Tour de France: Sieg für André Greipel, wieder kein Gelbes Trikot für Tony Martin
Sprinter André Greipel gewinnt die zweite Etappe der Tour de France, doch Tony Martin verpasst erneut knapp die Gesamtführung.
Welch bittersüßer Auftakt für den deutschen Radsport bei der Tour de France. André Greipel holt nach einer Windschlacht den Sieg auf der zweiten Etappe durch Zeeland. Er wies dabei mit mächtigem Antritt Peter Sagan und Fabian Cancellara in die Schranken. Tony Martin hingegen verpasste erst am Samstag um fünf Sekunden das Gelbe Trikot und am Sonntag um deren drei. Die Enttäuschung wollte nicht aus dem Gesicht des 30-jährigen Cottbussers weichen, während die kantigen Züge von André Greipel höchstes Glück ausstrahlten.
Mit ganzem Herzen hatte Tony Martin auf das Gelbe Trikot hingearbeitet. Er war am Dienstag schon nach Utrecht gereist, um sich den Zeitfahrkurs über 13,8 Kilometer anzusehen. Am Ende wurde er knapp geschlagen. Mit dem Rekordschnitt von 55,446 km/h gewann der Australier Rohan Dennis. Tony Martin landete mit fünf Sekunden Rückstand auf Platz zwei. Dass nur ein neuer Rekord ihn vom ersehnten Ziel, endlich bei einem Auftaktzeitfahren zu gewinnen und ins Gelbe Trikot zu schlüpfen, abgehalten hatte, konnte ihn nicht trösten.
Tony Martin: "Bin sehr sehr enttäuscht"
„Ich bin hier nicht für zweite Plätze hergekommen. Ich wollte gewinnen. Ich bin sehr, sehr enttäuscht“, sagte er frustriert, während ihm die Schweißtropfen vom Gesicht strömten. Der Schweiß war auch ein Indikator seines Problem an diesem Samstag. „Die Hitze heute hat mich getötet. Ich hatte vorher nicht gedacht, dass sie eine so große Rolle spielen wird. Aber ich habe mich schon nach der Hälfte der Strecke wie gekocht gefühlt“, meinte der Etixx-Profi. „Wir hatten bei einem Zeitfahren bisher eine solche Hitze nicht erlebt. Niedrigere Temperaturen wären für Tonys sicherlich günstiger gewesen“, sagte sein medizinischer Betreuer Helge Riepenhof. Martin gab die Hoffnungen auf Gelb aber nicht auf. „Es nützt nichts, den Kopf in den Sand zu stecken. Gelb ist weiterhin in Reichweite“, machte er sich Mut.
Am Sonntag kam ihm dann auch das Wetter entgegen. Die Temperatur stürzte von 36 auf 21 Grad ab. Martin führte das durch den Kantenwind zersplitterte Feld dem Ziel entgegen. Der Mann in Gelb, Rohan Dennis, war in einer Gruppe über eine Minute dahinter. Sechs Teammitglieder von Etixx Quickstep waren in der 24 Mann starken Führungsgruppe. Es schien alles perfekt zu laufen. „Drei Sprinter waren in der Gruppe, Mark Cavendish, André Greipel und Peter Sagan. Die holen die Bonussekunden und Tony holt Gelb. Das ist die logische Prognose“, meinte Etixx-Rennstallchef Patrick Lefevere.
Doch dieses Mal wurde selbst der überaus erfahrene Belgier überrascht. Sein Sprinter Cavendish eröffnete zu früh das Finale. Greipel und Sagan zogen an ihm vorbei. Und zum Schluss passierte auch noch Cancellara den Briten. Mit einem Tigersprung sicherte sich der Schweizer vier Bonussekunden und zog in der Gesamtwertung vorbei an Martin. „So etwas darf nicht passieren. Tony darf Cancellara doch nicht aus den Augen lassen“, schimpfte Etixx-Betreuer Brian Holm.
Martin selbst sah die Situation anders. „Wir sind auf einen Sieg von Cavendish gefahren. Wenn er da vorn mit reinkommt, bekommt Cancellara keine Bonussekunden.“ Während Martin seinen Frust auf der Rolle abzuarbeiten versuchte und weiter auf sein erstes Gelbes Trikot wartet, freute sich Cancellara bereits über sein 29. Exemplar. Und Tagessieger Greipel fühlte sich später sichtlich wohl im Grünen Trikot des besten Sprinters. „Das ist mein erstes bei der Tour.“ Er würde es gern länger behalten. Beim Zwischensprint auf der zweiten Etappe mischte er bereits kräftig mit.