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Mit Board und Blume. Anke Karstens (l.) und Amelie Kober feiern ihre Medaillen.
© dpa
Update

Olympia in Sotschi: Silber und Bronze für deutsche Snowboarderinnen

Zwei Medaillen für die deutschen Snowboarderinnen im Parallelslalom. Nachdem sich Anke Karstens im Halbfinale gegen Amelie Kober durchsetzen konnte, reichte es anschließend für Silber und Bronze.

Wenn in Sotschi Snowboard ist, dann kommen die Zuschauer auch. Es ist eben unterhaltsame Kost, wenn sich Menschen nur auf einem dicken Brett elegant den Hang herunter schlängeln. Im "Extreme Park" von Rosa Chutor war es am Sonnabendmittag am vorletzten Tag der Winterspiele extrem voll, auf der Tribüne war kein einziger freier Sitz zu erkennen. Dazu wummerten die Bässe durch die Lautsprecherboxen bei strahlendem Sonnenschein und das vor allem russische Publikum war in Volksfeststimmung, es gab ja auch etwas zu bejubeln: Bei den Männern gewann Vic Wild die Konkurrenz im Parallel-Slalom.

Der kommt zwar gebürtig aus der US-Hauptstadt Washington, Wild hat aber vor zwei Jahren russisch eingeheiratet. Und also gewann er sein Gold für Russland, die Zuschauer belegten mit einem höllischen Lärmpegel die in jeder Hinsicht erfolgreiche Einbürgerung.

Aber auch die deutschen Frauen waren mittenmang in der Snowboard-Party. Im parallel zu den Männer ausgetragenen Parallel-Slalom gab es am Ende sogar zwei Medaillen. Amelie Kober gewann Bronze und Anke Karstens holte nach verlorenen Finalläufen gegen die Österreicherin Julia Dujmovits Silber.

Kober konnte ihren linken Arm kaum bewegen

Im Halbfinale hatte Karstens das deutsche Duell gegen Kober mit einer Hundertstel Sekunde Vorsprung gewonnen, nachdem die Bundespolizistin aus Oberbayern im ersten Lauf gestürzt war. Da hatte sich Kober, von den technischen Anlagen wohl beste unter den vier deutschen Läuferinnen, die das Achtelfinale erreicht hatten, noch kräftig geärgert. Am Ende des Finales um Platz drei war sie glücklich und verriet, dass sie sich mit viel Schmerzen über die Runden gequält hatte. Am Mittwoch hatte sich Amelie Kober im Riesenslalom einen Kapselausriss im Ellenbogen zugezogen. Im Zielbereich des Paralell-Slaloms fasste sie sich häufig an ihr lädiertes Körperteil. "Nur durch den Adrenalin-Schub während der Fahrt waren die Schmerzen auszuhalten", sagte sie später.

Weniger physische als psychische Schmerzen hatte Isabella Laböck. Der Weltmeisterin im Paralell-Slalom von 2013 liefen nach ihrem Aus im Achtelfinale die Tränen über die Wangen, nachdem sie nach einem Patzer alles verschenkt hatte. "Ich war so gut drauf, das konnte man sehen", sagte Laböck. "Es ist zum kotzen." Selina Jörg schied ebenfalls im Achtelfinale aus, sie war aber nicht wie Laböck und Kober als eine der deutschen Favoritinnen gestartet. Aber am Ende freute sich aber eben eine andere, die in dieser Saison noch in keinem einzigen Slalom-Finale gestanden hatte über Silber. Anke Karstens sagte: "Ich habe gewusst, dass ich Slalom sehr stark sein kann. Das ist Wahnsinn, ich habe mir den Traum erfüllen können."

Bei den Männern siegte der Russe Vic Wild

Bei den Männern erfüllte sich Vic Wild seinen Traum, gemessen an dem breiten Dauergrinsen, dass auch noch Minuten nach dem Rennen das Gesicht des russischen Amerikaners zierte war es ein sehr große Trau. Seine Gattin Alena Zavarzina hatte bereits Bronze im Snowboard-Riesenslalom gewonnen und Wild bereits Gold in der Männer-Konkurrenz des Riesenslaloms.

"Alle unsere Träume sind wahr geworden", sagte er am Sonnabend. Im Finale bezwang Wild den Slowenen Zan Kosir. Bronze ging an Benjamin Karl aus Österreich. Und die Burschen umarmten sich schließlich alle freundschaftlich im Zielraum. Der lockere Umgang gehört ohnehin zum Snowboard, sobald die beiden Fahrerinnen oder Fahrer im Ziel sind wird abgeklatscht.

Sie sind eben bis ins Ziel hinein unterhaltsam, die Duelle Frau gegen Frau und Mann gegen Mann. Dazu kam in Rosa Chutor noch, das fast die ganze Piste von den Zuschauerplätzen einsehbar ist. Neben der großen Transparenz des Wettbewerbs ein weiterer Vorteil gegenüber den traditionellen alpinen Sportarten, bei denen in Rosa Chutor nur ein Zehntel des Rennen ohne ständiges Schauen auf die Videowände verfolgt werden kann.

Und die Zukunft des alpinen Skisports dürfte eher weiter an Anhängern gewinnen als verlieren. Erstaunlich, dass beim Deutschen Olympischen Sportbund (DOSB) darüber nachgedacht wird, die Mittel für die sogenannten "neuen alpinen Sportarten", zu denen auch das Skispringen der Frauen zählt, zu kürzen. Bisher gab es 700.000 Euro im Jahr an Föderung. Mit den Snowboard-Medaillen vom Sonnabend und dem Gold durch Skispringerin durch Carina Vogt, sollten die Chancen der nicht mehr ganz so neuen Sportler - Amelie Kober hatte bereits 2006 in Turin Silber gewonnen - auf den Erhalt ihres Status Quo gestiegen sein.

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