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Der große Knall am Samstag den 21. April 2013: Die Nachricht von Uli Hoeneß’ Selbstanzeige wird publik, mitsamt Details über ein Konto in der Schweiz. Der Vorzeige-Fußballmanager als Steuerhinterzieher?
© dpa
Update

Nach Selbstanzeige: Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Uli Hoeneß

Gegen Uli Hoeneß wird wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung ermittelt. Der Präsident des FC Bayern hatte sich im Januar selbst angezeigt. Es geht um ein Konto in der Schweiz, die Rede ist von "mehreren hundert Millionen Euro":

Hinter der Westtribüne des Stadions von Hannover warteten Neugierige, Autogrammjäger und Journalisten vergebens. Dass der gefragteste Mann des Tages, der wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung zum Medienthema Nummer eins aufgestiegen war, durch Abwesenheit glänzte, hatte sich rasch herumgesprochen. „Weder Uli Hoeneß noch Karl-Heinz Rummenigge sind heute im Stadion“, sagte ein Vereinssprecher von Hannover 96 in der Hoffnung, dass diesem Thema beim gestrigen Gastspiel des FC Bayern in Hannover ein wenig der Schwung genommen werde.

Der Grund ist delikat. Die Staatsanwaltschaft München ermittelt gegen Uli Hoeneß wegen des Verdachts der Steuerhinterziehung. Der 61 Jahre alte Bayern-Präsident selbst sagte dem „Focus“, dies hänge „mit einem Konto von mir in der Schweiz“ zusammen: „Ich habe im Januar 2013 über meinen Steuerberater beim Finanzamt eine Selbstanzeige eingereicht.“ Gegenstand des Verfahrens sei die „Prüfung auf Wirksamkeit und Vollständigkeit der Selbstanzeige“, wie der Münchner Oberstaatsanwalt Ken Heidenreich sagte. Hoeneß vertraue dabei auf die Arbeit der mit dem Fall befassten Behörden und bittet, „mit Respekt darauf von weiteren Anfragen abzusehen“.
Inzwischen gab Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer (CSU) zu, schon seit Längerem Kenntnis von dem Verfahren zu haben. Er sei bereits vor „einer geraumen Zeit“ darüber informiert worden, sagte Seehofer am Rande einer Parteiveranstaltung im Münchner Hofbräuhaus. „Das müssen jetzt die Justiz- und Finanzbehörden regeln.“

Ursprünglich wollte Hoeneß laut eigener Aussage die „Angelegenheit“ über das Deutsch-Schweizer Steuerabkommen regeln, das „bekanntlich Mitte Dezember 2012 nicht zustande gekommen“ sei. Ziel des Abkommens war es, in der Schweiz angelegtes Vermögen wie in Deutschland zu besteuern. Außerdem sollten Altvermögen pauschal und anonym nachversteuert werden. Mit einer Selbstanzeige kann ein Steuerhinterzieher für sich das Strafmaß und die Nachzahlungen deutlich reduzieren. Wenn er aber zum Zeitpunkt der Selbstanzeige bereits Kenntnis vom Beginn von Ermittlungen hat oder haben müsste, ist eine Selbstanzeige nicht mehr möglich beziehungsweise nicht mehr strafmildernd oder strafbefreiend. Das prüft jetzt auch die Staatsanwaltschaft. Bei Steuerhinterziehung drohen Strafen von bis zu fünf Jahren Haft. In besonders schweren Fällen können es sogar bis zu zehn Jahre sein.

Bei dem in der Schweiz gebunkerten Geld handelt es sich nach Angaben der Münchner „Abendzeitung“ um ein Vermögen von „mehreren hundert Millionen Euro“. Mehr als fünf Millionen Euro sollen schon als Abschlag an das Finanzamt bezahlt worden sein. Noch am Mittwoch habe Hoeneß bestritten, dass ein Steuerverfahren gegen ihn laufe und sein Haus am Tegernsee durchsucht worden sei.

Eben noch war Uli Hoeneß seinem bisherigen Image gerecht geworden, indem er den Solidargedanken hat aufleben lassen. Der Bayern-Präsident sorge sich vor sogenannten „spanischen Verhältnissen“ in der Fußball-Bundesliga. „Ich finde schon, dass wir uns Gedanken machen müssen, dass die oberen zwei, drei Clubs nicht total davonlaufen, dass die anderen mithalten“, hatte Hoeneß gesagt, nachdem sein Club durch einen 6:1-Erfolg über Wolfsburg das Pokalfinale erreicht hatte. Kurz zuvor hat der FC Bayern so früh wie noch nie in der 50-jährigen Geschichte der Bundesliga die Meisterschaft perfekt gemacht. Der 61-Jährige mahnte Chancengleichheit an, forderte ein „solidarisches“ Handeln ein etwa bei einer gerechten Verteilung der Fernsehgelder. „Mein Bauch“ sage ihm, „dass im Moment nicht alles in Ordnung ist, wie es in der Bundesliga ist“, sagte Hoeneß.

Erst am vergangenen Dienstag hatte der Kauf einer Steuer-CD mit 40.000 Datensätzen durch das Land Rheinland-Pfalz eine bundesweite Razzia ausgelöst. Das Mainzer Finanzministerium erwartet daraus ein steuerliches Aufkommen von 500 Millionen Euro bundesweit. Nordrhein-Westfalen hat der Ankauf von Steuer-CDs Einnahmen von 670 Millionen Euro beschert. Davon entfallen rund 400 Millionen Euro auf rund 8000 Selbstanzeigen. Auch die Schweizer Banken verstärken den Druck auf mögliche deutsche Delinquenten. „Wir raten unseren Kunden aus Deutschland schon seit Langem, sie sollten ihre Steuersituation überprüfen und offene Fragen wenn nötig klären“, sagte ein Sprecher der Credit Suisse. „Wenn das nicht geschieht, werden wir die Kundenbeziehung im Laufe des Jahres beenden.“

Neben seiner Tätigkeit als Fußballmanager hatte Hoeneß 1985 die HoWe Wurstwaren KG mitgegründet. Laut „Handelsblatt“ lag der Jahresumsatz der HoWe KG im Jahr 2011 bei rund 45 Millionen Euro. Dass auch Geld des FC Bayern ins Ausland geschafft worden ist, wird in führenden Fußballkreisen bezweifelt. Dem langjährigen Finanzvorstand Karl Hopfner bescheinigen viele in der Fußballbranche eine hohe Seriosität. Aber das traf auf Uli Hoeneß ja auch zu, bis jetzt. (mit dpa)

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