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Noch mehr Neymar. Der Stürmer von Paris Saint-Germain und Kollege Kylian Mbappé (l.) könnten ab 2024 öfters in der Champions League auftreten.
© Franck Fife/AFP

Neue Uefa-Pläne: Samstag, 15.30: Champions League!

Uefa-Präsident Aleksander Ceferin kämpft mit neuen Anstoßzeiten um neue Märkte. Andrea Agnelli, Chef von Juventus Turin, fordert noch mehr Spiele.

Von David Joram

An den gemeinen Fan denkt der gemeine Fußballfunktionär kaum. Wer zum Beispiel in Peking wohnt, muss entweder um 1.55 Uhr oder um 4 Uhr aufstehen, um Spiele der Champions League live im Fernsehen sehen zu können. Das ist unpraktisch. Erst recht, weil Europas Elite dienstags und mittwochs anstößt, an Tagen also, die auch in China sogenannten Arbeitstage sind und deshalb gänzlich ungeeignet für eine nächtliche Ballstaffettenschwärmerei auf dem heimischen Sofa. Zwei europäische Fußballfunktionäre wollen das Problem nun beheben.

Wie die „Sport Bild“ meldet, diskutieren Aleksander Ceferin und Andrea Agnelli Pläne, wonach Spiele der Champions League ab 2024 samstags stattfinden sollen. Ceferin ist Präsident der Uefa, Agnelli Präsident von Juventus Turin und Vorsitzender der einflussreichen europäischen Klubvereinigung ECA. Ihre Stimmen haben also Gewicht. Agnelli findet auch, dass es statt acht Vierergruppen künftig vier Achtergruppen geben solle. In der Gruppenphase müsste ein Team also 14 Spiele absolvieren statt bislang sechs - und würde entsprechend mehr Prämien einstreichen. Die gesamte Anzahl der Spiele in der Gruppenphase würde sich ebenfalls erhöhen, von aktuell 96 auf 112.

Derzeit nimmt die Uefa 3,25 Milliarden Euro durch die Champions League ein

Den Fußballfans unter den rund 1,4 Milliarden Chinesen könnten diese Pläne gefallen, den nationalen Verbänden eher weniger. So soll die Deutsche Fußball-Liga bereits signalisiert haben, derlei Absichten komplett abzulehnen. Die Bundesliga, der Deutschen liebstes Kind, müsste nämlich häufiger unter der Woche stattfinden, ein Horrorszenario für die hiesigen Stadionbesucher, vor allem für jene in den Kurven.

Orientiert sich die Uefa nun eher am deutschen Fan oder am chinesischen? Für letzteren spricht der sogenannte Markt. Aktuell nimmt die Uefa mit ihrem Premiumprodukt Champions League rund 3,25 Milliarden Euro ein, den Großteil generiert sie aus TV-Erlösen. Nur ist der europäische TV-Markt nahezu ausgeschöpft. Reichlich Potenzial bietet dagegen der außereuropäische Markt, allen voran der asiatische. Hätten die Chinesen die Möglichkeit zur Prime-Time am Samstagabend Hochglanz-Fußball aus Europa zu schauen, würden die Erträge möglicherweise rekordverdächtige Höhen erreichen.

Weil derzeit 93,5 Prozent der Uefa-Einnahmen aus der Champions League an die teilnehmenden Vereine ausgeschüttet werden, würden die Topklubs am meisten von einer Terminänderung profitieren, finanziell jedenfalls. Die Uefa, die im Fußballkosmos Superleague-Pläne externer Investoren fürchtet und nebenher gegen andere Sportprodukte (NBA, NFL oder Formel 1) um ihre globalen TV-Konsumenten werben muss, würde ihnen gern mehr bieten. Und dem chinesischen Fan natürlich auch.

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