VfB Stuttgart - Hamburger SV 2:1: Stuttgarts Affentanz lässt den HSV weiter zittern
Im Zitterduell der Traditionsvereine hat der VfB Stuttgart einen riesigen Schritt in Richtung Klassenverbleib gemacht und die Abstiegssorgen des Hamburger SV massiv vergrößert - die Labbadia-Elf enttäuscht.
Die Stuttgarter Fans in der Cannstatter Kurve waren alle in weißer Kleidung erschienen. Das sollte Zusammenhalt zeigen, nach dem Motto: Gemeinsam ist alles möglich. So engagiert und entschlossen wie die Anhänger agierte auch die Mannschaft des VfB. Die Stuttgarter gewannen gegen den Hamburger SV mit 2:1 (2:1) und erhöhten damit die Chancen auf den Klassenverbleib. Christian Gentner und Martin Harnik drehten mit ihren Toren den zwischenzeitlichen Rückstand durch Hamburgs Gojko Kacar. Die Schwaben vergaben vor 60.000 Zuschauern sogar noch zahlreiche hochkarätige Chancen und waren die eindeutig dominierende Mannschaft. Beim HSV verhinderte der frühere Nationaltorwart René Adler mit vielen Paraden ein mögliches Debakel.
Es dauerte jedoch einige Minuten, bis sich die Stuttgarter von Gojko Kacars Führungstreffer erholt hatten. 15 Minuten lang waren die besonderen Qualitäten des Serben das große Hamburger Thema. Denn Kacar traf im dritten Spiel in Folge und schien beim HSV auf dem besten Weg, sich aufgrund der jüngsten Verdienste einen neuen Vertrag zu verdienen, eigentlich sollte der Mittelfeldspieler den Klub verlassen.
Der VfB dominierte früh das Spiel
Aber Christian Gentner löste Kacar nach knapp einer halben Stunde als Hauptdarsteller des Spiels ab: Er schoss eine Flanke von Daniel Schwaab an Adler vorbei ins Hamburger Tor. Nun waren es die Hamburger, die die Linie verloren. Adler musste erneut gegen Gentner retten, und dann erzielte Martin Harnik das 2:1. Den Gästen fiel es nun schwer, sich überhaupt noch aus der eigenen Hälfte zu befreien. Und die Stuttgarter erhöhten noch einmal den Druck, die HSV-Abwehr wackelte bedenklich.
Schon vor der Führung des HSV dominierte der VfB das Spiel, kam aber nach Kacars Treffer aus dem Rhythmus. Nutzen konnten die Hamburger die VfB-Verwirrung nicht. Mittelstürmer Pierre-Michel Lasogga kam kaum einmal an den Ball, nachdem er wegen einer Schulterverletzung in der Anfangsphase kurz vor der Auswechslung gestanden hatte.
Hamburgs Trainer Labbadia zunehmend nervöser
Nach Harniks Tor zum 2:1 hatte sich auch die Stimmung in der ausverkauften Stuttgarter Arena grundlegend gedreht. Die Stuttgarter führten als Jubel-Choreografie einen Affentanz wie aus dem Dschungelbuch vor und erinnerten damit an die Reaktion ihres Trainers Huub Stevens im Training am vergangenen Donnerstag. „Ihr seid Affen. Das seid ihr“, soll er gerufen haben, was Stevens jedoch in der Form bestreitet. „So habe ich das nicht gesagt“, behauptete der Niederländer. Verunsichert wirkte die Mannschaft nach dem Anpfiff ihres 61-jährigen Trainers jedenfalls nicht.
Die Stuttgarter blieben die bessere Mannschaft – der HSV war die meiste Zeit damit beschäftigt, ein weiteres Gegentor zu verhindern. Hamburgs Trainer Bruno Labbadia gestikulierte nun öfter an der Seitenlinie. „Wir haben uns für Offensive entschieden“, hatte der ehemalige VfB-Trainer vor der Partie gesagt und die Ivo Ilicevic und Marcell Jansen auf den Flügeln aufgestellt.
Viele weitere Möglichkeiten vergeben
Doch von einem Angriffswirbel waren die Gäste weit entfernt. Zunächst bekamen die Hanseaten nur zwei Gelbe Karten. Adler stieß Daniel Ginczek um und Ivica Olic fuhr den Ellbogen gegen Antonio Rüdiger aus. Trotz der Überlegenheit der Schwaben – und der eigenen Ratlosigkeit – hielten die Hamburger den knappen Rückstand. Dabei spielte nur eine Elf, die des Gastgebers aus Stuttgart. Dem Hamburger SV fiel erschreckend wenig ein. Ginczek vergab nach gut einer Stunde die nächste große Chance der Schwaben, die deutlich mehr Entschlossenheit zeigten. Timo Baumgartl, Daniel Didavi, Filip Kostic, Martin Harnik, erneut Ginczek und Timo Werner vergaben die nächsten Möglichkeiten.
Nur mit Mühe verhinderte der Hamburger SV, der immerhin zuletzt sieben Punkte in drei Spielen errungen hatte, in dieser Phase einen höheren Rückstand. Mehrmals musste Adler in Manuel-Neuer-Manier weit vor seinem Tor klären. Die Stuttgarter verdienten sich den Sieg. Einziges Manko im Spiel der Schwaben blieb die Chancenverwertung. Doch damit konnten auch die Fans in der Cannstatter Kurve gut leben.