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Sebastian Vettel führte das Rennen vom Start aus an.
© Ryan Remiorz/The Canadian Press/AP/dpa

„Wo zur Hölle sollte ich denn hin?“: Sebastian Vettel verliert Sieg durch Zeitstrafe

Sebastian Vettel beendet das Rennen in Kanada als Erster, fällt aufgrund einer Zeitstrafe aber hinter Lewis Hamilton zurück – und reagiert wütend.

Ein hartes Manöver gegen Lewis Hamilton hat Sebastian Vettel den Befreiungsschlag beim Formel-1-Rennen von Kanada gekostet. Der deutsche Ferrari-Star verpasste nach einer Fünf-Sekunden-Zeitstrafe in Montréal den ersehnten ersten Sieg nach 287 Tagen und musste sich hinter Hamilton mit dem zweiten Platz begnügen. „Sie stehlen uns das Rennen“, klagte Vettel über Boxenfunk, nachdem er nach einem Fahrfehler in der 48. Runde den britischen Mercedes-Piloten fast in die Mauer gedrängt hätte. Dritter wurde Vettels Stallrivale Charles Leclerc.

Hamilton feierte seinen siebten Erfolg in Kanada und stellte damit den Rekord von Michael Schumacher ein. Mit seinem fünften Grand-Prix-Erfolg in diesem Jahr baute der Engländer seine WM-Führung auf 162 Punkte aus. „Natürlich willst du so nicht gewinnen, aber ich habe bis zum Ende alle gegeben. Ich habe ihn zu dem Fehler gezwungen und er ist aufs Gras gefahren“, sagte der verlegene Hamilton, der auf dem Podium Vettel an sich zog. „Wir mussten den Crash vermeiden. Es war hart, dranzubleiben.“ Vettel hat nach dem siebten Saisonrennen nur 100 Zähler auf seinem Konto und muss weiter auf seinen ersten Triumph 2019 warten. „Nein, nein. Mir gefällt das nicht. Wo zur Hölle sollte ich denn hin? Das war nicht fair“, sagte Vettel, der zwar als Erster über die Ziellinie fuhr, aber doch nicht gewann.

Vettel ging auf dem Circuit Gilles Villeneuve zum ersten Mal in diesem Jahr von Platz eins in Rennen - und verteidigte diesen beim Start souverän. Der Hesse, der im Vorjahr als Polesetter auf der Île Notre-Dame im Sankt-Lorenz-Strom gewonnen hatte, beschleunigte am besten und ließ zu Beginn weder dem Zweiten Hamilton noch seinem Scuderia-Stallrivalen Charles Leclerc eine Chance.

Während für Ferrari alles nach Plan lief, hatte Mercedes in den Stunden vor dem siebten Grand Prix der Saison mehr als gewünscht zu tun. Hydraulikprobleme am Motor Hamiltons führten dazu, dass sein Wagen zunächst aufwendig auseinander und dann wieder zusammengeschraubt werden musste. Auf der Einführungsrunde beklagte der 34-jährige Brite technische Schwierigkeiten, sein Renningenieur entgegnete am Funk jedoch: „Nein, du hast kein Problem.“

Vettel spulte auf dem 4,361 Kilometer langen Hochgeschwindigkeitskurs an der Spitze souverän sein Programm ab und profitierte vom starken Motor der Italiener. Bereits in den Trainings und im Qualifying hatte Ferrari im Dauerduell mit den Silberpfeilen den besseren Eindruck hinterlassen. Etwas mehr als zwei Sekunden betrug Vettels Vorsprung vor Hamilton konstant, dahinter hielt nur Leclerc den Kontakt zur Spitze. Der WM-Zweite Valtteri Bottas im zweiten Mercedes konnte zunächst nicht in den Kampf um die Podiumsplätze eingreifen.

„Ich habe ihn nicht gesehen“

Dafür zeigte Nico Hülkenberg ein starkes Rennen und erkämpfte sich im Renault von Startrang sieben zwischenzeitlich den vierten Platz. Allerdings bereitete dem 31-Jährigen aus Emmerich nach eigenen Aussagen zwischenzeitlich das Getriebe Probleme, am Ende reichte es zu Rang sieben.

Nach 20 Runden erhöhte der 21 Jahre alte Monegasse Leclerc den Druck auf Hamilton, ehe Vettel kurz darauf als erster der Topfahrer zum Reifenwechsel an die Box kam. Die Strategie von Ferrari ging auf und auch nach dem fehlerlosen Stopp behielt er die Führung vor Hamilton, der erst zwei Runden später seine Pneus wechseln ließ.

Zwischen Vettel und Hamilton entwickelte sich ein erbitterter Kampf um die Führung. Bis auf 0,7 Sekunden kam der Brite nach etwas mehr als der Hälfte des Grand Prix heran, verbremste sich jedoch kurz darauf. Sein Deutscher Rivale antwortete mit der zu diesem Zeitpunkt schnellsten Runde und zeigte sich noch nicht beeindruckt.

Im 48. Umlauf änderte sich das. Vettel musste nach einem Fahrfehler von der Strecke ausweichen und ins Gras. Einen Crash mit dem heranschießenden Hamilton konnte er in Kurve vier nur knapp verhindern, drängte seinen ärgsten Widersacher aber fast in die Streckenmauer. Der Zwischenfall wurde von der Rennleitung untersucht und mit einer Zeitstrafe von fünf Sekunden für den Ferrari-Star belegt. „Ich habe ihn nicht gesehen“, funkte Vettel an die Box. In der Schlussphase hielt Hamilton den Kontakt und siegte. (dpa)

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