Trotz Niederlage in Bremen: Schalke 04 steigert sich, Tedesco darf bleiben
Trotz der 2:4-Niederlage beim SV Werder Bremen darf Trainer Tedesco bleiben. Dabei profitiert Schalke 04 vor allem von der Schwäche der anderen.
Jochen Schneider wusste, was in der ohnehin vertrackten Situation zu tun war: möglichst schnell Klarheit schaffen. Darf Domenico Tedesco, der Trainer des FC Schalke 04, bleiben oder nicht? „Ja, wir wollten eine Trendwende in der Leistung – die haben wir bis zum 1:2 gesehen“, sagte Schneider, der seit Anfang dieser Woche als Sportvorstand des Fußball-Bundesligisten Schalke 04 im Amt ist. In der ersten Halbzeit lang zeigte Tedescos Mannschaft in der Tat eine gute bis sehr gute Leistung, die Einstellung, zuletzt beklagt, stimmte. Schalke gewann fast 60 Prozent der Zweikämpfe.
"Die Leistung sollte uns Auftrieb geben", sagte Stürmer Guido Burgstaller. "Wir haben zuvor einige schlechte Spiele gehabt, das heute war ein besseres, darauf können wir aufbauen." Trotzdem endete das Spiel für die Schalker wie so oft in den vergangenen Wochen. Das 2:4 (1:1) beim SV Werder Bremen war das siebte Ligaspiel hintereinander ohne Sieg. Sechs der jüngsten acht Pflichtspiele gingen verloren.
Ob echte Überzeugung hinter der Jobgarantie für den 33 Jahre alten Tedesco steht, sei einmal dahingestellt. Die Schalker haben nun zwei schwere Spiele vor der Brust. Am Dienstag treten sie im Achtelfinal-Rückspiel der Champions League bei Manchester City an, am kommenden Wochenende dann empfangen sie den Tabellendritten Rasenballsport Leipzig. Einen möglichen neuen Trainer mit diesem Programm starten zu lassen wäre vermutlich fahrlässig. Nach diesen beiden Partien steht die Länderspielpause an – traditionell ein beliebter Zeitpunkt für einen Trainerwechsel.
Tedesco glaubt an die Wende
Domenico Tedesco, in der vergangenen Saison noch als Zauberer auf der Trainerbank gefeiert, hofft allerdings weiterhin, die Wende hinzubekommen. „Wenn wir die ersten 45 Minuten von Bremen multiplizieren, werden wir Spiele gewinnen“, sagte er nach der Niederlage am Freitagabend. Ein Lichtblick war die Rückkehr von Stürmer Breel Embolo, der die Schalker Mitte der ersten Halbzeit in Führung brachte und fünf Minuten Schluss auch den Anschlusstreffer zum 2:3 erzielte. „Ich freue mich mega für ihn“, sagte Tedesco. „So kann es weitergehen.“ Der Schweizer, nach seiner Verletzung erstmals seit November wieder in der Startelf, kann mit seiner Wucht und Präsenz im Abstiegskampf noch ein wichtiger Faktor für die Schalker werden. „Er ist ein Tier“, sagte Kapitän Benjamin Stambouli.
Doch wie das so ist in einer derart vermaledeiten Saison, muss Schalke Embolos Rückkehr womöglich mit dem Ausfall von Daniel Caligiuri bezahlen, der in den vergangenen Wochen einer der verlässlichsten Profis bei den Schalkern war. Der Mittelfeldspieler musste kurz vor Schluss mit Verdacht auf Wadenbeinbruch ausgewechselt werden. Sollte sich dieser Verdacht bestätigen, müsste Tedesco (oder sein Nachfolger) wohl bis zum Saisonende auf Caligiuri verzichten.
Mehr geht mit 23 Punkten kaum
Aktuell sieht die Situation für den Vizemeister der Vorsaison noch halbwegs beruhigend aus. Schalke liegt mit 23 Punkten auf Platz 14. Die unmittelbar dahinter platzierten Teams haben am Wochenende schwere Auswärtsaufgaben: Der FC Augsburg (Platz 15, 21 Punkte) muss in Leipzig antreten, der VfB Stuttgart (Platz 16, 19 Punkte) spielt beim Tabellenführer Borussia Dortmund. Dazu ist die Gefahr, noch auf einen direkten Abstiegsplatz abzustürzen, vor allem angesichts der Schwäche von Hannover 96 und dem 1. FC Nürnberg überschaubar.
Überhaupt profitiert Schalke in hohem Maße von der Schwäche der Konkurrenz. Seitdem 1995 die Dreipunkteregel eingeführt wurde, stand noch nie eine Mannschaft mit 23 Punkten so gut in der Tabelle da wie im Moment die Schalker. In 6 von 23 Fällen hätte die Punktzahl immerhin zu Platz 15 gereicht, in allen anderen stünde Schalke auf einem Abstiegsplatz. Je sechs Mal wäre man mit 23 Punkten sogar Vorletzter und Letzter der Fußball-Bundesliga gewesen. (mit dpa)