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Mann für besondere Momente. Steve Walker hat mit den Eisbären Berlin als Spieler alles erreicht. Jetzt will der 42-Jährige Karriere als Trainer machen.
© Imago/Perenyi

Mit Mannheim gegen die Eisbären: Steve Walker: Arbeit gegen Liebe

Bei den Eisbären wurde Steve Walker zur Klublegende. Am Freitag spielt er gegen sie als Co-Trainer von Erzrivale Mannheim. So ist das Geschäft, sagt Walker.

Steve Walker erinnert sich gern an diesen Moment, als er sich mit einem gewaltigen Satz gegen die Plexiglasscheibe wuchtete. Ein Freudensprung, dem die Bande im Wellblechpalast gerade so standhielt. Mehr musste sie auch nicht aushalten: Mit Walkers Tor verabschiedeten sich die Eisbären am 18. April 2008 aus dem Sportforum. Zwei Tage später wurden sie in Köln Deutscher Meister und zogen danach in die Arena am Ostbahnhof um. Walker erzielte mit dem Treffer zum 4:3 gegen die Kölner Haie 31 Sekunden vor Schluss das Siegtor im dritten Spiel der Finalserie um die deutsche Eishockey-Meisterschaft und verabschiedete den Wellblechpalast. Sieben Jahre später sagt er: „Ich habe so viele schöne Erinnerungen an Berlin. Ich habe mich immer als Eisbär gesehen, auch in der Zeit danach.“

Der kanadische Stürmer hatte in seinen elf Jahren Berlin etliche große Auftritte. So beim ersten Titelgewinn der Eisbären 2005, als er im zweiten Finalspiel mit zwei Treffern gegen Mannheim quasi das Spiel entschied, oder auch bei seiner fünften und letzten Meisterschaft 2011 für Berlin, als er im vierten Halbfinalspiel gegen Düsseldorf in der Verlängerung das Siegtor schoss – und, und, und ... Steve Walker war ihr Anführer, ihr Kapitän, er stand für den Erfolg der Eisbären. 593 Spiele, 213 Tore, 379 Vorlagen. Seine Rückennummer 27 wird nicht mehr vergeben. Seit Dezember 2014 baumelt sein Trikot von der Hallendecke in der Berliner Arena. Steve Walker wird es bald mal wiedersehen. Wenn er nach Berlin kommt – als Assistenztrainer der Adler Mannheim.

Schlimmer geht es nicht für Anhänger der Eisbären. Seitdem die Capitals vor über einem Jahrzehnt abgedankt haben, sind die Adler der natürliche Feind des Eisbären-Fans. Seitdem sich beide Klubs auf Augenhöhe um die Titel streiten, ist die Rivalität noch gewachsen. In Mannheim unterschreibt man nicht als verdienter Eisbären-Spieler. Steve Walker hat es trotzdem gemacht. Unromantisch, pragmatisch. Er bekomme nun oft zu hören: „Warum bist du in Mannheim und nicht in Berlin? Ich sage dann: Das ist doch einfach, es gab nicht so einen Job in Berlin für mich bei den Eisbären.“ Es sei nun mal ein Profigeschäft. Steve Walker ist 42 Jahre alt und er will Karriere machen als Trainer.

Drei Jahre lang hat er nach seinem Abschied aus Berlin die Stayner Siskins trainiert, ein Juniorenteam nahe seiner Heimatstadt Collingwood in der kanadischen Provinz Ontario. Ein Nachwuchsteam in einer Kleinstadt. Als Greg Ireland, der neue Cheftrainer der Adler, fragte, ob er nach Mannheim kommen wolle, zögerte er nicht. „Der Klub in Mannheim hat eine sehr gute Organisation, dort zu arbeiten ist schon etwas Besonderes.“

In Mannheim gab es eben den Job, den es in Berlin für Walker nicht gab

Finden sie bei den Eisbären eher nicht. Peter John Lee sagt aber: „Mein Trikot hängt in Düsseldorfer unter der Hallendecke und ich bin nun schon so lange bei den Eisbären.“ So sei das Geschäft. Mag sein. Aber für den Klub, der sich gern bodenständig familiär gibt, ist Walkers Engagement in Mannheim trotzdem ein Schlag aufs Gemüt. Er war ihr prägnantester Spieler. Der Mann mit der genialen Lauftechnik und dem Instinkt für die Lücken im Drittel des Gegners fand bei den Eisbären seine Erfüllung. Er liebe seinen Job, hat Walker mal gesagt. Und gerne hätten sie den Verliebten nach der Karriere in Berlin gesehen. Sportdirektor Stefan Ustorf, einst Mitspieler von Walker, findet es „schade“, dass Walker nach Mannheim ging. Er sei doch so lange bei den Eisbären gewesen. Aber dann hätten sie ihm eben einen guten Posten anbieten müssen in Berlin. Von Sentimentalität will Steve Walker nicht leben.

Am Freitagabend (19.30 Uhr) spielt er erstmals in Mannheim mit den Adlern gegen die Eisbären. „Es wird komisch, André Rankel oder Frank Hördler auf der anderen Seite zu sehen“, sagt er. Aber Walker ist Profi – und deshalb ja auch in Mannheim. Deutschland, sagt er, sei seine zweite Heimat. Sein ältester Sohn werde bald zum Studieren nachkommen – spätestens wenn der Vater über seinen Einjahresvertrag hinaus bei den Adlern arbeiten darf. Könnte klappen, nach wackligem Start hat sich die teure Mannschaft des Meisters in der Liga stabilisiert. „Wir haben das beste Powerplay und das zweitbeste Unterzahlspiel.“ Für das Trainieren von Überzahl und Unterzahl ist Steve Walker in Mannheim zuständig.

Wenn er mit den Adlern am 4. Dezember zum Auswärtsspiel nach Berlin komme, werde er schon zu seinem Trikot an der Hallendecke schielen, „dann werde ich kurz lächeln und dann geht das Spiel los“. Er hänge an Berlin, dieser gewaltigen Stadt. Und Mannheim? Wie gefällt es ihm im Zentrum der Metropolregion Rhein-Neckar? „Also, ich bin ja den ganzen Tag in der Halle.“ Er habe noch gar nicht viel Zeit gehabt, sich in der Stadt umzuschauen. „Es gibt allerdings einen ganz tollen Golfplatz und ich liebe ja Golf“, sagt Steve Walker, der Profi, der vieles liebt.

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