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Ganz bestimmt nicht auf dem Abstellgleis: Salomon Kalou.
© dpa

Hertha BSC: Salomon Kalou: Der Mann für den besonderen Moment

Mit seinem späten Ausgleichstor gegen den FC Augsburg bewahrt Salomon Kalou Hertha BSC vor größeren Problemen. Viele hatten den Ivorer schon abgeschrieben.

Als die Gegenwart für Hertha BSC richtig trist zu werden drohte, holte Pal Dardai die vermeintliche Zukunft vom Feld und brachte doch noch einmal die Vergangenheit. Die letzten zehn Minuten zwischen dem FC Augsburg und Hertha BSC sollten gleich anbrechen, der Berliner Fußball-Bundesligist lag nach einem insgesamt sehr dezenten Auftritt 0:1 zurück, und verdient war das nur deshalb nicht, weil der Vorsprung des FCA noch deutlich größer hätte sein müssen. Eine Wechseloption blieb Dardai, dem Trainer der Berliner, noch – und er schickte Salomon Kalou, 32 Jahre alt, auf den Platz. Für Maximilian Mittelstädt, 20, der Kalou in den jüngsten fünf Pflichtspielen nach allgemeiner Einschätzung mehr als gleichwertig vertreten hatte.

Aber was heißt schon vertreten? Das impliziert ja, dass es sich nur um ein temporäres Phänomen handelte; dass Mittelstädt ein paar Wochen lang den Platz für Kalou freihalten würde, um dann wieder einen Rang zurückzutreten. Der Linksfuß aus dem eigenen Nachwuchs aber hat bei seinen Startelfeinsätzen einen frischen Eindruck hinterlassen, durch Dynamik und Zielstrebigkeit überzeugt – durch all das also, was Kalou nicht unbedingt im Portfolio hat. Das war’s wohl für den Ivorer, haben daher viele gedacht. Ist ja auch nicht mehr der Jüngste.

Das Fußballvolk gibt sich in solchen Momenten gern seinen Emotionen hin; ein Trainer aber ist schon von Berufs wegen zur Nüchternheit verpflichtet. Als in den Internetforen bereits das Abschiedslied auf Kalou gesungen wurde, hat Dardai ganz bewusst einen Kontrapunkt gesetzt. Zwei Tage vor dem Spiel in Augsburg hat er über Kalou gesagt: „Bestimmt kommt der Moment, wo wir ihn brauchen.“

Der Moment kam am Sonntagabend, gegen zehn vor acht. Und in diesem Moment ging es nicht darum, möglichst schnell die Seitenlinie entlang zu flitzen oder eine schnittige Flanke vors Tor zu schlagen. In diesem Moment ging es um Handlungsschnelligkeit. Kalou reagierte als Erster, als der Ball im Augsburger Fünfmeterraum in seine Reichweite gelangte – und traf in der ersten Minute der Nachspielzeit zum 1:1-Endstand. „Schön, dass er ein Tor gemacht hat“, sagte Dardai am Tag danach.

Der Abstand zu den Abstiegsplätzen beträgt nur drei Punkte

Der Treffer bewahrte die Berliner vor einer schmerzhaften Niederlage. Hertha steckt im Mittelfeld der Tabelle fest; nach oben ist es nicht allzu weit, nach unten aber auch nicht. Und von den Mannschaften, die hinter den Berlinern lagen, haben am Wochenende nur die inzwischen außer Konkurrenz spielenden Kölner und der VfB Stuttgart nicht gepunktet. „Wenn man nach hinten schaut, sieht es nicht gut aus“, sagt Dardai. „Ich glaube, das war für die Jungs auch eine Belastung.“ Drei Punkte beträgt der Vorsprung auf den Relegationsrang, vier sind es bis zu Werder Bremen auf dem ersten Abstiegsplatz. „Es ist eng“, sagt Dardai. Entsprechend wichtig war der Punktgewinn in Augsburg – auch für das bereits am Mittwoch anstehende Heimspiel gegen den Aufsteiger Hannover 96. „Hätten wir in Augsburg verloren, wäre es viel schwieriger geworden“, glaubt Herthas Trainer.

Es ist eine nette Pointe, dass es Kalou war, der die Mannschaft vor Schlimmerem bewahrt hat; der ihr eine Art Schicksalsspiel gegen Hannover erspart hat, bevor es zum Hinrundenabschluss gegen den Tabellenzweiten Rasenballsport Leipzig geht, gegen den Hertha in zwei Versuchen noch keinen Punkt geholt hat. Kalous Einsatz in Augsburg war sogar doppelt fraglich gewesen, weil er unter der Woche auch noch wegen Adduktorenproblemen nicht hatte trainieren können.

Der Verlust seines Stammplatzes „hat ihm bestimmt weh getan“, sagt Dardai. „Aber er weiß, wo er sich steigern muss.“ Gegen Augsburg hat Kalou zumindest bewiesen, dass er der Mann für den besonderen Moment sein kann. Das Tor in letzter Minute war schon wieder das vierte in dieser Saison. Mehr hat bei Hertha BSC aktuell keiner erzielt.

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