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Konsequenzen. Wer im Amateurfußball per Salut jubelt, wird bestraft.
© Alain Jocard/AFP
Update

Folgen im Amateurfußball: Salut-Jubel wird ein Fall für die Sportgerichte

Im Amateurfußball beschäftigen sich die Sportgerichte mit Nachahmern des türkischen Militärgrußes. Der Berliner Verband sieht sich vorbereitet.

Die Aufregung über den Salut-Jubel türkischer Nationalspieler wird im deutschen Fußball zum Fall für die Sportgerichte. Zwar scheint am kommenden Wochenende in der Bundesliga ein politisches Bekenntnis zum international kritisierten Militäreinsatz der Türkei in Nordsyrien wenig wahrscheinlich – in den unteren Spielklassen hat der Vorfall aber bereits erste Nachahmer gefunden.

In Berlin teilte der Landesverband am Mittwoch mit, „in den letzten Tagen viele persönliche Gespräche geführt“ zu haben. Man sei „gut vorbereitet, damit nichts eskaliert“, sagte Mehmet Matur, Präsidialmitglied Integration. In einer Mitteilung heißt es zudem, dass „die Fußballplätze frei von politischen Gesten und Statements zu halten“ seien. Laut Satzung des Berliner Fußball-Verbandes (BFV) sei dieser und seine Vereine parteipolitisch, weltanschaulich und ethisch neutral. Nachahmer der politisch-motivierten Jubel-Geste der türkischen Nationalspieler müssten mit sportrechtlichen Konsequenzen rechnen. Das bestätigte auch BFV-Präsident Bernd Schultz. Wie die Konsequenzen genau aussehen würden, ist aber noch offen.

Eben solche Konsequenzen wird es im Kreis Recklinghausen schon definitiv geben. Dort ermittelt der zuständige Verband nach Salut-Posen gegen die SG Hillen, Genclikspor Recklinghausen und die zweite Mannschaft der DTSG Herten. „In einem Fall handelte es sich um die komplette Mannschaft, bei den anderen ging es um Gruppierungen von fünf bis sechs Spielern“, sagte der Kreisvorsitzende Hans-Otto Matthey.

Genclikspor zeigt dafür wenig Verständnis. „Dass mit Geldstrafen oder Punktabzug gedroht wird, verstehe ich überhaupt nicht. Wo bleibt da die Meinungsfreiheit?“, fragte der Vorsitzende Hakki Gürbüz. In der Kabine sei ein Foto mit türkischer Fahne gemacht worden, dabei hätten einzelne Spieler den Militärgruß gezeigt. „Aber das war als reine Gedenkminute für die verstorbenen Soldaten gedacht“, sagte Gürbüz. Das entsprechende Foto habe der Verein inzwischen bei Facebook entfernt und sich „bei denjenigen entschuldigt, die sich dadurch angegriffen gefühlt haben“.

Der Bayerische Fußball-Verband, wo zwei Vereine aufgefallen waren, will Klubs und Schiedsrichter weiter sensibilisieren. Der Verband setze auf den Dialog und arbeite präventiv, sagte ein Sprecher. Das Thema rein über Strafen regulieren zu wollen, sei im Gesamtkontext nicht allein hilfreich. An diesem Vorgehen will sich auf der BFV orientieren.

Türkische Generalkonsul spricht von einem Missverständnis

Regionalliga-Spitzenreiter Türkgücü München – der aktuell sportlich beste türkischstämmige Verein in Bayern – betonte, sich auf den Fußball konzentrieren zu wollen. „Solche Aktionen wird es bei uns nicht geben, weil wir uns auf den Sport fokussieren“, sagte Geschäftsführer Robert Hettich. Im Kader der ersten Mannschaft stehen allerdings nur sehr wenige Spieler mit türkischen Wurzeln. „Das Team wurde über das Thema informiert", sagte Hettich, „aber bei unseren Spielen gibt es keine politischen Statements.“

Derweil erklärte der türkische Generalkonsul Sener Cebeci bei einem Pressegespräch in Essen, dass die Geste in Deutschland falsch verstanden worden sei. Der Salut solle nicht als militärisches Symbol, sondern als „Gruß an alle Soldaten und ihre Verwandten“ gesehen werden, sagte Cebeci bei einem Pressegespräch am Mittwoch in Essen.

In der Türkei habe der Gruß eine andere Bedeutung als in Deutschland. Demnach sei auch die Sperrung der Fußballspieler und die Verhängung von Geldbußen „nicht richtig“, so Cebeci. (Tsp/dpa)

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