Olympia-Bewerber Los Angeles: Sporthauptstadt der Träume
Mit Los Angeles bekommt Hamburg starke Konkurrenz. Die US-Metropole gilt als Favorit für die Olympischen Sommerspiele 2024.
Wer am Rodeo Drive zu Fuß geht, macht sich sozusagen verdächtig. Ab und an verirrt sich dort ein Fahrradfahrer, vielleicht auf dem Wege in die Hollywood Hills. Dorthin, wo die berühmten Buchstaben der Filmmetropole am Berg prangen. Aber wer sich guten Gewissens fortbewegt, bläst Abgase in die Luft. Wobei sie in Los Angeles anfangen, umzudenken. Auf den Stadtautobahnen gibt es die „Pool Lane“ – Fahrgemeinschaften ab zwei Menschen dürfen die schnelle Spur benutzen, an den Vehikeln mit nur einem Menschen vorbeirauschen. Was Spaß machen kann im Schönwetterstaat, mit Ellbogen raus: Los Angeles ist zwar Auto, aber auch Sonne, Meer und Hollywood.
Die Hauptstadt der Träume, die nicht mal Hauptstadt Kaliforniens ist, macht sich in ihrem ersten Werbevideo für die Olympischen Sommerspiele 2024 zur Doppel-Hauptstadt. Zur „Western Capital of the US“ und zur „Northern Capital of Latin America“. Rund 50 Prozent der 18 Millionen Einwohner im Großraum Los Angeles haben etwas mit Lateinamerika zu tun. Bei einem Fußballspiel der L.A. Galaxy muss jeder Würstchenverkäufer spanisch können, um die Kunden zu verstehen. Bürgermeister Eric Garcetti sagt gar auf der offiziellen Seite der Bewerbung: „Los Angeles ist die vielfältigste Stadt der Welt.“
In Los Angeles war Olympia noch vor einigen Wochen kein großes Thema. Erst als Boston als Bewerber absprang, wurde es eines in Kalifornien. Und seit der Bekanntgabe von Los Angeles als Kandidat für die Spiele 2024 durch Thomas Bach, Präsident des Olympischen Komitees (IOC), bekommt es eine andere Dynamik – auch für die vier anderen Städte, die um die Ausrichtung buhlen. Los Angeles ist nun der Favorit beim IOC-Entscheid.
Das älteste Argument für Los Angeles liefert die Geschichte: Zweimal richtete die Stadt Olympische Sommerspiele aus, zweimal schaute die halbe Welt nicht hin. 1932 nahmen inmitten der Weltwirtschaftskrise weniger Athleten denn je teil, selbst US-Präsident Herbert Hoover kam nicht. Bei den Boykottspielen von 1984 fehlten 14 Länder des damaligen Ostblocks. Es ist in Los Angeles gefühlt an der Zeit, dass mal der größtmögliche Teil der Weltjugend vorbeischaut. Bach hat am Mittwoch wieder betont, dass es eine große Rolle spiele, wie sehr „die Städte die Willkommenskultur zeigen“ würden. Daran wird es in der Vier-Millionen-Stadt nicht scheitern: In einer Umfrage waren über 80 Prozent der Bevölkerung für die Ausrichtung Olympischer Spiele.
Die Sportstadt liebt ihren Profisport
Auch beim Finanzierungsplan ging das reibungslos, der Stadtrat genehmigte Anfang September Garcettis Plan mit der Bewerbung und kalkuliert mit einem Budget von sechs Milliarden Dollar (etwa 5,4 Milliarden Euro) – zum Teil privatfinanziert und mit der Aussicht auf Gewinn: Schon 1984 wurde ein Überschuss von 250 Millionen Dollar erwirtschaftet, die Spiele gelten trotz Boykotts als die ersten großen kommerziellen Spiele überhaupt.
Die Sportstadt liebt ihren Profisport. Die riesige Arena, das Staples Center, steht seit 1998 mitten im Zentrum von Downtown Los Angeles. Dort spielen vier Profiteams (Basketball und Eishockey), dort wurden seit 1998 acht nationale Meisterschaften gewonnen. Beliebtestes Team in der Stadt ist allerdings Baseballklub L.A. Dodgers, auch ist Los Angeles die Fußballmetropole der USA. Hier sitzt der US-Verband, hier spielt mit den Galaxy das prominenteste Team der Major League Soccer – allerdings werden die Lieblingssportarten der Kalifornier bei Olympia noch nicht mal eine Nebenrolle spielen. Das ist aber kein Problem, gebaut werden muss wenig. 80 Prozent der Sportstätten stehen schon, aber es muss renoviert werden – etwa das Colisseum, bereits 1932 und 1984 olympische Arena. IOC–Präsident Thomas Bach sagt: „Nachhaltigkeit und Vermächtnis sind die Eckpfeiler jeder Bewerbung.“ In diesem Punkt liegt Los Angeles weit vorn.
Es gibt da übrigens noch ein kleines Kuriosum, das auch Hamburgs Bewerbung betrifft: Der Profisport in Los Angeles findet zum großen Teil unter der Regie der Anschutz-Entertainment-Gruppe (AEG) statt. Fast alle Profimannschaften der Stadt sind mit dem Unternehmen affiliert – oder spielen in Sportstätten des Unternehmens, wie dem Staples Center. Der AEG gehört auch die Halle im Hamburger Volkspark, Teil der Hamburger Bewerbung. Noch im Juli, vor der offiziellen Bewerbung Los Angeles’, sagte Kelly Cheeseman, „Operating Officer“ von „AEG Sports“: „Wir begrüßen die Olympia-Bewerbung von Hamburg und freuen uns, wenn das klappt.“ Inzwischen würde man sich wohl über eine andere Stadt noch ein bisschen mehr freuen: Los Angeles.
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