Nachwuchsarbeit: So viel Jugend war lange nicht bei Hertha
Seitdem Jos Luhukay die Berliner trainiert, haben die Spieler aus dem eigenen Nachwuchs bei Hertha einen großen Sprung gemacht. Und mit Robert Andrich steht ein weiteres Talent vor dem Durchbruch.
Robert Andrich lehnte am Regenschutz der Trainerbank, über seine Schulter hatte er lässig einen Pullover geschlagen. Nur der strenge Blick passte nicht ganz zu seiner entspannten Körperhaltung. Geradezu sehnsüchtig schaute Andrich seinen Kollegen bei der Trainingsarbeit zu. Daran wird sich für den Nachwuchsspieler von Hertha BSC in den kommenden Tagen auch nichts ändern.
Für Andrich, 18 Jahre alt und deutscher U-19-Nationalspieler, ist der aktive Teil des Trainingslagers mit den Profis des Berliner Fußball-Zweitligisten schon wieder beendet. Schon in der zweiten Einheit in Belek machte sich sein Sprunggelenk wieder schmerzhaft bemerkbar, mit dem er am Samstag bei Herthas U 23, seiner Stammmannschaft, umgeknickt war. Mit dem Fußballspielen wird es für Andrich in der Türkei nichts mehr. „Das ist schade für ihn“, sagt Herthas Trainer Jos Luhukay. „Ich habe mir von dieser Woche viel versprochen.“
Seitdem der Holländer die Berliner trainiert, haben die Spieler aus dem eigenen Nachwuchs bei Hertha einen großen Sprung gemacht: John-Anthony Brooks, 19, und Fabian Holland, 22, dürfen sich inzwischen als Stammspieler fühlen; Hany Mukhtar hat mit gerade 17 bereits bei den Profis debütiert – und auch Nico Schulz, 19, Philipp Sprint, 19, Sascha Burchert, 23, und Marvin Knoll, 22, sind vor der Winterpause zu einigen Einsätzen in der Zweiten Liga gekommen. So viel eigene Jugend war bei Hertha lange nicht. Und Robert Andrich könnte die Reihe schon bald fortsetzen sein. Luhukays Plan jedenfalls ist es, den Lehrling zum Sportassistenten enger an das Profiteam anzubinden.
„Er hat eine gute Präsenz auf dem Platz, hat beim Kopfball eine gute Lufthöhe und ist zweikampfstark“, sagt Luhukay über den jungen Mann, der schon vor zehn Jahren zu Hertha gekommen ist. In den ersten Testspielen des Jahres ist Andrich, ein Neffe des früheren DDR-Oberligaspielers Frieder Andrich (Stahl Riesa/Vorwärts Frankfurt an der Oder), bereits im defensiven Mittelfeld zum Einsatz gekommen, und Ende November stand er sogar schon einmal im Kader der Profis, wurde beim Heimspiel gegen den 1. FC Köln allerdings nicht eingesetzt. „Das ist ein Junge mit Perspektive. Ich habe viel Vertrauen in ihn“, sagt Luhukay. „Er hat eine gute Entwicklung gemacht.“ Mit der Teilnahme am Trainingslager in der Türkei sollte Andrich dafür eigentlich belohnt werden; die Fußverletzung hat diesen Plan nun durchkreuzt.
Anfangs war nicht ganz sicher, ob Robert Andrich vorzeitig in die Heimat zurückfliegen oder ob er bei der Mannschaft in Belek bleiben soll. Inzwischen steht fest, dass er in der Türkei bleiben darf. Robert Andrich, so ist zu hören, hat sich sehr darüber gefreut.