zum Hauptinhalt
Freiburgs Trainer Christian Streich und sein Star.
© dpa

Bundesliga-Saisonvorschau (5): SC Freiburg: Spagat mit Herz und Hirn

Am 22. August startet die Fußball-Bundesliga in ihre 52. Saison. An dieser Stelle testen wir Stärken, Schwächen und Vorlieben der Vereine. Folge 5: SC Freiburg.

Was hat sich verbessert?

Wer an die Massen-Abwanderung von Spielern vor einem Jahr denkt (fünf Stammspieler), ist geneigt zu rufen: „Alles!“ Oder mindestens: „Vieles!“ Vergangenes Jahr befand sich die halbe Mannschaft plötzlich auf Wanderschaft. Die Neuen taten sich schwer beim Integrieren, Verletzungen erschwerten die Eingliederung – und dann kam die Europa League. Der SC wankte, aber bekam zwei Spieltage vor Saisonende die Kurve. Moment, wird mancher nun sagen: Innenverteidiger und Weltmeister Matthias Ginter (Borussia Dortmund/zehn Millionen Euro) ist weg, Torwart-Denkmal Oliver Baumann (Hoffenheim/sieben Millionen Euro) und Gelson Fernandes (Rennes). Stimmt. Vergleichbar sind die Abgänge dennoch nicht ganz. Ein ähnliches Chaos dürfte ausbleiben. Ginter freilich hat eine Qualitätslücke hinterlassen. Der SC verpflichtete für das hübsche Sümmchen Admir Mehmedi (Kiew/sechs Millionen Euro) fest, plus Sascha Riether, Mike Frantz und zwei Torhüter mit Qualität. Dazu gibt es keinen Europa-League-Stress, und es bleibt mehr Zeit, um das laufintensive Spiel des Trainers zu proben.

Wer sind die Stars?

Der erfahrene Riether hat im Spielerbereich Potenzial, wenn er seine Erfahrung in gute Leistung umsetzen kann. In der Premier League beim FC Fulham gelang ihm das eindrucksvoll. Dort war er Publikumsliebling. Trainer Christian Streich ist immer unter den Freiburgern mit den Top-Sympathiewerten. Mehmedi steht hoch im Kurs – allein, weil er vergangene Saison mit seinen Toren den SC rettete.

Wer hat das Sagen?

Trainer Christian Streich ist die Nummer eins, dazu Klubchef Fritz Keller – die beiden Manager Jochen Saier und Klemens Hartenbach liefern Ideen, richten sich jedoch streng nach den (realisierbaren Wünschen) von Streich. In der Freiburger Mannschaft befindet sich kein Spieler, der diese Konstellation derzeit sprengen könnte.

Was erwarten die Fans?

Leidenschaft und Kombinations- und Angriffsfußball – der dazu führt, dass der SC wieder den Klassenerhalt schafft. Die Anhänger verlangen Ideen im Spiel, die zeigen: Da versucht ein Team mit Herz und Hirn, ein Spiel zu gewinnen. Dass es wieder die Kernaufgabe ist, den Klassenerhalt zu sichern, hat sich natürlich auch in der Freiburger Fan-Szene herum gesprochen.

Was ist in dieser Saison möglich?

Um nicht zu abhängig von Mehmedi zu sein, soll (und muss) ein weiterer Stürmer kommen. Im Angriff gehört der SC nicht zu den effektivsten Teams der Liga. Angesichts der schwierigen vergangenen Saison schwanken manche zwischen Hoffen und Bangen. Ein Platz im (vielleicht unteren) Mittelfeld scheint machbar, wenn Streich seine Angriffs- und Innenverteidiger-Probleme zufriedenstellend lösen kann. Bisher trug Mehmedi (zwölf Tore) eine zu große Last. Keiner seiner Sturmkollegen kam über fünf Treffer hinaus. Weil nun auch der 20 Jahre alte Ginter in der Innenverteidigerposition fehlt, wächst die Sorge, der ohnehin wenig stabile SC könnte noch mehr Gegentore kassieren.

Und sonst?

Großes Thema bleibt das neue Stadion. Ohne das, sagt Klubchef Keller, sei man in Freiburg bald nicht mehr konkurrenzfähig. Auch Trainer Streich sagt, ohne neues Stadion ginge es nicht weiter mit dem SC, bald würde die Konkurrenz für 20 bis 30 Millionen Euro einkaufen, betont er. Vorerst muss der Trainer mit seinen Ideen und seiner Mannschaft dafür sorgen, dass der SC Freiburg diesen kritischen Punkt noch eine Weile hinauszögern kann – eben mindestens so lange, bis das neue Freiburger Stadion fertig ist. Dennoch bescheren die Transfers von Matthias Ginter und Torwart Oliver Baumann dem SC Freiburg schon jetzt bessere Möglichkeiten. Wenn machbar, soll ein Teil der Transfer-Erlöse in den Stadionneubau fließen. Dabei muss der kleine Klub aus dem Südwesten einen Spagat vollführen, um gleichzeitig seinen Kader nicht zu schwächen. Christian Streich wird weiter das tun müssen, was er zweifellos gut kann: junge Spieler entwickeln.

Morgen Folge 6: Eintracht Frankfurt

Zur Startseite