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Schutz gegen Geld. Polizisten beim Nordderby Werder gegen den HSV.
© dpa

Pro und Contra: Soll der Fußball für Polizeieinsätze zahlen?

Das Bundesland Bremen will nach dem Nordderby Werder Bremen gegen den Hamburger SV am 19. April eine Rechnung über 300.000 Euro an die Deutsche Fußball-Liga schicken. Die DFL will dagegen mit allen juristischen Mitteln vorgehen. Ein Pro und Contra.

PRO von Johannes Nedo

Fußball ist ein wundervoller Sport. Er ist so mitreißend, so unberechenbar, so faszinierend, dass Woche für Woche zehntausende Menschen in die Stadien strömen. Doch so viel Schönes der Fußball mit sich bringt, zu ihm gehört leider auch viel Hässliches: Ausschreitungen, Krawalle, Randale. Oft so exzessiv, dass sich die Taten bis weit über die Stadiongrenzen erstrecken.

Die Vertreter des Fußballs wollen damit nichts zu tun haben. Bei jedem Anlass verweisen sie auf die schönen Seiten ihres Sports, und sie nehmen auch sehr gern die damit verbundenen schönen Geldsummen an. Wenn es aber darum geht, für die hässlichen Seiten aufzukommen, zeigen sich die Fußballvertreter von keiner schönen Seite. Das Bundesland Bremen zwingt sie nun vollkommen zu Recht, sich mit diesen Entgleisungen ihres Sports zu beschäftigen.

Es ist absolut richtig, dass die Deutsche Fußball-Liga (DFL) für Polizeieinsätze aufkommen soll. Wenn diese Partien nicht stattfinden würden, wäre es nicht nötig, Hundertschaften von Polizisten damit zu beauftragen, Straßen zu sperren, Gästefans zu eskortieren und halbe Innenstädte abzuriegeln. Für den verstärkten Polizeieinsatz beim Spiel zwischen Werder und dem Hamburger SV will Bremen 300.000 Euro von der DFL haben. Der Fußball ist ein Milliardengeschäft. Die DFL hat zweifellos genug Geld, um Kosten für besonders risikoreiche Partien mitzutragen. Warum sollen die Steuerzahler dafür aufkommen, dass es der Fußball nicht schafft, seine Auswüchse in den Griff zu bekommen?

Denn es geht um mehr als das Geld, die Bundesliga hat auch eine Verantwortung für all die Fans, die sie stets hofiert. Im Endeffekt sind die Fans vor allem Kunden. Kunden des Fußballs. Und um diese müssen sich seine Vertreter kümmern. Die Kunden müssen geschützt werden. Nicht nur im Stadion. Und so könnte der Bremer Vorstoß einen neuen Denkprozess bei DFL und Vereinen in Gang setzen.

Die Klubs können und sollen keine Privatarmeen anheuern, die in den Städten patrouillieren. Aber vielleicht gehen sie unter der Androhung der Politik, sich an Polizeikosten beteiligen zu müssen, nun entschlossener gegen Gewalttäter vor. Das ist nämlich das wahre Problem. Wird das gelöst, entfallen auch die Polizeikosten.

Eine Kostenbeteiligung der DFL würde zu falschen Schlüssen verleiten

CONTRA von Stefan Hermanns

Wer sich in den öffentlichen Raum begibt, kann zwar keinen Anspruch auf hundertprozentige Sicherheit erheben; er darf aber zumindest davon ausgehen, dass von Staats wegen alles unternommen wird, damit ihm keine größeren Gefahren für Leib und Leben drohen. Die Sicherheit im öffentlichen Raum ist eine hoheitliche Aufgabe, sie obliegt in der Regel der Polizei, und dabei ist es völlig unerheblich, ob das Risiko von einer politischen Demonstration, einem Volksfest oder einem Fußballspiel ausgeht.

In Bremen sieht man das etwas anders, zumindest was die Folgen betrifft. Der Senat will die Deutsche Fußball-Liga an den Kosten für den Polizeieinsatz beim Nordderby zwischen Werder Bremen und dem Hamburger SV beteiligen. Weil wegen des Risikocharakters der Begegnung am 19. April statt 150 Polizisten 1000 im Einsatz sein werden, soll die DFL einen Teil der Mehrkosten übernehmen – schließlich ist die Bundesliga eine hochkommerzielle Veranstaltung, die sich jedes Jahr ihrer steigenden Umsätze rühmt.

Auch deshalb stößt der Vorstoß des Bremer Senats im Volk auf eine gewisse Sympathie: Es erwischt doch nicht die Falschen. Trotzdem geht der Ansatz in die falsche Richtung – wenn man sich die Konsequenzen vor Augen führt. Denn wer zahlen soll, muss zumindest mitsprechen dürfen: Und wer sagt denn, dass 1000 Polizisten notwendig sind? Reichen nicht vielleicht 500? Und geht es nicht auch billiger, wenn man einen privaten Sicherheitsdienst engagiert anstelle teurer Beamter? Eins aber darf nicht passieren: dass die öffentliche Sicherheit aus Kostenerwägungen zur Verhandlungssache wird.

Die Tücken liegen im Detail: Wenn mehr Polizisten mehr Geld kosten, warum nehmen wir nicht weniger – zumal sich viele Fans durch die massive Präsenz der Polizei ohnehin provoziert fühlen. Eine Kostenbeteiligung ist auch deshalb falsch, weil sie zu falschen Schlüssen verleitet. Zum Beispiel zu der Frage: Wenn der Fußball zahlt, warum nicht auch andere, vor allem politisch unliebsame Gruppierungen? Und wem können wir die Kosten aufbürden, wenn eine Demonstration aus dem Ruder läuft? Müssen wir alle wirklich jedes Jahr aufs Neue dafür zahlen, wenn am 1. Mai ein paar Chaoten in Berlin partout randalieren wollen? Ja, müssen wir! Und deshalb müssen wir das auch, wenn Werder gegen den HSV spielt.

Johannes Nedo, Stefan Hermanns

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