Aufschwung bei Atletico Madrid: Sieg der Sterne
Diego Simeone hat als Trainer von Atletico Madrid die jahrelange Hegemonie von Real Madrid und dem FC Barcelona in der Primera Division beendet. Am Samstag kommt es zum Spitzenspiel Atletico gegen Barca.
Diesen Glauben an die Astrologie, Diego Simeone hat ihn von seiner Mutter übernommen. Wenn sich der 43 Jahre alte Fußballtrainer über einen Spieler informiert, ist das Erste, was ihn interessiert, nicht wie schnell derjenige ist. Oder welche technischen Fähigkeiten er besitzt. Simeone fragt: nach seinem Sternzeichen. Daraus leitet er ab, wie er mit dem Spieler umzugehen hat. „Schützen brauchen Zuneigung, im Gegensatz zum Skorpion“, erklärte Simeone einmal einem Journalisten der spanischen Zeitung „El Pais“.
Was andere für Hokuspokus halten, bezeichnet der Argentinier Simeone als einen wichtigen Baustein seiner Arbeit. Seiner äußerst erfolgreichen Arbeit. Der Trainer von Atletico Madrid hat etwas geschafft, das bis vor kurzem noch als beinahe unmöglich galt. Er hat die Hegemonie von Real Madrid und dem FC Barcelona in der Liga beendet. Und ganz nebenbei noch die Europa League (2012) und den spanischen Pokal (2013) mit seiner Mannschaft gewonnen.
Lange litt die spanische Primera Division unter dem Stigma, langweilig zu sein, weil nur zwei Mannschaften ernsthaft als Titelkandidaten infrage kamen. Damit ist es nun vorbei. Am Sonnabend treffen Atletico Madrid und der FC Barcelona (20 Uhr) im Spitzenspiel aufeinander. Vor dem letzten Spieltag der Hinrunde liegen beide punktgleich und fünf Zähler vor Real Madrid an der Tabellenspitze. Barcelona steht nur aufgrund der besseren Tordifferenz vor Atletico. „Los colchoneros“, die Matratzenmacher, haben zum ersten Mal seit 1996 wieder die Möglichkeit, Meister zu werden. Damals als Spieler mit dabei: Diego Simeone.
Er kennt den Klub, seine Gemütslage und seine Anhängerschaft. Simeone weiß, was die Fans im von Arbeitern geprägten Süden Madrids sehen wollen: Leidenschaft. Die verkörperte er als Spieler wie kaum ein anderer im rot-weißen Trikot. Als Trainer geht er analytischer vor. Diego Simeone ist ein gewiefter Taktiker. „Es gibt verschiedene Arten zu gewinnen. Wichtig ist, sich auf alle davon vorzubereiten“, sagte er einmal.
So hat Simeone seiner Mannschaft diverse Vorgehensweisen antrainiert. Ausgerichtet am Gegner und dessen System. Am liebsten ist ihm dabei eine völlig unspanische Strategie. Simeone verzichtet lieber auf den Ball, sein Atletico ist die Gegenthese zum Kurzpassspiel des FC Barcelona und der Selección. „Ballbesitz ist gut, aber bis zu welchem Punkt?“, fragte Simeone in einer argentinischen Radioshow. Auf das System des FC Barcelona angesprochen, antwortete er: „Ich bin vom Gegenteil überzeugt. Ich habe lieber weniger den Ball und dafür mehr Torchancen.“
Seine Ansichten haben die Spieler verinnerlicht. Von außen betrachtet wirken Atleticos Spiele manchmal bizarr. Gegen schwächere Teams wie Valladolid oder Rayo Vallecano zog man sich weit in die eigene Hälfte zurück und überließ dem Gegner das Spielfeld. Simeone wusste, dass diese Mannschaften mit der Aufgabe zu kreieren komplett überfordert sind. Was dann folgte, waren Konter von malerischer Schönheit. In Sekundenschnelle überbrückte Atletico das Feld, mit wenigen Berührungen ging es in die Spitze, vorgetragen mit einer Präzision, die man ansonsten nur vom FC Barcelona kennt. Derjenige, der die Konterattacken abschließt, ist Diego Costa. Ein Stürmer, vom Sternzeichen Waage, der erst unter Simeone Topniveau erreichte. Mit 19 Toren liegt der gebürtige Brasilianer, der bei der WM für Spanien spielen will, derzeit in der Torjägerliste auf Platz zwei hinter Cristiano Ronaldo. Costa wird von mehreren europäischen Spitzenklubs umworben, angeblich soll auch Borussia Dortmund Interesse haben.
Schon im Sommer musste Atletico in Person von Radamel Falcao seinen besten Spieler ziehen lassen. Auf dem Feld machte sich der Verlust kaum bemerkbar, Simeone hat in seinen zwei Jahren bei Atletico eine homogene Einheit erschaffen, in der scheinbar jeder ersetzbar ist. Die Fans im Estadio Vicente Calderón verehren ihn dafür. Es scheint, als wäre Atletico Madrid in seiner jüngeren Geschichte nur dann Erfolg beschieden, wenn Diego Simeone beteiligt ist.
„Ich wusste, dass sie mich in einem schwierigen Moment anrufen und ich dann zurückkehren würde“, verriet Simeone. Vermutlich haben es ihm die Sterne prophezeit.
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