Borussia Dortmund - Schalke 04 3:0: Später Karneval für den BVB
"Ein perfekter Nachmittag", sagte Jürgen Klopp nach der Partie. Die Borussia überrennt Schalke beim 3:0-Derbysieg - und kündigt eine Aufholjagd in der Liga an.
Jürgen Klopp klatschte in die Hände, die Spieler lachten befreit bis selig, vor der Südtribüne im Dortmunder Stadion wogte die Welle. Die Mannschaft des BVB und ihre Fans wollten gar nicht voneinander lassen nach einem Sieg, der lange im Gedächtnis bleiben wird. Dortmund schunkelte, schließlich werden Derbysiege im Ruhrgebiet per se als besonders wertvoll eingestuft. Doch die Art und Weise, wie die Borussia den ewigen Kontrahenten Schalke 04 vor 79.500 Besuchern an die Wand spielte, war mehr als ein Ausrufezeichen. Dortmund setzt in der Bundesliga mit vier Siegen in Folge seine Aufholjagd fort. Bis in die Regionen, in denen es um die internationalen Plätze geht, sei es „zwar noch weit“, sagt Torschütze Marco Reus, „aber wenn die da oben noch Punkte lassen, sind wir da."
Die 146. Auflage des Klassikers wird in Erinnerung bleiben als Auseinandersetzung, in der die Borussia wie entfesselt agierte, sich sage uns schreibe 31 zu 3 Torschüsse erspielte, die drei Treffer jedoch erst spät erzielte. „Ein schöneres Gefühl kann es nicht geben“, sagte Reus später. „Für uns war es das Spiel des Jahres.“ Für Reus’ Trainer Klopp war es „ein perfekter Nachmittag, von der ersten bis zur letzten Minute.“ Dagegen gab sich Schalkes Trainer Roberto Di Matteo demütig: „Wir müssen uns bei den Fans entschuldigen für diese Leistung.“
Einseitige Angelegenheit - doch ohne Torerfolg
Bei Schalke 04 war Torjäger Klaas-Jan Huntelaar nach seiner Rotsperre zurückgekehrt, jedoch kaum zu sehen, weil seine Mannschaft fast nur mit Verteidigen beschäftigt war. In erster Linie setzt Schalke unter Di Matteo auf die Defensive. Auch in Dortmund ließ der Italiener mit einer defensiven Fünferkette agieren. Doch weil die weiter vorn agierte als gewohnt, ergaben sich für den BVB viele Räume, die er weidlich nutzte. Dortmund spielte – angetrieben vom starken Shinji Kagawa – wie aufgezogen und erspielte sich jede Menge Möglichkeiten. Elf zu eins Torchancen gab es in der ersten Hälfte zu notieren.
Selten ist eine Mannschaft so an die Wand gespielt worden wie Schalke, ohne dass sie einen Rückstand hinnehmen musste. Viel Glück und noch viel mehr Unvermögen des Gegners vor dem Tor kamen zusammen, damit es 45 Minuten keine Tore gab. Bereits in der vierten Minute ging es los, als Kagawa den pfeilschnellen Aubameyang allein auf das Tor schickte, der am Schalker Torhüter Timon Wellenreuther scheiterte.
Masken-Jubel von Aubameyang und Reus
Als Spitzenreiter in der vereinsinternen Verschwendungsliste trat Nationalspieler Marco Reus in Erscheinung, der gleich vier gute Möglichkeiten ungenutzt ließ. Knapp gefolgt wurde er von Pierre-Emerick Aubameyang, der drei Treffer hätte erzielen können. Doch Borussias Offensivkräfte scheiterten an Wellenreuther, und als der geschlagen war, kratzte Matija Nastajic den Ball von der Linie. So rettete sich Schalke schadlos in die Pause. In der zweiten Halbzeit bot sich das gleiche Bild. Dortmund drängte, die erste Chance vergab Reus, doch sein Schuss aus 20 Metern strich am linken Pfosten vorbei, kurz darauf war es wieder der schnelle Mittelfeldmann, der auf und davonzog, aber an Wellenreuther scheiterte. Schalker Entlastungsangriffe oder schnell vorgetragene Konter? Gab es nicht.
Nach 70 Minuten vermochten sich die Schalker dann doch zumindest ein klein wenig aus der Umklammerung zu lösen, weil bei der Borussia ein wenig die Kräfte schwanden. Es sah so aus, als könnten die Gäste das äußerst schmeichelhafte Unentschieden über die Zeit retten. Doch in der 78. Minute passierte es dann doch noch: Pass von Henrich Mchitarjan auf Aubameyang, der vollendete. Die beiden Kumpel Reus und Aubameyang feierten mit Batman- und Robin-Masken, Aubameyang sah für diesen Torjubel die Gelbe Karte. Später betonte er, es sei wichtig gewesen, „ruhig zu bleiben und darauf zu vertrauen, dass wir das Spiel noch für uns entscheiden können“. Kaum war der Jubel verebbt, erhöhte Mchitarjan auf 2:0. Und wie Reus fünf Minuten vor Schluss gegen den Endstand erzielte, war für Schalke fast schon demütigend: Torhüter Timon Wellenreuther verlor gegen Reus den Ball, der nur noch einschob.