Tischtennis-WM: Tag der WM-Extreme: Sieg und Aus für Boll
Es war ein Tag der großen Erfolge und bitteren Enttäuschungen bei der Tischtennis-WM. Im Doppel schied Timo Boll aus, im Einzel kam er weiter.
Die Enttäuschung über das spektakuläre Ausscheiden der Doppel-Attraktion Timo Boll und Ma Long haben die deutschen Tischtennis-Stars schnell wieder verdaut. Bei den Weltmeisterschaften in Düsseldorf zogen am Donnerstag mit Boll selbst, Dimitrij Ovtcharov und Ruwen Filus gleich drei Spieler im Einzel in die dritte Runde ein. Kristin Silbereisen steht bei den Frauen sogar im Achtelfinale. Dazu ist dem deutschen Team am vierten Tag dieser Heim-WM die erste Medaille sicher: Petrissa Solja und der Chinese Fang Bo erreichten im Mixed das Halbfinale. Bronze ist ihnen nicht mehr zu nehmen.
„Ich bin sicher, dass er jetzt auch Gold gewinnen will mit mir“, sagte Solja über ihren chinesischen Partner. Zuletzt hatten das Ehepaar Diane und Eberhard Schöler 1971 eine deutsche WM-Medaille im Mixed geholt. Solja war noch am Vorabend im Einzel ausgeschieden, stand am Donnerstag aber schon wieder dreimal am Tisch. Mit Fang Bo besiegte sie Chuang Chih-Yuan und Chen Szu-Yu aus Taiwan (4:0) und die schwedischen EM-Zweiten Matilda Ekholm und Mattias Karlsson (4:1). Im Doppel mit Sabine Winter schied die 23-Jährige aber aus.
Boll und Ovtcharov sind im Einzel nur noch zwei Siege von einem möglichen Viertelfinale gegen einen der Top-Favoriten aus China entfernt. Europas Nummer eins gewann am Abend mit 4:1 gegen den Engländer Paul Drinkhall. „Das ist nur eine kleine Zwischenstation. Die Gegner werden immer schwerer“, sagte Ovtcharov danach.
In die dritte Runde folgen konnte ihm und Boll nur der 29 Jahre alte Filus vom TTC Fulda-Maberzell folgen. Er schlug den Portugiesen Joao Geraldo mit 4:1. Ricardo Walther und Bastian Steger schieden aus.
Boll besiegte den Bundesliga-Profi Jakub Dyjas aus Polen mit 4:0, trifft am Freitag aber nicht wie erhofft auf seinen Nationalmannschafts-Kollegen Patrick Franziska, sondern auf Woojin Jang aus Südkorea. Die Nummer 39 der Weltrangliste verhinderte ein deutsches Drittrunden-Duell, indem er Franziska mit 4:0 ausschaltete.
„Ich kann nur mein Bestes geben und hoffen, dass ich am Ende weit komme“
„Ich kann nur mein Bestes geben und hoffen, dass ich am Ende weit komme“, sagte Boll. Seine besondere Leistung bestand am Donnerstag darin, sein Einzel nur zwei Stunden nach einer epischen Niederlage im Doppel gewonnen zu haben. Boll und Einzel-Olympiasieger Ma Long auf der einen Seite, Chinas Top-Favoriten Fan Zhendong und Xu Xin auf der anderen: Das war bereits im Achtelfinale das vorweggenommene Endspiel und der bisherige Höhepunkt dieser WM. Am Ende siegten die Chinesen mit 4:1 und Boll sagte geknickt: „Der Doppel-Wettbewerb ist für mich vermutlich die größte Chance gewesen, eine Medaille zu gewinnen.“
Das „Legenden-Paar“, wie Boll und Ma Long vom Weltverband ITTF bezeichnet wird, bot den gut 6000 Zuschauern großartige Unterhaltung. „Es war ein sehr hochklassiges Spiel. Aber die Chinesen waren einfach einen Tick besser“, sagte Bundestrainer Jörg Roßkopf.
Für den 36 Jahre alten Boll war es vermutlich die letzte Chance, seine erfolgreiche Karriere mit einem WM-Titel zu veredeln. Bereits bei der WM 2015 hatten er und Ma Long das Pech, schon in der zweiten Runde auf die späteren Weltmeister zu treffen. Und weil auch das deutsch-dänische Europameister-Duo Patrick Franziska/Jonathan Groth mit 3:4 den Weißrussen Pawel Platonow/Wladimir Samsonow unterlag, stellte Roßkopf hinterher mit Bedauern fest: „Wir haben zwei Doppel verloren, die hier hohe Ziele hatten. Aber so ist das bei einer WM.“
Ein großer Erfolg aus deutscher Sicht ist dagegen, dass Kristin Silbereisen durch einen 4:2-Sieg gegen die Südkoreanerin Zion Lee die Runde der besten 16 erreichte. Dort spielt die deutsche Meisterin am Freitag gegen die Weltranglisten-Vierte Tianwei Feng aus Singapur. (dpa)