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Endlich mal was zu trinken! Florian Hübner verabreicht Sebastian Polter ein Schlückchen Bier.
© Britta Pedersen/dpa

Nach dem Aufstieg in die Bundesliga: So lief der Partymarathon des 1. FC Union

Zehntausende Menschen jubeln dem Bundesliga-Aufsteiger auf dem Weg nach Köpenick zu. "Ihr seid jetzt schon Legenden", sagt der Bezirksbürgermeister.

Sebastian Polter hatte Glück, dass er es im Südosten Berlins mittlerweile zu einer gewissen Bekanntheit gebracht hat. Denn vor dem Rathaus Köpenick waren mehrere Sicherheitsleute postiert, die penibel genau darauf achteten, dass niemand ins Gebäude kommt, der dort nichts zu suchen hat – und Polter war nicht wirklich für einen offiziellen Empfang im Rathaus gekleidet. Der Stürmer des 1. FC Union hatte sein Trikot sowie seine Schuhe in die Menge der wartenden Fans geworfen und betrat das Rathaus auf löchrigen Socken, wobei er im Treppenhaus feuchte Fußabdrücke hinterließ.

Doch das störte bei der großen Feier am Mittwoch niemanden, als Aufstiegshelden genießen Polter und seine Mitspieler in Köpenick wohl auf Lebenszeit Narrenfreiheit. „Ihr seid jetzt schon Legenden. Ihr habt Geschichte geschrieben – für den Verein, aber auch für den Bezirk“, sagte Oliver Igel, Bürgermeister von Treptow-Köpenick und selbst Union-Fan, bevor sich das Team auf dem Rathausbalkon von seinen Anhängern feiern ließ.

Es waren beeindruckende Szenen, die sich beim Aufstiegspartymarathon am Mittwoch abspielten. Zehntausende Menschen jubelten den Fußballern des 1. FC Union zu, am Alexanderplatz, an der East Side Gallery, auf der Spree, auf den zahlreichen Brücken, in der Köpenicker Altstadt und im Stadion An der Alten Försterei. Erwachsene Menschen weinten vor Freude, warfen sich den Spielern um den Hals und schüttelten immer wieder ungläubig den Kopf.

Der Tag hatte relativ ruhig begonnen. Am frühen Nachmittag wurde das Team vom Regierenden Bürgermeister Michael Müller im Roten Rathaus empfangen, und etwa 100 Fans warteten auf dem Vorplatz. Das Team fuhr mit dem Mannschaftsbus vor und wartete streng nach Protokoll noch fast 20 Minuten, bis es ausstieg. Müller begrüßte die Aufsteiger auf den Stufen, ließ sich für ein gemeinsames Foto kurz einen roten Fischerhut aufsetzen und hielt im Rathaus dann eine kurze Rede. Er sei kein Fußballexperte, habe aber schon viele Spiele gesehen, sagte Müller. So eine Atmosphäre wie am Montag beim Relegationsrückspiel habe er aber noch nie erlebt. Für die Sportstadt Berlin sei es toll, nun zwei Fußball-Bundesligisten zu haben, und „30 Jahre nach der Wende, in diesem Jubiläumsjahr, ist der Aufstieg eine großartige Sache“.

Er hat den Hut auf. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller empfing Union im Roten Rathaus.
Er hat den Hut auf. Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller empfing Union im Roten Rathaus.
© Wolfgang Kumm/dpa

Mit dem Besuch im Roten Rathaus war der förmliche Teil des Tages erledigt und schon auf dem Weg zum Anleger an der East Side Gallery wurde die Stimmung immer ausgelassener. Auf dem Schiff mit dem passenden Namen Viktoria legte Union ab Richtung Osten und wurde von zahlreichen Fans begleitet. Von Ausflugsdampfern, Floßen, Motor- und Ruderbooten jubelten dem Team Menschen in roten Trikots zu. „Eisern Union, Eisern Union“, schallte es regelmäßig über die Spree, manche Anhänger machten aber auch schon eine Kampfansage für die kommende Saison. „Zieht den Bayern die Lederhosen aus“, sang die Besatzung eines Bootes, ganz zur Erheiterung der Mannschaft.

Die Mannschaft ließ es sich auf dem Boot Richtung Köpenick gut gehen.
Die Mannschaft ließ es sich auf dem Boot Richtung Köpenick gut gehen.
© Britta Pedersen/dpa

Bereits auf der Oberbaumbrücke standen Dutzende Fans mit Plakaten, Fahnen und Bengalos und je weiter es in Unions Kerneinzugsgebiet ging, desto größer wurde der Triumphzug. Am Köpenicker Luisenhain erwartete die Aufsteiger ein atemberaubender Empfang. So weit das Auge reichte, überall waren Fans. Abwehrtalent Lennard Maloney schnappte sich das Bordmikrofon und stimmte zum Leidwesen seiner bereits zuvor überstrapazierten Stimmbänder das Lied an, das wohl für immer mit dem Bundesliga-Aufstieg verbunden sein wird:

"Forza Union, du wirst Siegen glaub an dich und es wird wahr. Die erste Bundesliga ist für uns zum Greifen nah. Die Zeit ist jetzt gekommen, ihr werdet’s alle sehen. Der 1. FC Union wird nun endlich oben stehen."

Durch ein enges Spalier Tausender Fans gingen die Spieler anschließend zum Rathaus und fuhren nach dem dortigen Empfang in einem offenen Bus zur Alten Försterei. Im Stadion wurden die Spieler einzeln auf die Bühne geholt, dazu gesellten sich auch die Ex-Unioner Karim Benyamina, Torsten Mattuschka und Ronny Nikol.

Vom Rathaus Köpenick fuhr die Mannschaft mit dem Bus zum Stadion.
Vom Rathaus Köpenick fuhr die Mannschaft mit dem Bus zum Stadion.
© Paul Zinken/dpa

Besonders laut wurde es bei Michael Parensen und Trainer Urs Fischer. Der Schweizer erklärte das Erfolgsrezept des Klubs mit einem Songtext von Xavier Naidoo: „Was wir alleine nicht schaffen, das schaffen wir dann zusammen – und wir haben es geschafft!“

Manager Oliver Ruhnert dankte den Fans für ihre Unterstützung und blickte optimistisch auf die neue Saison. „Wenn wir das bieten, was wir am Montag gebracht haben und heute machen, werden sich hier auch in der Ersten Liga viele schwer tun, weil es so geil ist.“

Das Schlusswort blieb jedoch Eroll Zehnullahu überlassen, der den Verein nach sieben Jahren als Jugendspieler und Profi verlässt. „Und niemals vergessen“, rief Zejnullahu den mehr als 20 000 Zuschauern im Stadion zu. Die Antwort der Fans kam prompt: „Eisern Union!“

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