Fifa-Skandal: Schweiz liefert Fifa-Funktionär an die USA aus
Einer der in Zürich festgenommenen FIifa-Funktionäre stimmte seiner Auslieferung an die USA zu. Jetzt ist er in New York. Wird er aussagen? Eine Transparenz-Reform fordert die Fifa-Ethikkommission.
Die Schweiz hat einen der sieben wegen Korruptionsverdacht festgenommenen Fifa-Funktionäre an die USA ausgeliefert. Der Mann wurde bereits am Mittwoch von drei US-Polizeibeamten am Flughafen Zürich übernommen und von ihnen nach New York begleitet, wie das Bundesamt für Justiz in Bern am Donnerstag bestätigte. Er sei Mittwochabend (MESZ) in New York eingetroffen.
Der Mann, dessen Identität die Schweizer Behörden zunächst geheim hielten, soll sich nun vor der US-Justiz verantworten. Ihm wird laut Bundesamt für Justiz von der New Yorker Staatsanwaltschaft vorgeworfen, „im Zusammenhang mit dem Verkauf von Marketingrechten an verschiedene Sportvermarktungsfirmen Bestechungsgelder in Millionenhöhe angenommen und für sich behalten zu haben“.
In zunächst nicht bestätigten US-Medienberichten hieß es, es könne sich dabei um den Präsidenten des nord- und zentralamerikanischen Fußballverbandes, Jeffrey Webb, handeln, ein enger Vertrauter von Fifa-Chef Joseph Blatter. Der ausgelieferte Funktionär hatte laut Schweizer Justizangaben seiner Überstellung an die USA zugestimmt. Der Mann könnte von den US-Behörden auch als wichtiger Zeuge vernommen werden. Insgesamt werden 14 Personen aus mehreren Ländern in dem jüngsten Fußball-Skandal vom US-Justizministerium beschuldigt.
Anfangs hatte er sich einer Auslieferung noch widersetzt
Geht es nach der FIFA-Ethikkommission soll in solchen Fällen künftig transparenter gehandelt werden. „In der Abwägung zwischen Persönlichkeitsschutz und Offenlegung sollte der Transparenz künftig höheres Gewicht als bisher zukommen“, sagte der Nachfolger des zurückgetretenen Chefermittlers Michael Garcia, Cornel Borbély, in einer am Donnerstag veröffentlichen Mitteilung. Zusammen mit Hans-Joachim Eckert, dem Vorsitzenden der rechtsprechenden Kammer, fordert er eine Transparenz-Reform.
Die US-Behörden ermitteln wegen des Verdachts der Annahme von Bestechungsgeldern in Millionenhöhe im Zusammenhang mit der Vergabe der Weltmeisterschaften an Russland 2018 und Katar 2022. Der Generalsekretär des US-Fußballverbandes, Dan Flynn, räumte bei einer Senatsanhörung am Mittwoch in der US-Hauptstadt Washington ein, seit längerem ein „ungutes Gefühl“ bei Entscheidungen der FIFA gehabt zu haben. Bei der Befragung durch den Verbraucherschutz-Ausschuss im US-Senat, der auch für Sport zuständig ist, ging es sowohl um die Vorwürfe von Schmiergeldzahlungen bei WM-Vergaben als auch um die Ausbeutung von ausländischen Arbeitern auf WM-Baustellen in Katar. Der Senat ist eine der beiden Kammern des US-Parlaments.
Der jetzt von der Schweiz in die USA ausgelieferte FIFA-Spitzenmann war am 27. Mai mit sechs anderen Funktionären des Verbands in Zürich festgenommen worden. In einer ersten Anhörung hatte er sich - wie die anderen - einer Auslieferung an die USA noch widersetzt.
Die USA mussten deshalb ein formelles Auslieferungsersuchen stellen. Im Fall der anderen sechs Festgenommenen läuft es noch. Dazu fänden weitere Anhörungen statt, sagte Justizsprecher Raphael Frei. Den FIFA-Funktionären drohen laut Auslieferungsbegehren der USA Verfahren wegen organisierten Verbrechens, Betrug, Geldwäscherei und Bestechung mit Haftstrafen von bis zu 20 Jahren. (dpa)