger Mats Hummels. Das deutsche Team drückte von Beginn an aufs Tempo, hatte eine gute Präsenz im gegnerischen Strafraum und spielte insgesamt zwingender als noch bei der EM. „Es wäre mir lieber gewesen, er hätte bei der EM das eine oder andere Tor geschossen hat“, sagte Löw lächelnd, um dann ernst anzufügen: „Es freut mich einfach für Thomas. Man hatte das Gefühl, dass er am Ende nicht mehr ganz frei im Kopf war. Deswegen war das heute eine Befreiung für ihn und für uns.“

Während Thomas Müller sich in Oslo selbst befreite, erfüllten sich die Hoffnungen für Mario Götze nicht. Der Dortmund-Rückkehrer hatte als Sturmspitze einen schweren Stand in der kantigen norwegischen Abwehr. „Es ist klar zu sehen, dass er noch nicht über diese Spielpraxis verfügt“, sagte Löw, der Götze auf einem guten Weg wähnt: „Ich sehe im Training immer wieder sehr gute Phasen. Ich sehe auch wieder ein Lächeln auf seinem Gesicht. Er hat wieder viel Freude am Spiel.“

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