Borussia Dortmund: So wird's schwer gegen Real Madrid
Borussia Dortmund berauscht sich am grandiosen 6:1 gegen Gladbach. Das könnte am Dienstag gegen Real Madrid gefährlich sein, findet unser Kommentator.
Was für ein Auftritt! Was für ein Sieg! Sechs Tore gegen eine Mannschaft, die ganz sicher nicht zur Laufkundschaft gehört!
Nein, hier sind gerade nicht die beiden Borussias aus Dortmund und Mönchengladbach gemeint, die am Samstag ein ziemlich ungleiches Duell austrugen, das mit einem 6:1-Erfolg für den BVB endete. Hier geht es um die erste Heimniederlage der englischen Nationalmannschaft gegen ein Team vom europäischen Kontinent. Im Jahr 1953 unterlagen die Engländer dem Wunderteam aus Ungarn im Wembley-Stadion mit 3:6. Die ganze Welt war verzückt vom Auftritt der Ungarn, auch Sepp Herberger, der deutsche Bundestrainer, der sogar zu den Augenzeugen gehört hatte. Er war verzückt, weil er erkannt hatte, wie die unschlagbaren Ungarn zu schlagen sein würden. „Ich hab’ alles gesehen, was ich sehen wollte“, gab Herberger zu Protokoll.
Vielleicht war am Samstag auch ein Scout von Real Madrid in Dortmund im Stadion. Vielleicht hat er sich mitreißen lassen vom Offensivwirbel des BVB, in dem sich die Gladbacher vorkommen mussten wie ein Fünfjähriger auf einem Tretroller im Kreisverkehr rund um die Siegessäule. Vielleicht aber hat er auch einfach nur nüchtern den künftigen Gegner Reals in der Champions League begutachtet – dann könnte es eine sehr ertragreiche Dienstreise gewesen sein.
Dortmund träumt schon von der Meisterschaft
Borussia Dortmund hat sich an sich selbst berauscht. Und das völlig zu Recht. Seit dem ersten Spieltag ist die Mannschaft von Peter Bosz ununterbrochen Tabellenführer; die allmächtigen Bayern liegen schon drei Punkte zurück statt acht voraus, und nie in 55 Jahren Bundesliga gab es ein Team, das nach sechs Spieltagen eine bessere Tordifferenz hatte. Oder um es auf den Punkt zu bringen: Dortmund träumt schon von der Meisterschaft.
Warum nicht? Die Dortmunder dürfen sich nur nicht den Blick für die Realität vernebeln lassen. Selbst den mittellosen Gladbachern ist es gelungen, das Defizit des BVB offenzulegen, seine überaus riskante Art der Verteidigung. „Man darf es fast nicht erwähnen, wenn man 1:6 verliert“, sagte Gladbachs Trainer Dieter Hecking, „aber wir hätten selbst fünf Tore machen können.“ Am Ende war es nur eins – das erste Gegentor überhaupt für Dortmund in sechs Spielen. In der Champions League waren es hingegen schon drei in nur einem Spiel. Das sollte dem BVB für Dienstag gegen Real durchaus zu denken geben.