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Tayfun Korkut hat es bisher nirgendwo lange ausgehalten - das muss er in Berlin aber wohl auch gar nicht.
© Imago

Neuer Trainer für Hertha BSC: Tayfun Korkut ist keine schillernde, aber eine pragmatische Lösung

Der Name Tayfun Korkut löst bei Hertha-Fans keine Ekstase aus. Und doch könnte der neue Coach der taumelnden Hertha kurzfristig helfen. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Stefan Hermanns

Fredi Bobic ist noch nicht lange als Geschäftsführer Sport für Hertha BSC tätig. Im Juni hat er seine Tätigkeit begonnen, und möglicherweise befindet er sich immer noch in einer Art Findungsphase. Aber erste Erkenntnisse, warum es für den Berliner Fußball-Bundesligisten in der jüngeren Vergangenheit nicht so gelaufen ist, wie es eigentlich hätte laufen sollen, die hat Bobic natürlich längst gewonnen.

So hat er bei jeder sich bietenden Gelegenheit darauf hingewiesen, dass ein Verein, der sich quasi permanent im Umbruch befindet und in dem auf den entscheidenden Positionen keine Kontinuität herrscht, nur schwer zur Ruhe findet.

Allein fünf Trainer haben sich seit dem Sommer 2019 bei und an Hertha probieren dürfen. Viel zu viele, hat Bobic immer wieder gesagt. An diesem Montag nun hat er den sechsten Trainer seit dem ersten Abschied von Pal Dardai ins Amt gehievt.

Das späte Ausgleichstor der Augsburger am Samstag hat Hertha also nicht nur zwei wichtige Punkte im Abstiegskampf gekostet, sondern den treuen Pal auch seinen Job als Cheftrainer.

So einfach ist es natürlich nicht. Fredi Bobic, der bisher nicht im Ruf stand, ein Trainerkiller zu sein, macht eine solch gravierende Entscheidung nicht von einem einzigen Tor abhängig. Es ist vielmehr so, dass das 1:1 der Augsburger ihm eine gute Gelegenheit eröffnet hat, das zu tun, was er offenbar schon länger im Sinn hatte.

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Pal Dardai ist Herthaner durch und durch, er hat die Mannschaft im Frühjahr unter besonders komplizierten Bedingungen vor dem Abstieg gerettet – und trotzdem war der Ungar für Bobic nie die Wunschlösung auf dem Trainerposten.

Herthas Sportgeschäftsführer war noch gar nicht offiziell im Amt, da gab es bereits erste Gerüchte, dass er schon andere Trainer im Auge habe, eine große Lösung für den gernegroßen Verein. Solche Gerüchte hatten und haben nach allem, was man weiß, durchaus einen Bezug zur Realität. Dass Dardai am Ende trotzdem im Amt bleiben durfte, war vor allem eine pragmatische Entscheidung.

So wie auch jetzt die Entscheidung für Dardais Nachfolger Tayfun Korkut vor allem eine pragmatische ist. Natürlich ist Korkut nicht der schillernde Name, der das grummelnde Hertha-Umfeld in Ekstase versetzt. Im Gegenteil. Die öffentlichen Reaktionen reichen eher von Scham bis Bestürzung.

Korkut soll Hertha unfallfrei durch die Saison bringen

Korkut ist lediglich der Mann für den Übergang. Er soll den letzten Job, den Bobic Dardai für diese Spielzeit eigentlich noch zugestanden hatte, erfolgreich zu Ende führen: die Mannschaft halbwegs unfallfrei durch die Saison bringen, so dass im nächsten Sommer ein großer Trainer den Laden übernehmen und von null anfangen kann.

Das ist angesichts der Tabellenkonstellation nicht ohne Risiko, weil der in sich unausgegorene Kader und die immer noch wacklige Mannschaft sich jetzt wieder auf einen neuen Chef und eine neue fußballerische Idee einstellen müssen. Und auch der bisherige Lebenslauf von Tayfun Korkut nährt zumindest Zweifel. Lange ausgehalten hat er es bisher bei keinem Verein.

Zur ganzen Wahrheit gehört allerdings auch, dass Korkut in den ersten Monaten oft durchaus erfolgreich war; dass er taumelnde Mannschaften (Hannover 96, VfB Stuttgart) stabilisiert und auch tabellarisch nach vorne gebracht hat. Bergab ging es für ihn und mit ihm immer erst im zweiten Jahr. Aber dann wird Tayfun Korkut ja nicht mehr für Hertha BSC tätig sein.

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