Vierschanzentournee: Severin Freund springt auf Platz drei - Peter Prevc siegt
Severin Freund ist nach seinem Sieg in Oberstdorf erneut auf dem Podest gelandet. Dennoch ist er die Gesamtführung bei der Vierschanzentournee erst einmal los.
Die Landung hatte er verwackelt, das wusste Severin Freund sofort nach seinem zweiten Sprung. Auch in der Luft hatte er zu viel korrigieren müssen. Seine Reaktion fiel deshalb zunächst etwas verhalten aus. Freund wartete ab. Doch dann konnte er sich freuen – und das zeigte er auch. Er ballte die Faust und reckte seinen Daumen nach oben. Als Zweiter war der 27-Jährige am Freitag in den entscheidenden Durchgang des Neujahrsspringens von Garmisch-Partenkirchen gegangen, am Ende wurde er mit Sprüngen auf 133,5 und 132,5 Meter Dritter, so gut wie noch nie beim zweiten Springen der Vierschanzentournee. Für die großen Jubelgesten war Freunds stärkster Rivale zuständig: der Sieger Peter Prevc. Er wurde auf den Schultern seines Teamkollegen Robert Kranjec durch den Auslauf der Olympiaschanze getragen. Der Slowene gewann mit deutlichem Vorsprung (133,5 und 136 Meter) vor dem Norweger Kenneth Gangnes und Freund.
Trotz allem zog der Bayer ein überaus positives Fazit. „Das war mit Abstand mein bester Wettkampf hier“, sagte er. „Hätte mir vor der Saison jemand gesagt, ich komme in Garmisch auf das Podest, ich hätte das blind unterschrieben. Ich bin glücklich, wie ich hier agiert habe.“ Nach seinem Auftakterfolg in Oberstdorf bleibt Freund damit gut im Rennen um den Gesamtsieg bei der Tournee. Zwar überholte ihn Prevc und liegt nun mit 8,6 Punkten vorne. Die Chancen auf den Erfolg bei der Vierschanzentournee waren für ihn aber noch nie so aussichtsreich.
„Das ist ein super Ergebnis“, lobte Bundestrainer Werner Schuster. „Auch wenn Severins zweiter Sprung nicht perfekt war. Wir sind nun in einer guten Position.“ Zufrieden konnte Schuster auch mit dem Ergebnis des deutschen Teams sein. Richard Freitag wurde Sechster, Andreas Wank Elfter, Andreas Wellinger kam auf Platz 14 und David Siegel auf Rang 16.
So trugen die deutschen Springer den Hauptteil zu der ausgelassenen Atmosphäre in Garmisch-Partenkirchen bei. 25000 Zuschauer feierten im ausverkauften Stadion Freund und seine Teamkollegen – auch wenn es nicht für den nächsten Heimsieg reichte. Nahezu pausenlos wedelten sie begeistert ihre Deutschland-Fähnchen.
Grün und braun waren die Wiesen und Hänge
Nur die typische Neujahrs-Winteroptik bot sich rings um die Olympiaschanze nicht. Grün und braun waren ansonsten die Wiesen und Hänge in Garmisch-Partenkirchen bei Temperaturen um sechs Grad. Lange umgab auch eine dicke Wolkendecke die Schanze, erst kurz bevor Freund Ende des ersten Durchgangs hinunterflog, kam die Sonne stärker hervor, und es zeigte sich ein malerischer blauer Himmel.
Doch nicht nur deshalb musste Freund danach im Auslauf lachen. Mit einem überragenden Sprung auf 133,5 Meter hatte er sich die Führung geholt, direkt nach ihm kam aber sein großer Konkurrent Prevc. Und als der Slowene genau auf die gleiche Weite flog, konnte sich Freund ein breites Grinsen nicht verkneifen. Auch bei den Landungsnoten waren beide ganz eng beieinander, der Bayer war nur 0,5 Punkte besser. Weil Prevc allerdings minimal schlechtere Bedingungen hatte, übernahm er mit 1,4 Punkten die Führung. Auf die Weite umgerechnet entsprach dies lediglich 80 Zentimetern. „Severin war brutal entschlossen“, sagte Bundestrainer Schuster über dessen ersten Sprung.
Mit seinem gesamten Auftreten ließ Freund keinen Zweifel daran, dass er derzeit vor Selbstvertrauen nur so strotzt. Das hatte er bereits am Vortag gezeigt. Nach zwei starken Trainingssprüngen auf 133 und 136,5 Meter hatte er auf den Qualifikationssprung verzichtet. Er begründete dies ganz einfach: „Es war in den vergangenen Jahren nicht selbstverständlich, dass ich hier so gut gesprungen bin im Training. Das war das Ziel, das habe ich geschafft.“ Weil Prevc die Qualifikation gewonnen hatte, kam es im ersten Durchgang zu dem direkten Duell der beiden, doch Freund schien dies nicht im Geringsten zu stören. Diese Selbstsicherheit war schon überraschend, denn tatsächlich bereitete ihm bisher die Olympiaschanze bei der Vierschanzentournee stets die größten Probleme. Platz drei zeigt nun, dass er sich in dieser Saison in einer besonderen Form befindet.
So gibt sich Freund in der Gesamtwertung noch lange nicht geschlagen. Da bereits an diesem Samstag in Innsbruck die Qualifikation ansteht (14 Uhr/ZDF und Eurosport) und einen Tag später das dritte Springen der Tournee, schickte er auch gleich eine Ansage in Richtung Prevc: „Jetzt ist er der Gejagte. Es gilt, weiter Druck auf ihn aufzuüben.“
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