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Sascha Lewandowski bei seiner Vorstellung als neuer Trainer des 1. FC Union.
© dpa

Neuer Trainer des 1. FC Union stellt sich vor: Sascha Lewandowski: "Wir können hier Geschichte schreiben"

Der 1. FC Union hofft, dass der neue Trainer Sascha Lewandowski besser zu ihm passt als Norbert Düwel. Bei seiner Vorstellung überrascht er. Und sieht gleich einen Sieg.

Ein bisschen müde sah Dirk Zingler aus, als er um halb zwölf am Mittwochvormittag ans Pult schritt. Der Tag hatte für den Präsidenten des 1. FC Union früh begonnen. Mit seinem neuesten Mitarbeiter war er die Trainingsplätze rund um die Alte Försterei abgeschritten, hatte längere Gespräche geführt und nun stand noch die offizielle Präsentation an. So müde Zingler auch sein mochte, er wirkte stolz und zufrieden.

Der 1. FC Union präsentierte erwartungsgemäß Sascha Lewandowski als Nachfolger des entlassenen Norbert Düwel. Der 43-Jährige unterschrieb einen Vertrag bis zum 30. Juni 2017. Eine „exzellente Besetzung des Cheftrainerpostens“, wie Zingler findet. Ziel des Vereins sei es, über die vereinbarte Vertragslaufzeit hinaus zusammenzuarbeiten. Im Fall von Norbert Düwel war das nicht gelungen, nach 15 Monaten musste der gebürtige Bayer gehen.

Als der Name Lewandowski gleich nach Düwels Aus gehandelt wurde, fragten sich viele Experten, was der bei einem Zweitligisten wolle. Schließlich hatten sich zuletzt auch mehrere Bundesligisten für Lewandowski interessiert. „Nicht immer sind es die rein rationalen Entscheidungen im Leben, die Spaß machen“, sagt Lewandowski. „Vieles von dem, was Union verkörpert, ist mir auch nah. Die Voraussetzungen sind gegeben, der Klub ist ambitioniert.“

Ein ambitionierter Klub und ein ambitionierter Trainer – das muss doch passen.

Spröde? Lewandowski glänzt mit Charme und Wortwitz

Für Lewandowski ist Berlin auch der Beginn eines Emanzipationsprozess. Acht Jahre hat er in verschiedenen Positionen für Bayer Leverkusen gearbeitet, war Jugendtrainer und übernahm zwei Mal die Männermannschaft, als deren Cheftrainer entlassen wurden. Außerdem durfte er sich ein Jahr zusammen mit Sami Hyypiä als Trainerduo in der Bundesliga versuchen. Ihm allein schien Bayer den Posten nicht zuzutrauen, aber der Verein brauchte damals jemanden, der im Gegensatz zu Hyypiä eine Lizenz besaß. Lewandowski hatte sie 2011 als einer der Jahrgangsbesten erhalten.

Auch die Ergebnisse sprachen für ihn. Bei beiden Engagements als Interimstrainer half er Bayer, die Saisonziele noch zu erreichen und führte den Klub in internationale Wettbewerbe. Sein Führungsstil kam bei den Spielern an. Er hörte zu, wenn zugehört werden musste und zeigte sich autoritär, wenn es jemanden brauchte, der die Richtung vorgab. Dass er als Spieler nie Profi war, betrachtet er nicht als Makel. Sein Wissen gab er unaufgeregt weiter, ohne das bevorzugte Vokabular der Branche übertrieben zu bemühen. Abkippende Sechser und falsche Neuner sind seine Sache nicht. Lewandowski spielt nicht den Fußball-Professoren. Der Boulevard aber fand ihn spröde.

Spröde?

Davon kann während seiner Vorstellung beim 1. FC Union keine Rede sein. Charmant und mit Wortwitz nimmt er den Raum schnell ein, Lewandowski wirkt locker, die Freude über seinen neuen Job scheint echt. „Wir können hier eine hochinteressante Geschichte schreiben“, sagt er und meint den Aufstieg in die Bundesliga. Das ist bisher noch keinem Trainer beim 1. FC Union gelungen.

Präsident Zingler: "Haben den perfekten Trainer"

Und danach sieht es auch momentan nicht aus, die Berliner liegen auf dem vierzehnten Tabellenplatz und warten nach fünf Spielen auf den ersten Sieg. Aber Zeit ist genügend vorhanden, noch sind 29 Spiele zu absolvieren. „Ich bin fest überzeugt davon, dass es uns gelingen wird, vieles erfolgreich auf den Weg zu bringen“, sagt Lewandowski, dämpft aber gleichzeitig zu hohe Erwartungen. „Ich weiß jedoch nicht, wie schnell es geht.“

Zuerst einmal will er die Spieler kennenlernen. Am Mittwoch gab es erste Gespräche mit dem Mannschaftsrat. Beim abendlichen Testspiel gegen den SV Babelsberg 03, das die Berliner nach Toren von Korte, zweimal Quaner und Brandy 4:1 (3:1) gewannen, schaute Lewandowski noch von der Tribüne zu. Seine erste Einheit wird er am Freitag leiten. Er freue sich schon auf die tägliche Arbeit, den breiten Kader und die vielen interessanten Spieler, sagte Lewandowski.

Präsident Dirk Zingler freute sich auch. Verträumt blickte er durch den Raum. „Ich glaube, dass wir den perfekten Trainer haben.“

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