1. FC Union: Sebastian Polter ist Unions Zünder
Mit der Rückkehr des lange verletzten Stürmers könnten die Köpenicker zum Aufstiegskandidaten reifen. Und den nächsten Schritt am Montagabend machen.
Im Hauptmann von Köpenick, jener gemütlichen Eckkneipe am S-Bahnhof Köpenick, sagen die Menschen meist, was Sache ist. So auch am Dienstag nach Unions 2:0-Heimsieg gegen Kiel. „Die erste Halbzeit war richtig schlecht, aber egal. Fußball ist ein Ergebnissport“, sprach einer im rot-weißen Trikot, dessen Trikot mit der Rückennummer 9 ihn als Sebastian Polter auswies. Das Bier floss, die Stimmung war prächtig.
Ob sich der echte Polter nach seiner tollen Rückkehr in die Zweite Liga auch ein Kaltgetränk genehmigte, ist nicht überliefert. Gut aufgelegt war er nach seiner Torvorlage und dem eigenen Treffer per Fallrückzieher auf jeden Fall – und deshalb gefragt wie sonst keiner. Viele Fans waren an den Spielfeldrand gekommen, sie wollten Autogramme, und Polter schrieb, er lächelte, flachste, glücklich darüber, wieder mittendrin zu sein. Alles andere, die zähen ersten 45 Minuten, die spielerischen Mängel, eine gewisse Schwere, die Unions Spiel seit Saisonbeginn kennzeichnet – all das schien vergessen.
Das wirklich Gute aber an der Rückkehr des 27-Jährigen ist: Sie könnte für den 1. FC Union zum Erweckungserlebnis werden. Für einen Startelfeinsatz kommt das Auswärtsspiel beim FC Ingolstadt am Montag (20.30 Uhr, Sky) zwar zu früh. Wie der Sieg gegen Kiel gezeigt hat, ist Polter aber auch als Option von der Bank wertvoll – und wenn der Stürmer erst mal wieder in Topform ist, kann er Union vielleicht sogar zu einem echten Aufstiegskandidaten machen.
Die Ordnung stimmt bei Union
Trainer Urs Fischer strahlt jetzt schon eine wohltuende Ruhe aus. Wenn der gemeine Fan im Hauptmann eine „richtig schlechte“ erste Halbzeit sieht, spricht der Schweizer „von einem ausgeglichen Spiel“. Geduld fordert Fischer immer wieder ein, Zeit, die Dinge reifen zu lassen. Wahr ist aber auch, dass Fortschritte im spielerischen Segment bislang kaum zu erkennen waren. Die Ordnung, ja, die stimmt bei Union – nur gingen den Kreativkräften bislang die Ideen ab.
Polter, der sich am 2. März die Achillessehne am rechten Fuß riss, ließ gegen Kiel erahnen, dass er mit seiner Wucht den feinen Füßen eines Akaki Gogia oder Robert Zulj mehr Freiraum verschaffen kann. Er sagt: „Wir haben bisher noch viele Torchancen, die so halb-halb sind. Da wollen wir klarere Möglichkeiten bekommen.“ Ob das mit ihm nun häufiger der Fall sein wird? „Ich hoffe, dass es jetzt besser wird, aber nicht nur wegen meiner Person, sondern weil wir Woche für Woche daran arbeiten.“ Wie das gehen soll, beschreibt er auch: „Ich bin ein Spieler, der Bälle in die Tiefe bekommen will, der das auch einfordert.“ Und Flanken nehme er natürlich auch gerne ab. „Dass wir das Potenzial haben, attraktiver zu spielen, ist ja klar.“ Dann schiebt er nach: „Aber Fußball ist ein Ergebnissport. Solange die stimmen, kann uns keiner was.“ Das sehen die Fans bisher ganz ähnlich.