Berliner Pokal-Finale: Tasmania verpasst die Überraschung gegen FC Viktoria
Nach großem Kampf unterliegt Tasmania Berlin dem Viertligisten FC Viktoria mit 1:2. Am Ende des Spiels geht es turbulent zu.
Auf einem weißen Podest thronte der Pokal. Die Strahlen der Berliner Abendsonne trafen ihn so günstig, dass er in einem satten Gold leuchtete. Der Pressesprecher des FC Viktoria 1889 Berlin war von seinem Anblick derart entzückt, dass er vor dem Verlesen der Aufstellung den eigenen Fans entgegen rief: „Und hier kommt die Mannschaft, mit der wir uns den Pokal holen.“
Gut 90 Minuten später stemmten Viktorias Spieler die Trophäe tatsächlich in die Luft, doch so einseitig wie Viktorias Pressesprecher und wohl auch viele Zuschauer zu Beginn vermuteten, verlief das Endspiel um den Berliner Vereinspokal nicht. Viertligist Viktoria musste sich gegen den zwei Klassen tiefer spielenden SV Tasmania mächtig anstrengen, am Ende gelang ein knapper 2:1 (1:0)-Sieg. Damit darf Viktoria als Berliner Vertreter am DFB-Pokal teilnehmen. In der ersten Runde geht es dort Mitte August gegen den Bundesligisten Eintracht Frankfurt. Einahmen um die 100 000 Euro sind Viktoria sicher. Entsprechend ausgelassen feierten Spieler und Verantwortliche auf dem Platz.
Tasmania vergisst das Toreschießen
Ihre Gegner von Tasmania sanken mit dem Schlusspfiff zu Boden. Sie hatten hervorragend gespielt und nur vergessen, sich mit mehr Toren zu belohnen.
Vor dem Spiel galt Viktoria als klarer Favorit, aber schon nach wenigen Minuten wurde deutlich, dass der Zwei-Klassen-Unterschied nur auf dem Papier bestand. Tasmania verfügt über eine im Laufe der Saison aufgerüstete Mannschaft mit vielen ehemaligen Viertliga-Spielern. Die zeigten sofort, dass sie ebenbürtig sind und kombinierten sich geschwind durchs Mittelfeld. Kevin Gempf und Walid Enani hätten Tasmania früh in Führung bringen können. Auf der Tribüne waren Tasmanias Fans in der Überzahl. Sie riefen: „Ra Ra Ra, Tas-ma-ni-a“ und sorgten so wenigstens für etwas Stimmung im mit 3468 Zuschauern leeren Jahnsportpark, der Platz für knapp 20 000 Fans bietet.
Trainer Njue ahnte Böses
Still wurde es unter den Tasmania-Fans nach ziemlich genau einer halben Stunde. Tasmanias Trainer Abu Njie schien das Unheil zu ahnen. Er sprang blitzartig von seinem Stuhl auf, schrie und gestikulierte wild. Doch alles Rufen half nichts. Viktorias aufgerückter Verteidiger Murat Doymus verwandelte einen Eckball mit dem Kopf zur 1:0-Führung. „Wenn wir gegen Viktoria in Rückstand geraten, wird es für uns beinahe unmöglich, noch zu gewinnen“, hatte Njie vor dem Spiel gesagt. Er sollte Recht behalten. Viktoria wurde immer sicherer und war bei Standards überlegen. Nach etwas mehr als einer Stunde konnte Tasmanias Torhüter Robert Schelenz einen per Kopf verlängerten Freistoß nur vor die Füße von Tim Lensinger abwehren, der zum 2:0 traf. Als Tasmanias Salvatore Rogoli zwölf Minuten vor dem Ende per Elfmeter verkürzte, wurde es noch spannend und chaotisch. Viktorias Kapitän Ümit Ergirdi ließ sich gegen Spielende zu einer Tätlichkeit hinreißen, Tasmanias Trainer Njie grätschte einen gegnerischen Spieler um, als der den Ball holen wollte und wurde ebenfalls verwiesen. Beim Gang in die Katakomben blitze ihm gold leuchtend der Pokal entgegen.
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