Nur 1:1 zum Auftakt gegen Wales: Schweizer Chancenwucher
Die Schweiz kommt trotz bester Möglichkeiten gegen Wales nur zu einem Unentschieden. Das macht die Ausgangslage in der Gruppe A nicht einfach.
Trotz klarer Überlegenheit und Chancenvorteile hat die Schweiz einen guten Start in das Turnier leichtfertig verspielt. Im Duell mit Wales reichte es für die Schweizer am Samstag in Baku nur zu einem 1:1 (1:0). Kieffer Moore rettete dem erst in der Schlussphase aufkommenden Halbfinalisten von 2016 mit seinem Ausgleichstor einen glücklichen Punkt. Zuvor hatte Breel Embolo vom Bundesligisten Borussia Mönchengladbach die Schweizer in Führung geköpft. Das Team von Trainer Vladimir Petkovic steht damit im zweiten Gruppenspiel gegen EM-Auftaktsieger Italien am kommenden Mittwoch bereits unter Druck. Wales trifft dann auf die Türkei.
Fünf Minuten vor Ultimo fühlten sich die Schweizer kurz als Sieger, als der eingewechselte Mario Gavranovic mit seiner ersten Ballberührung traf. Der Schütze stand beim Abschluss jedoch knapp im Abseits, weshalb der Treffer nach Videobeweis keine Anerkennung fand. In der 90. Minute scheiterte Embolo mit einem Kopfball am starken Wales-Torwart Danny Ward.
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Bei sommerlichen Temperaturen bemühten sich beide Teams von Beginn an um offensive Akzente, scheuten dabei aber zunächst das große Risiko. Die erste Chance gehörte den Walisern, die bei ihrer EM-Premiere 2016 überraschend das Halbfinale erreicht hatten. Nach einer Flanke von Daniel James kam der bullige Moore vom englischen Zweitligisten Cardiff City frei zum Kopfball, scheiterte aber am glänzend reagierenden Yann Sommer im Schweizer Tor. Die Schweizer hatten zwar etwas mehr Spielanteile, taten sich gegen die gut gestaffelte Defensive der Waliser aber schwer. Die erste Chance gab es fast zwangsläufig durch eine Standardsituation. Eine Ecke verlängerte Innenverteidiger Fabian Schär gekonnt mit der Hacke, doch Ward rettete mit einer starken Fußparade. In der Folge wurden die Schweizer dominanter und verzeichneten durch den Ex-Frankfurter Haris Seferovic eine weitere Gelegenheit. Der Stürmer von Benfica Lissabon verfehlte mit seinem Schuss aber knapp das Ziel. Kurz vor der Pause tauchte Seferovic frei vor dem Tor auf, konnte die gute Vorarbeit von Embolo aber nicht verwerten.
Dazwischen gab es viel Leerlauf. Die tiefstehenden Waliser, bei denen Trainer Ryan Giggs wegen eines anstehenden Gerichtsprozesses die Europameisterschaft nur aus der Ferne verfolgen kann, boten kaum Räume und suchten selbst nur noch sporadisch den Weg nach vorne. Den Schweizern fehlte es dagegen an Ideen und der nötigen Präzision. Sie waren zudem oft zu verspielt in ihren Aktionen.
Moore gleicht Embolos Führung aus
Nach dem Wechsel legten die Schweizer einen furiosen Start hin. Zunächst scheiterte Embolo nach einem Klasse-Solo am erneut stark reagierenden Ward. Doch der 24-Jährige erhielt umgehend eine zweite Chance, die er nutzte, als er den anschließenden Eckball per Kopf im Netz versenkte. Die Führung verlieh dem überlegenen Team von Trainer Petkovic noch mehr Selbstvertrauen. Der Wolfsburger Kevin Mbabu hätte schnell den zweiten Treffer nachlegen können, verzog aber aus verheißungsvoller Position.
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Erst nach einer Stunde meldet sich die Waliser in der Offensive zurück. Ein Schuss von Abwehrspieler Ben Davies wurde jedoch noch leicht abgefälscht und verfehlte dadurch knapp das Tor. Auf der Gegenseite verpasste dann Embolo mit einem Schlenzer um wenige Zentimeter seinen zweiten Treffer. Insgesamt erlahmte der Schwung der Eidgenossen, die sich aus unerklärlichen Gründen weit zurückzogen und dem Gegner die Initiative überließen. Das sollte sich rächen. Im Anschluss an eine Ecke kam Moore frei zum Kopfball und ließ Sommer keine Chance. So gab es am Ende keinen Sieger.
„Die Leute erwarten, dass wir das wieder erreichen“, hatte der Superstar der Waliser, Gareth Bale, vor dem Spiel gegen die Schweizer gesagt. „Aber es ist ein anderes Turnier und wir haben eine andere Mannschaft.“ Nach dem ersten Spielen lässt sich aber schon feststellen, dass diese andere Mannschaft gemessen an den Erwartungen sehr gut ins Turnier gestartet ist.
Die Schweizer dagegen können mit dem einen Punkt sicher weniger anfangen, einen Sieg gegen die Waliser hatten sie fest eingeplant und gegen die Italiener wird es nun sicher nicht einfacher als gegen Wales. (Tsp/dpa)