Doping-Bericht verschoben: Störung unerwünscht
Tour lässt brisanten Doping-Bericht verschieben.
Ab und zu setzt sich die Basis durch. Ob man die Ergebnisse dieses Durchsetzens aber als Argument für die Einführung einer Basisdemokratie werten sollte, liegt ganz in der Perspektive der Betrachter. Der französische Senat hat jedenfalls der Bitte einer fünfköpfigen Abordnung der Teilnehmer der Tour de France entsprochen, die Veröffentlichung eines Untersuchungsberichts über die Dopingpraxis bei der Skandaltour 1998 erst nach dem Ende der diesjährigen Tour zu veröffentlichen.
Spannung löst vor allem der Anhang des Berichts aus. Dort sollen die Namen der Fahrer genannt werden, denen die 44 Urinproben zugeordnet werden, in denen bei Nachkontrollen im Jahre 2004 Spuren von Epo gefunden worden waren. Ursprünglich hatte die Kommission die Veröffentlichung für den 18. Juli, also dem Tag der Königsetappe nach L’Alpe d’Huez angekündigt. Vor allem auch Sportministerin Valery Forneyron hatte im Hintergrund für eine Verschiebung gearbeitet. Sie sah die Tour „einem extremen medialen Druck ausgesetzt“ und wollte das nationale Monument vor den schlechten Nachrichten aus der Vergangenheit bewahren. Ähnlich hatten auch die Fahrer argumentiert. „Wir sind jetzt eine völlig neue Generation“, hatte der französische Profi Jeremy Roy gesagt – und dabei den pikanten Umstand verdrängt, dass Jens Voigt, einer seiner Begleiter bei der Fahrerabordnung, bei der Skandaltour 1998 sein Debüt feierte. Nun aber hat sich die Kommission entschieden, den Bericht erst drei Tage nach Tour-Ende bekanntzugeben.
Große Freude gab es deswegen im Fahrerlager nicht. Eher zurückhaltende Erleichterung wie bei Giuseppe Martinelli. Der aktuelle Astana-Teamchef steuerte 1998 das Teamfahrzeug hinter dem damaligen Toursieger Marco Pantani. Pantanis Eltern erwägen sogar, gegen eine etwaige Veröffentlichung des Namens ihres verstorbenen Sohns in den Kommissionsunterlagen gerichtlich vorzugehen.
Betreffen würde die Debatte vor allem heutige Radsportmanager. Neben Voigt ist nur noch der Australier Stuart O’Grady von den damaligen Tourteilnehmern aktiv. Doch in den Mannschaftsfahrzeugen haben aus dem 98er Jahrgang unter anderem die Rennstallchefs Bjarne Riis (Saxo Bank) und Wjatscheslaw Jekimow (Katusha), die sportlichen Leiter Servais Knaven (Sky), Neil Stephens (Orica), Didier Rous (Cofidis) und Stephane Heulot (Sojasun) Platz genommen. Der frühere Tour-Sieger Riis reiste am Mittwoch wegen andauernder Anschuldigungen ab, der Ex-Profi Michael Rasmussen warf ihm laut der Zeitung „Politiken“ vor, auch als Teamchef Doping propagiert zu haben.
Christophe Bassons, ein früher Dopinggegner, erklärte in der Zeitung „Le Monde“ kürzlich, dass 95 Prozent der Tourteilnehmer 1998 gedopt hätten. Statistisch gesehen würde damit nur einer aus dem genannten Oktett als sauber durchgehen. Kein Wunder also, dass die Kräfte sich durchsetzten, die die Aufarbeitung der Vergangenheit außerhalb des medialen Fensters der Tour de France halten wollten.
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