Olympia-Vergabe an Paris und Los Angeles: Thomas Bachs Wahlprogramm
Die Doppelvergabe der Sommerspiele 2024 und 2028 freut nicht nur die Ausrichter Paris und Los Angeles - sondern auch IOC-Präsident Thomas Bach. Ein Kommentar.
Nun können sich alle feiern lassen: in Paris, in Los Angeles – und in Lausanne. Die Franzosen dürfen wie gewünscht die Olympischen und Paralympischen Spiele 2024 austragen. Die US-Amerikaner müssen zwar vier Jahre länger darauf warten, werden dafür aber fürstlich entschädigt: bis zu 1,7 Milliarden Euro erhält Los Angeles aus den Einnahmen des Internationalen Olympischen Komitees (IOC) durch Fernsehrechte und Sponsoren. Signifikant mehr als Paris – und vor allem bekommt LA schon jetzt rund 135 Millionen Euro, die es für den Jugendsport überall in der kalifornischen Metropole ausgeben darf.
Doch vor allem kann sich Thomas Bach in der IOC-Zentrale in der Schweiz freuen. Der Präsident des IOC hat die Doppelvergabe energisch vorangetrieben. Schließlich stand der Würzburger unter Druck, endlich einmal wieder vorzeigbare Olympia-Städte zu präsentieren. Nachdem er zuvor zahlreiche Rückzieher bei den Olympia-Bewerberstädten und den enttäuschenden Vergabeprozess für die Winterspiele 2022 hinnehmen musste, als lediglich Peking und Almaty als Kandidaten übrig blieben und viele traditionelle europäische Wintersportorte ausgestiegen waren.
Paris und Los Angeles planen mit einem eher überschaubaren Budget von 4,5 bis 6,2 Milliarden Euro
Jetzt hat Bach, was er wollte. Die Sommerspiele gehen wieder in die westliche Welt. Dahin, wo viele der Olympia-Sponsoren sitzen und vor allem der US-Fernsehsender NBC, mit dem das IOC den teuersten Rechtevertrag abgeschlossen hat.
Außerdem kommen Paris und Los Angeles mit ihren Konzepten Bachs Reformagenda sehr nah. Beide Städte wollen viele bestehende Sportstätten nutzen und die Kosten überschaubar halten: Paris und Los Angeles planen mit einem Budget von 4,5 bis 6,2 Milliarden Euro. Im Vergleich zu den vor Gigantismus nur so triefenden Winterspielen von Sotschi 2014, die Russland offenbar bis zu 50 Milliarden Euro kosteten, ist dieser Ansatz auch den Menschen in Frankreich und den USA besser darstellbar.
Doch Bach tut das alles nicht nur, weil er auf die Stimmen aus den westlichen Demokratien hört. Er verfolgt natürlich auch eigene Ziele. Bach will wiedergewählt werden. Und für den 63-Jährigen, seit 2013 IOC-Präsident, dürfte mit solch einer Erfolgsmeldung bei der Doppelvergabe eine zweite Amtszeit ab 2021 durchaus näher rücken.