DOSB stimmt Spitzensportreform zu: Stapellauf ohne Tiefgang
Die DOSB-Mitglieder haben am Samstag die Spitzensportreform verabschiedet, bei fünf Enthaltungen und einer Gegenstimme. Zu der „lebendigen Diskussion“, wie sie Thomas de Maizière erwartet hatte, kam es dabei aber nicht.
Alfons Hörmann kommt aus den Bergen, aus dem Allgäu, das ist nicht zu überhören. Aber der Präsident des Deutschen Olympischen Sportbunds (DOSB) scheint Sehnsucht nach dem Meer zu haben. Die Leistungssportreform sei kein „Schönwettersegeln“, sagte er, sondern „rauhe See“, aber er wolle das Schiff sehr gerne auf Kurs halten.
Der DOSB hat also sein Großprojekt bei der Mitgliederversammlung in Magdeburg am Samstag vom Stapel gelassen, bei fünf Enthaltungen und einer Gegenstimme. Nur die Deutsche Olympische Gesellschaft war dagegen, verbunden mit der durchaus klugen Frage, „ob es denn eine Alternative zum Wettrüsten der Athleten gebe“. Schließlich hätten doch schon viele gesundheitliche Schäden davongetragen. Das Interessante an der Reform wird auch sein, wie sie umgesetzt wird, sie soll jedenfalls bewirken, dass deutsche Athletinnen und Athleten 2024 mehr olympische Medaillen gewinnen.
Der wichtigste Mann kam nicht nach Magdeburg. Bundesinnenminister Thomas de Maizière nahm am Begräbnis seines Freunds Peter Hintze teil und schickte eine Videobotschaft. Er wehrte sich darin unter anderem gegen den Vorwurf, das neue Konzept sei einfach eine große Rechnerei mit abschließender Medaillenzählung. „Eine solche Rechenmaschine gibt es nicht.“ Das neue Konzept folge den Prinzipien Zielorientierung, Exzellenz, Transparenz, Fairness und Sauberkeit. Und falls das denn so durchgehe, kündigte er auch mehr Geld für den Sport an. „Wenn das Konzept fertig ist, werde ich mich dafür einsetzen, dass der Sportetat substanziell und dauerhaft aufgestockt wird.“
Einen inhaltlichen Tauchgang gab es in Magdeburg nicht
In einem hatte sich der Minister aber getäuscht: „Ich bin sicher, es wird eine lebendige Diskussion.“ Aber diskutiert wurde nur in den Tagen zuvor. Mehr oder weniger salbungsvoll hauchten am Samstag die Sprecher der Spitzenverbände, der Landessportbünde und des Präsidiums ihre Zustimmung ins Mikrofon. Einen inhaltlichen Tauchgang gab es nicht. Es war bezeichnend für diese Versammlung, dass die lebhafteste Kontroverse die war, wo denn nun der Cheerleading- und Cheerdance-Verband (CCVD) hingehört. Er wollte gerne in den DOSB aufgenommen werden, doch das ging nicht, weil er dafür erst in acht Landessportbünden sein muss. Der American-Football-Verband sagte, er habe doch eigene Cheerleader, da brauche es den CCVD nicht im DOSB. Dafür bot der Tanzsportverband den Cheerleadern eine verbandliche Heimat an. Doch die erklärten, sie sehen sich eher als Turner. Die Generalsekretärin des Deutschen Turner-Bunds trat daraufhin ans Mikrofon und sagte, dass sie die Cheerleader auch nicht in ihrem Verband sehe.
Da kann sich der DOSB nun als großer Mediator hervortun. Genug zu tun hat er auf jeden Fall, zumal ihm die Unternehmensberatung Ernst&Young noch einmal mündlich auftrug, eine klare Strategie zu entwickeln und die dann auch besser zu kommunizieren als bisher. Also weg von einem Gemischtwarenladen des Sports und Dinge lieber auch mal weglassen. Bis zur nächsten Mitgliederversammlung Ende 2017 will der DOSB dazu ein Konzept vorlegen. Als Alfons Hörmann dann die Versammlung beschoss, hatte er auch die Zustimmung zur Leistungssportreform ausgerechnet: 98,6 Prozent. Für ihn schien es ohnehin eine gute Veranstaltung gewesen zu sein. Der neu aufgenommene Wellenreit-Verband überreichte ihm auf der Bühne noch ein Surfbrett.
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Friedhard Teuffel
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