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Eingenickt mit Technik? Am Sonnabend spielte Marco Reus noch für Dortmund und traf gegen die Bayern per Kopf.
© REUTERS

FC Bayern München gegen Borussia Dortmund: Tag der Gesten

Der FC Bayern München arbeitet mit dem Werben um Marco Reus weiter an der Schwächung von Borussia Dortmund - und nervt Spieler und Verantwortliche beim Bundesliga-Rivalen.

Am Ende war es wie ein Treffen alter Kumpel. Der Weg von Jürgen Klopp führte nach dem Schlusspfiff schnell zu seinen früheren Schützlingen. Herzlich umarmte er Robert Lewandowski und Mario Götze. Etwas entfernt davon unterhielt sich Arjen Robben mit dem Torhüter von Borussia Dortmund. Was der Niederländer am frühen Samstagabend nach 90 unterhaltsamen Minuten auf dem Rasen der Münchner Arena mit Roman Weidenfeller zu bereden hatte, verriet er nicht, aber dass er dies als respektvollen Umgang verstanden haben will. „Man muss auch als Gewinner fair sein“, sagte Robben nach dem 2:1-Sieg im Bundesliga-Spitzenspiel des FC Bayern München gegen Borussia Dortmund.

Dass dies in der Regel nach einem Sieg leichter fällt, vergaß er in diesem Moment offenbar. Allerdings gab es am Samstagabend noch mehr dieser freundlichen Gesten. Lewandowski zum Beispiel verzichtete auf einen extrovertierten Jubel bei seinem Ausgleichstor gegen die ehemaligen Kollegen, sondern genoss eher still. Den Treffer, so sagte er hinterher, widme er seinem verstorbenen Vater. Robben hob später dann auch noch die Klasse des Gegners hervor. „Es ist immer ein Spiel auf Augenhöhe, weil Borussia Dortmund eine super Mannschaft bleibt.“ Aber der Schütze des Siegtreffers wollte dies auch nicht missverstanden wissen. „Mitleid muss man nicht haben.“

Der FC Bayern München befeuert das Duell mit Borussia Dortmund zusätzlich

Der FC Bayern München ist weit davon entfernt, dem schwächelnden Widersacher zu helfen. Im Gegenteil, die Münchner befeuern immer wieder gerne das Duell, zuletzt war es das latente oder auch schon sehr konkrete Interesse an Marco Reus, das den Konkurrenten aus Westfalen verärgert hatte. Der Nationalspieler ist eines der letzten Juwele jenes BVB-Teams, das in den vergangenen vier Jahren den Münchnern sportlich alles abverlangt hatte. Er wäre nach Mario Götze 2013 und Robert Lewandowski in diesem Sommer der dritte Eckpfeiler von Borussia Dortmund, der zum Konkurrenten abwandern würde. Allerdings sind sich die Verantwortlichen des BVB sicher, dass eine Entscheidung noch nicht gefallen sei. Die, das weiß Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke, hänge sehr von der sportlichen Perspektive ab. „Unsere momentane Situation ist da ein bisschen gegenläufig“, sagte er am Sonntag im „Doppelpass“ bei Sport 1. Es werde deutlich schwerer, gibt er zu, Reus zu halten, wenn sich Borussia Dortmund nicht für die Champions League qualifiziere.

Der Umworbene selbst verließ wortlos die Arena, in der er womöglich im kommenden Jahr regelmäßig spielen wird. An dem Tag der Gesten steuerte aber auch Reus eine sehr aussagekräftige bei. Nach seinem Führungstreffer hielt er sich beide Ohren zu, als wollte er sagen, dass er das Gerede und Gezerre um seine Person nicht mehr hören könne. Da erging es ihm so wie Sportdirektor Michael Zorc und Trainer Jürgen Klopp, die Fragen zu Reus genervt abwimmelten.

Die offene Personalie und die Unruhe, die der FC Bayern München herbeigeführt hatte, ist aber nur eine der „vielen Baustellen“, die Jürgen Klopp beim BVB sieht. Dazu gehört seit Samstag auch wieder Mats Hummels, der nach einer grandiosen Leistung in der Halbzeit ausgewechselt werden musste und wegen einer Bänderdehnung im rechten Fuß rund drei Wochen ausfallen wird.

Fünf Spiele haben die Westfalen nun nacheinander verloren. Sie liegen 17 Punkte hinter den Bayern und zehn hinter einem Champions-League-Platz. Trotzdem galt die Partie beim Tabellenführer in der öffentlichen Wahrnehmung noch immer als Spitzenspiel. Tatsächlich traten die Dortmunder dann auch so auf wie in den vergangenen Duellen mit dem FC Bayern München, zumindest eine Stunde lang. Dass seine Mannschaft trotz eines der bisher attraktivsten Spiele dieser Saison mittendrin im tabellarischen Existenzkampf steckt, ist für Jürgen Klopp „eine verrückte Situation“ – und eine gefährliche noch dazu. Denn Borussia Dortmund weiß im Gegensatz zu Freiburg oder neuerdings dem VfB Stuttgart und dem Hamburger SV nicht, wie Abstiegskampf funktioniert.

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