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Im Spiel ging es noch. Nach dem Abpfiff in Jena aber kollabierte BAK–Spieler Ugur Tezel (links) in der Kabine. Anfang November litt er unter einer Corona-Infektion.
© Imago

Enge Terminpläne in der Regionalliga gehen zu Lasten der Spieler: Spiele mit der Gesundheit

Zu früh zurück auf dem Platz nach einer Corona-Erkrankung: In unterklassigen Ligen sind die Spielpläne zu eng getaktet - zum Nachteil aller Beteiligten.

Alles begann Anfang November, als es beim Regionalligisten Berliner AK (BAK) zu einem Corona-Ausbruch im Team kam. Im Kader waren nach und nach 13 Spieler positiv auf Covid-19 getestet worden. Das Topspiel gegen den BFC Dynamo musste verlegt werden. Am 23. November konnte der BAK erst wieder sein erstes Pflichtspiel bestreiten; im Viertelfinale des Berlin-Pokals ging es gegen die Reinickendorfer Füchse. Einen Tag vorher war der Großteil des Teams aus der Quarantäne zurückgekehrt. Das Spiel gegen Carl Zeiss Jena am Freitagabend war das vierte Pflichtspiel für den BAK seitdem, das bedeutet vier Spiele in elf Tagen.

André Meyer, Trainer des BAK, kritisierte in diesem Zusammenhang den extrem eng getakteten Spielplan des Nordostdeutschen Fußball-Verbandes (NOFV), der auch ohne coronabedingte Spielausfälle zu wenig Ausweichmöglichkeiten und Regenerationsphasen zwischen den Spielen lasse, was vor allem zum Nachteil der Spieler sei. „Unabhängig von Corona – das, was wir in den letzten zwölf Tagen leisten mussten, ist auch ohne Erkrankung nicht machbar auf dem Niveau“, erklärte Meyer gegenüber der „Berliner Zeitung“. Aus Angst vor einer erneuten Coronapause, versucht der NOFV so viele Spiele wie möglich vor der Winterpause durchzuführen. Das gesundheitliche Risiko, das damit für die Spieler einhergeht, müssen die Spieler selbst tragen.

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Daher muss sich der Verband wohl zumindest die Frage gefallen lassen, ob die Folgen einer Coronaerkrankung hinreichend berücksichtigt werden oder sie möglicherweise zugunsten von Einnahmen eher auf die leichte Schulter genommen werden. Denn beim Spiel der Regionalliga Nordost am Freitag kam es nun zu medizinischen Notfällen zweier Spieler des Berliner AK. Kwabe Schulz brach unmittelbar nach Abpfiff auf dem Platz zusammen, kurze Zeit später kollabierte Ugur Tezel in der Kabine.

Die beiden betroffenen Spieler gehörten zu den an Corona erkrankten Spielern Anfang November. Die Notärzte bestätigten später einen unmittelbaren Zusammenhang zur vergangenen Coronainfektion. Der Technische Direktor des BAK, Benjamin Borth, gab inzwischen Entwarnung. „Den beiden Spielern geht es mittlerweile wieder gut und sie sind wieder fit“, sagte er dem Tagesspiegel.

Nur sechs von 20 Klubs haben einen Teamarzt

Man kann schon fast von Glück sprechen, dass der BAK am letzten Freitag auswärts bei Carl Zeiss antrat, da Jena einer der wenigen Vereine in der Regionalliga Nordost ist, der einen Teamarzt hat. Das ist nur bei sechs von 20 Vereinen der Fall, da die meisten Amateurklubs sich einen Mannschaftsarzt schlicht nicht leisten können und dahingehend auch nicht vom Verband unterstützt werden.

Trainer Meyer hatte damals im Vorfeld des Pokalspiels kardiologische Untersuchungen für seine erkrankten Spieler gefordert, bevor diese wieder in den Spielbetrieb zurückkehren. Orthopäde und Sportmediziner Thorsten Dolla, früher Teamarzt bei mehreren Berliner Klubs, unterstützt diese Forderung. „Da gebe ich dem Trainer vom BAK absolut Recht. Die Spieler müssen nach solch einer Erkrankung langsam an hohe Belastungen herangeführt werden. Außerdem müssen erst Leistungstests durchgeführt werden, die den Puls und die Herzfrequenz messen sowie den Fitnessstand entsprechend einordnen.“ Andernfalls sei eine Rückkehr auf den Platz nicht zu verantworten, sagt Dolla.

Charlotte Bruch

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