Volleys-Libero überzeugt in Tokio: Santiago Danani ist überwältigt von der olympischen Magie
Als einziger Volleys-Spieler schlägt der Argentinier bei Olympia auf. Völlig überraschend wurde sein zukünftiger Teamkollege Ben Patch nicht nominiert.
Santiago Danani klang ein wenig außer Atem, als er am Mittwoch vom Spiel gegen Frankreich in seine Unterkunft zurückkehrte. Erschöpft, aber auch ziemlich glücklich und aufgeregt. Kein Wunder, denn die argentinische Mannschaft hatte soeben den ersten Sieg bei den Olympischen Spiele eingefahren.
Im Tiebreak setzten Danani und seine Teamkollegen sich gegen die Franzosen durch und dürfen sich nun Hoffnungen auf den Einzug in das Achtelfinale machen, obwohl sie mit Teams wie Russland und Brasilien eine schwere Gruppe erwischt hatten.
Danani vertritt in Tokio nicht nur sein Heimatland, sondern ein Stück weit auch Berlin, denn der Libero hat für die kommende Saison einen Vertrag bei den BR Volleys unterzeichnet. Er ist der einzige Spieler aus dem Berliner Kader, der in diesem Jahr bei den Olympischen Spielen antritt.
Überraschend waren seine US-amerikanische Teamkollegen Benjamin Patch und Jeffrey Jendryk, die in den vergangenen Jahren zum festen Kern des US-Kaders zählten, nicht nominiert worden. Danani bedauert das: „Es ist eine Schande dass Ben nicht dabei sein kann.“ Immerhin konnte er einige seiner zukünftigen Kollegen bereits bei der Volleyball Nations League in Rimini vor einigen Wochen kennenlernen. „Und in der Zukunft werde ich sie noch viel besser kennenlernen“, sagt er dem Tagesspiegel.
Ben Patch fehlt in Tokio überraschend
Auch BR Volleys Manager Kaweh Niroomand bedauert das Fehlen des US-amerikanischen Diagonalangreifers in Tokio: „Wir waren überrascht und gleichzeitig fast enttäuscht und traurig. Mit Patch hatten wir ganze fest gerechnet.“ Auch Patch selbst habe an der Entscheidung „zu knabbern gehabt“.
Niroomand hat den Eindruck, dass Patch bei der Nations League nicht klargekommen sei und unter seiner sonstigen Leistung geblieben sei. „Er braucht eine gewisse Wärme drum herum und ich hätte mir gewünscht, dass das berücksichtigt wird.“
Für Danani ist es das erste Mal, dass er bei Olympia dabei ist. „Ich fühle mich sehr gut“, erzählt er euphorisch, „und ich versuche, jeden Moment zu genießen, denn das ist mein sportlicher Traum. Hier bei den Olympischen Spielen ist alles magisch.“ Dennoch prägt Corona den Alltag der Athlet*innen: Jeden Morgen müssen sie sich testen und es gilt die Maskenpflicht. Natürlich wäre es schöner, wenn das nicht nötig wäre, sagt Danani, aber zugleich gehe die Sicherheit vor.
Danani infizierte sich mit dem Coronavirus
Das weiß der 25-jährige Volleyballer besonders gut, denn vor zwei Monaten infizierte er sich selbst mit dem Coronavirus und konnte deshalb erst später zur Nations League dazustoßen. Ob er an Olympia teilnehmen konnten, war unklar. Er habe sich einige Tage sehr schlecht gefühlt und ein Weile mit Atemproblemen zu kämpfen gehabt, sagt Danani, „am Anfang war es sehr schwer, wieder mit dem Training anzufangen, aber jetzt geht es mir körperlich perfekt“.
Viel Freizeit hätten er und seine Teamkollegen in Tokio nicht, berichtet Danani, denn alle zwei Tage fänden Spiele statt und an den restlichen Tagen müssten sie trainieren. Trotzdem versuchen sie die freien Momente bestmöglich zu nutzen: „Wir sind gern zusammen und gute Kumpels. Wenn wir Zeit haben, trinken wir Mate oder spielen Playstation. Mate wird in Argentinien nämlich viel getrunken. Es ist eine Kultur!“
Für sein Team geht es am Freitag gegen Tunesien und kurz darauf gegen die USA. Direkter Konkurrent scheint nun Frankreich zu sein, die ebenfalls einen Sieg eingefahren haben. „Unser Ziel ist es, auf unserem besten Level zu spielen und weiterzukommen“, sagt Danani, „es wäre unglaublich, das Halbfinale zu erreichen und um eine Medaille zu spielen.“
Niroomand lobt die Leistung des Liberos. Vor allem beim Spiel gegen Brasilien, das Argentinien nur knapp verlor, habe er "überragend" gespielt. „Ich freue mich darauf, jemanden wie ihn in der Mannschaft zu haben“, sagt Niroomand.
Für Danani geht es nach Tokio schon bald nach Berlin, wo die Volleyball-Bundesliga startet. Für ihn ist es das erste Mal in der Stadt: „Ich freue mich sehr darauf, für so ein großartiges Team spielen zu dürfen. Ich will versuchen, alles mit Berlin zu gewinnen und werde 100 Prozent geben.“