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Die neuen Besitzer haben viel vor mit dem Sechstagerennen.
© picture alliance / dpa

Berliner Traditions-Radrennen: Sechs Tage sind die Zukunft

Die neuen Eigentümer haben große Pläne mit dem Sechstagerennen - was aber nicht heißen soll, dass auf Bewährtes künftig verzichtet werden soll.

Der Name passt schon mal: Madison, also das Zweier-Mannschaftsfahren und Königsdisziplin des heutigen Sechstagerennens, prangt auf der Stellwand im Hintergrund. Madison – das ist nicht nur eine mehr als 100 Jahre alte Bahnraddisziplin, benannt nach ihrem ersten Austragungsort, dem New Yorker Madison Square Garden. Es ist auch der Name des neuen Besitzers des Berliner Sechstagerennens. Genauer gesagt handelt es sich um die Madison Sports Group, die bereits internationale Erfahrung mit der Veranstaltung von Radrennen hat. Am Dienstag stellten sich die neuen Eigentümer vor.

Mark Darbon, Geschäftsführer der Madison Sports Group, sagte: „Sechstagerennen sind die Zukunft des Bahnradsports.“ Und warb dann schon mal für die nächste Zukunft. Die neuen Londoner Besitzer werden Mitte Oktober das Sechstagerennen in der britischen Hauptstadt zum ersten Mal seit 35 Jahren wieder starten lassen. „Wir wollen junge Fans anlocken, haben auch einige Ideen und werden sie in London schon mal testen“, sagt Darbon. Das Berliner Sechstagerennen sei eines der beliebtesten Bahnradsportevents weltweit. „Wir wollen von Berlin lernen.“

Es war zuletzt einiges gemunkelt worden, was die Zukunft des bedeutendsten deutschen Sechstagerennens betrifft. Vor rund drei Wochen hat der bisherige alleinige Gesellschafter der Berliner-6-Tage-Rennen GmbH, Reiner Schnorfeil, sich mit dem Londoner Sportvermarkter geeinigt, das Berliner Sechstagerennen zu verkaufen. „Damit steigen wir ins internationale Sportbusiness auf“, sagt Schnorfeil, der für die nächsten drei Jahre weiterhin Leiter des Sponsorings bleibt und die neuen Besitzer darüber hinaus berät. Ansonsten soll vieles beibehalten werden: Die Eintrittspreise bleiben laut Schnorfeil stabil. „Und das Team, das sich in den vergangenen Jahren bewährt hat, bleibt auch in den nächsten Jahren zusammen.“ Das heißt, dass Dieter Stein weiterhin für die sportliche Leitung zuständig sein wird. „Insgesamt gibt es nur Gewinner“, sagte Schnorfeil zufrieden. Zur Höhe des Verkaufspreises wollte er sich nicht äußern.

Rückkehr zur Live-Musik denkbar

Seit 2009 war er Geschäftsführer, gemeinsam mit seinem Förderer und Vorgänger Heinz Seesing, seit 2014 dann alleine. Noch am Abschlusstag des 104. Rennen Ende Januar hatte Schnorfeil dementiert, das Rennen verkaufen zu wollen. Allerdings hatte er es auch stets als seine größte Sorge bezeichnet, wenn er die traditionsreiche Veranstaltung irgendwann einmal absagen müsse. Der Einstieg der Madison Sports Group sichere „die Zukunft des Events für die Sportstadt Berlin“. Aus diesem Grund seien die Verträge mit dem Velodrom bis zum Jahr 2022 verlängert worden, sagte Schnorfeil: „Die treuen Berliner Fans können sich auf viele spannende Rennen freuen.“

Im kommenden Jahr startet am 28. Januar die insgesamt 105. Auflage, zum 20. Mal findet sie dann im Velodrom an der Landsberger Allee statt. Genauere Konzepte für Berlin seien noch nicht spruchreif, sagte Schnorfeil. Aber das Sportprogramm bliebe weitgehend so erhalten. Eine Rückkehr der Live-Musik, die nach dem Gema-Streit im vergangenen Januar erstmals aus der Halle verbannt worden war, sei auch wieder vorstellbar. Auch Darbon will noch nichts verraten, nur so viel: „Was in London funktioniert, muss nicht in Berlin funktionieren. Wir wollen die individuellen Charakter des Rennens beibehalten. Eventuell werden wir es in Zukunft auch zur einer Serie erweitern“, sagt er.

Dass es nicht allein bei diesen beiden Veranstaltungen bleibt, dürfte auch im Sinne von Reiner Schnorfeil sein. Schon in den vergangenen Jahren hat er mehrfach erwähnt, dass er von einer solchen Sechstage-Saison träume, ähnlich wie in der Formel 1. „Der erste Schritt dazu ist getan“, sagte Schnorfeil. Der Name des neuen Besitzers würde dann auch noch passen – früher wurden Madison-Rennen mitunter in Dreierteams gefahren.

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