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Wie ein Revolverheld. Sebastian Kehl (l.) erlöst Dortmund mit seinem Siegtor.
© dpa

DFB-Pokal - Viertelfinale: Sebastian Kehl schießt Dortmund zum 3:2-Sieg gegen Hoffenheim

Zwischen Dortmund und Hoffenheim geht es in einem packenden Spiel hin und her. Am Ende entscheidet ein fulminanter Distanzschuss von Sebastian Kehl die Partie in der Verlängerung.

In Dortmund waren wenige Minuten in der zweiten Halbzeit gespielt, als die „Gelbe Wand“ die Initiative übernahm: „Westfalenstadion steht auf“, skandierte Europas größte Stehplatztribüne in einer Lautstärke, die auch weit außerhalb der Betonschüssel zu vernehmen war. Der BVB lag im Viertelfinale des DFB-Pokals gegen die TSG Hoffenheim mit 1:2 hinten und drohte, auch noch im dritten Wettbewerb vorzeitig zu scheitern. 

Es musste also etwas passieren, und tatsächlich funktionierte der Weckruf: Borussia Dortmund spielte nicht schön, aber sie zwang das Schicksal und gewann vor 80.667 Besuchern im ausverkauften Stadion in einem packenden Kampfspiel in der Verlängerung mit 3:2 (2:2, 1:2). "Ich hab gesagt, ich nehm' ihn Dropkick, den kann ich ganz gut. Es war ein super-emotionales und aggressives Spiel, es war geil", sagte Sebastian Kehl, der das Spiel mit seinem Distanzschuss in der 107. Minute entschied.

Fußball in Dortmund, das war jahrelang das größte Versprechen, das der deutsche Vereinsfußball zu bieten hatte: Tempo, Leidenschaft und mitreißende Offensivaktionen, die sich im Minutentakt aneinanderreihten. Doch der Abenteuerspielplatz Borussia hat viel von seinem Glanz eingebüßt, auch wenn diesmal wieder ein packendes Kampfspiel zu erleben war. In den letzten drei Heimspielen vor dem Pokalspiel war dem BVB nicht ein Tor gelungen, Statistiker müssen weit zurückblättern, um eine ähnliche Armut zu finden.

Gegen Hoffenheim mussten zwingend Erfolgserlebnisse her, um im Pokal zu überleben und die letzte Chance am Leben zu erhalten, eine missratene Spielzeit wenigstens halbwegs zu retten. Die Voraussetzungen waren jedoch alles andere als rosig, vor Spielbeginn meldeten sich mit Marco Reus (Adduktorenbeschwerden) und Kapitän Mats Hummels (Oberschenkelprobleme) zwei Leistungsträger ab.

Dortmund musste auf Reus und Hummels verzichten

Drei Tage nach der ernüchternden 0:1-Niederlage gegen den FC Bayern waren die Gastgeber spürbar darum bemüht, ein besseres Bild abzugeben. Glänzend war es zwar nicht, was die Borussia auf den Rasen zauberte, aber zumindest der Wille war erkennbar, und das honorierte das Publikum mit warmem Applaus. So wie beim Weitschuss von Mkhitaryan nach zehn Minuten. Und siehe da, die Dortmunder Bestrebungen wurden belohnt: Blasczykowskis Eckball landete auf dem Fuß von Manndecker Neven Subotic, der in die lange Ecke traf. Es war der erste Dortmunder Heimtreffer nach sage und schreibe 293 Minuten – also fast fünf Stunden.

Eine Befreiung? Nein. Quasi im Gegenzug traf Kevin Volland ebenfalls nach einem Eckball volley zum Ausgleich, niemand fühlte sich für den Stürmer zuständig. Wenige Minuten später der nächste kapitale Bock: Subotic verstolperte in der Vorwärtsbewegung den Ball, den sich Firmino schnappte und die Hoffenheimer Führung besorgte (28. Minute). Innerhalb kürzester Zeit hatten die Gäste aus dem Kraichgau das Spiel unter gütiger Dortmunder Mithilfe gedreht.

Doch so einfach mochten sich die Dortmunder nicht aus dem Pokal verabschieden und legten nach dem Seitenwechsel spürbar zu. Nun war – angetrieben vom nun immer lauter werdenden Publikum – wesentlich mehr Tempo und Zug zum Tor in den Aktionen der Borussia. Aubameyang schoss den Ball knapp am linken Pfosten vorbei, doch beim zweiten Versuch zielte der Stürmer aus Gabun genauer. Die Flanke von Durm beförderte er per Kopf ins Tor, der BVB war nun drauf und dran, das Spiel komplett zu drehen. Subotic hatte per Kopf die große Chance, auf der anderen Seite hatten jedoch auch Polanski und Firmino die Entscheidung auf dem Fuß, scheiterten jedoch. 

Das Spiel musste in der Verlängerung, die Borussia wollte nun mit Macht die Entscheidung. Es war eine Frage des Willens, und die beantwortete Sebastian Kehl in der 107. Spielminute. Sein fulminantes Geschoss aus 25 Metern entschied das Spiel. Klopp lüftete voller Ehrfurcht seine gelbe Kappe, Borussia Dortmund steht in Halbfinale, weil die Mannschaft das Glück erzwungen hat und weil - wie der Trainer fand - das Team "den Tick besser" war als der Gegner.

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