Ausrüster: Schuhstreit entzweit die Handballer
Spieler und DHB ringen um den Ausrüstervertrag. Hintergrund ist der seit dem 1. Juli laufende Fünf-Jahresvertrag des DHB mit Adidas.
Das Thema ist derzeit tabu, zumindest für Heiner Brand. Eine Stellungnahme in der Schuhfrage lehnt er ab. „Ich bin Handballtrainer und kein Schuhexperte“, knurrte er. Und auch Horst Bredemeier will am liebsten nicht darüber reden. „Das ist vom Tisch“, sagt der für den Leistungssport zuständige Vizepräsident des Deutschen Handball-Bundes (DHB), widerspricht sich aber selbst: „Wir reden weiter.“ Spieler und Funktionäre streiten über das, was vor zwei Jahren im Fußball als „Schuhkrieg“ deklariert wurde. Kurz vor Olympia herrscht Unruhe im Team.
Hintergrund ist der seit dem 1. Juli laufende Fünf-Jahresvertrag des DHB mit Adidas. Gut 300 000 Euro jährlich, exklusive Prämien, kassiert der DHB – vorausgesetzt, alle Spieler laufen auch in den Schuhen aus Herzogenaurach auf. Die Hälfte des Kaders für Peking, darunter viele Leistungsträger, ist dazu aber nicht bereit. Christian Schwarzer, Florian Kehrmann, Johannes Bitter, Pascal Hens, Oliver Roggisch, Torsten Jansen und Holger Glandorf weigern sich, die Schuhe zu tragen. Sie kritisieren, der DHB habe Rechte verkauft, die nicht bei ihm lägen. Sie verweisen auf eigene Ausrüsterverträge mit Hummel, Asics oder Kempa. Inzwischen hat sich der Konflikt verschärft. Während die Profis ihre Labels bei den ersten Tests noch abgeklebt hatten, waren sie zuletzt gut sichtbar.
Vor zwei Jahren setzten die Fußball-Nationalspieler sich in dieser Frage gegen den DFB durch. Zudem hatten die Spieler mit DHB-Präsident Ulrich Strombach vor langer Zeit vereinbart, dass die Schuhe vom neuen Ausrüstervertrag ausgenommen sein sollten. Als Bredemeier den Spielern im April erklärte, sie hätten ab Juli in Adidas-Schuhen aufzulaufen, murrten die ersten. Seitdem wird verhandelt. Der nächste Termin steht heute an.
Es gebe „verschiedene Lösungsansätze“, heißt es aus DHB-Kreisen. Einerseits wird den betroffenen Profis mit Prämienkürzung gedroht. Ein anderer Ansatz ist, die Profis aus bestehenden Verträgen herauszukaufen, wie das im Falle Michael Kraus offenbar geschehen ist. Adidas sieht die Sache entspannt, da dieser Fall vertraglich geregelt ist: Je weniger Spieler in den Schuhen auflaufen, desto weniger Geld erhält der DHB. Der Konflikt scheint derzeit unlösbar. Laut Wolfgang Gütschow, dem Berater von Pascal Hens, lässt der Kempa-Vertrag keine anderen Schuhe zu. Und Hummel-Generalmanager Ingo Jost sagt: „Es gibt wenig Spielraum.“ Erik Eggers