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Auftaktsieger Simon Ammann aus der Schweiz.
© Reuters
Update

Auftakt der Vierschanzentournee: Schweizer Simon Ammann siegt in Oberstdorf

In Oberstdorf zeigt Simon Ammann, dass im Olympia-Winter wieder mit ihm zu rechnen ist und gewinnt das Auftaktspringen der Vierschanzentournee. Längst nicht nach Wunsch lief es hingegen für die Deutschen.

Irgendwann im zweiten Durchgang flog aus dem Bereich der teureren Eintrittskarten ein bengalisches Feuer in den Auslaufraum. Falls es ein Versuch gewesen sein sollte, das turbulente Auftaktspringen der Vierschanzentournee zu stoppen, dürfte es ein enttäuschter deutscher Anhänger oder Fans von Gregor Schlierenzauer oder Kamil Stoch gewesen sein. Doch ein Ordner sammelte den Feuerwerkskörper ein, und wenig später besiegelte das offizielle Feuerwerk über der Schattenbergschanze ein kurioses Ergebnis, das einige Tendenzen dieser Weltcupsaison über den Haufen warf.

Im Zielraum warf der 32 Jahre alte Schweizer Doppel-Doppel-Olympiasieger Simon Ammann seine Sprungski in die Luft. „Es war phantastisch, einer der schönsten Momente im Weltcup bis jetzt“, sagte er, „für mich ist das Skispringen immer noch eine Wahnsinnsfreude.“ Er hatte nach Flügen auf 139 und 133 Meter vor dem Norweger Anders Bardal gewonnen, der bei wechselnden Windbedingungen und mehrfachen Verschiebungen der Anlauflänge auf 133,5 und 133 Meter kam. Der Schweizer ist damit in der bestmöglichen Ausgangsposition, um sich sein letztes noch fehlende Karriereziel zu erfüllen: erstmals die Vierschanzentournee gewinnen.

„Nach all den Jahren wieder die Chance zu haben, ist sagenhaft“, sagte er mit bewegter Stimme, „dieses Jahr hat für mich einfach perfekt geendet.“ 2008 hatte er ebenfalls das Auftaktspringen gewonnen, konnte aber anschließend nicht an diese Leistung anknüpfen. „Es war ein langer Kampf, um wieder zurück an die Spitze zu kommen“, sagte er.

Überraschend teilten sich zwei 21 Jahre alte Springer punktgleich den dritten Platz, die kaum jemand auf der Rechnung hatte: Der Slowene Peter Prevc und der Österreicher Thomas Diethart. Eine bittere Niederlage musste hingegen das bislang so starke polnische Team hinnehmen, in dem der Weltcupführende Kamil Stoch mit Platz 13 bester Springer war.

Auch für Österreichs Topspringer Gregor Schlierenzauer wird nach Rang neun eine erfolgreiche Titelverteidigung bereits schwieriger. Er beklagte sich vehement über die während des Springens mehrfach veränderte Anlauflänge. „Ich hatte zwei gute Sprünge“, sagte er, „es wäre interessant, wie das Ergebnis aussehen würde, wenn alle von der gleichen Luke gesprungen wären.“ Sein Trainer Alexander Pointner glaubt dennoch an eine erfolgreiche Titelverteidigung. „Einen ähnlichen Rückstand hat er im letzten Jahr auch aufgeholt.“ Auch stellte ihn neben Diethart der fünfte Platz von Thomas Morgenstern zufrieden, der vor zwei Wochen in Titisee-Neustadt noch schwer gestürzt war. „Er hat gute Chancen“, sagte Pointner, „er ist unser konstantester Springer.“

Das deutsche Team hingegen wird mit dem Kampf um den Tourneesieg voraussichtlich wieder einmal nichts zu tun haben. Als Bester landete der 22 Jahre alte Marinus Kraus vor 25 500 lärmenden Fans immerhin auf dem achten Platz. „Bei der Tournee dabei zu sein, ist das Größte, und dann noch vorne mitzuspringen, ist ein Wahnsinnsgefühl“, schwärmte der Youngster.

Mit seiner Leistung konnte Werner Schuster zufrieden sein. „Ich habe gespaltene Gefühle“, sagte der Bundestrainer, „wir sind besser gesprungen als zuletzt, haben aber mit der absoluten Spitze nichts zu tun gehabt.“ Dafür ist eigentlich Severin Freund zuständig, doch der kam nur auf Rang zehn kam. „Die Bedingungen waren nicht einfach“, sagte der 25-Jährige. Er glaubt noch an Besserung. „Es kommen noch sechs Sprünge bei der Tournee, da ist noch nichts entschieden.“ Michael Neumayer mit Rang elf und Andreas Wank mit Rang 15 blieben im Rahmen ihrer Möglichkeiten. Andreas Wellinger aber musste mit Rang 29 das zweitschlechteste Ergebnis dieser Saison hinnehmen. „Sein System war offen wie ein Scheunentor“, monierte Bundestrainer Werner Schuster.

Richard Freitag, Danny Queck und Martin Schmitt schafften es nicht in den zweiten Durchgang der besten 30 Springer. Für den 35 Jahre alten Martin Schmitt rücken in seiner Abschiedssaison auch die letzen Sprünge bei der Vierschanzentournee näher. „Ich bin hier nicht so zurecht gekommen“, ärgerte sich der Olympiasieger von 2002, „frustrierend ist das nicht, ich wusste ja, dass ich hier nicht gewinnen werde.“ Platz 20 habe er sich aber noch zugetraut. Es wurde Rang 36. Möglicherweise sind die Sprünge beim Neujahrsspringen am 1. Januar in Garmisch-Partenkirchen seine letzten auf großer Bühne. Nur wenn ihn Bundestrainer Werner Schuster anschließend in das siebenköpfige Team für die weiteren Wettbewerbe in Innsbruck und Bischofshofen nominiert, kann er das Ende noch weiter hinauszögern.

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