Hertha BSC: Salomon Kalou: Auf Anhieb wertvoll
Herthas neuer Stürmer Salomon Kalou eröffnet seinem Klub neue Varianten. Zuletzt erhielt er immer längere Einsatzzeiten. Am Sonntag tritt der Ivorer mit Hertha BSC beim FC Augsburg an.
José Mourinho konnte sich dann doch nicht durchringen zu einer SMS mit Glückwünschen, das Verhältnis war ohnehin nie so ganz eng. Dafür hat sich ein anderer langjähriger Begleiter und enger Freund mit klangvollem Namen im Weltfußball gemeldet: Didier Drogba, der große Stürmer der Elfenbeinküste. Und, nicht zu vergessen, natürlich all die Geschwister. Tatsächlich alle? Salomon Kalou lacht. „Ich hab’s doch gesagt, wirklich alle“, sagt der Ivorer, „ich habe sehr viel telefoniert in dieser Woche“. Bei acht Schwestern und zwei Brüdern nicht so überraschend. Bei einem Blick auf die Geschehnisse dieser Tage erst recht nicht.
Salomon Kalou, Neuzugang bei Hertha BSC, hat seinen Verein unter der Woche bekanntlich zum ersten Saisonsieg geköpft und dem Bundesligisten damit ein paar ruhigere Tage bereitet nach zuletzt vier sieglosen Spielen. Das hat sich natürlich längst nicht nur beim Berliner Anhang herumgesprochen, sondern auch in Kalous Heimat, der Elfenbeinküste.
Auf ähnliche Taten ihrer jüngsten Verpflichtung wie am Mittwoch hoffen sie bei Hertha BSC auch im Sonntagspiel beim FC Augsburg (15.30 Uhr/Sky). „Ich bin überzeugt davon, dass Salomon in naher Zukunft sehr wertvoll für uns sein wird“, sagt Trainer Jos Luhukay. Mourinho, Drogba, Chelsea, Champions League – das ist in etwa das Leistungsniveau, in dem Kalou gemeinhin verortet wird. Nicht zuletzt deshalb musste sich Luhukay zunächst kritische Fragen gefallen lassen, die auf Kalous doch sehr überschaubare Einsatzzeiten in seinen ersten beiden Spielen abzielten. Gegen Mainz durfte er 20 Minuten mitwirken, in Freiburg immerhin schon eine Halbzeit und gegen Wolfsburg 76 Minuten.
Dass Kalou vor seinen ersten Einsätzen im Berliner Trikot mit seinem Nationalteam unterwegs war, dass er sich erst einmal zurechtfinden musste in Berlin, „das hat für viele gar keine Rolle gespielt“, sagt Luhukay. Für den Niederländer dagegen schon: „Wir müssen als Team die nächsten Schritte machen und dabei beständig vorgehen, das gilt natürlich auch für Salomon“, sagt Luhukay. Bei Kalou klingt das ganz ähnlich. „Step by step“ müsse sich das Zusammenspiel in den nächsten Wochen verbessern. „Ich will zurückzahlen, dass ich von der Mannschaft wie ein Familienmitglied aufgenommen wurde“, sagt der Ivorer. Dem Vernehmen nach hat der 29-Jährige sogar auf eine nicht unbeträchtliche Summe Geld verzichtet, um in die Bundesliga wechseln zu können. Allein auf Grund seiner Vita ist der zweifache WM-Teilnehmer und Champions-League-Sieger von 2012 bei Hertha trotzdem der Spitzenverdiener.
Im Gegenzug ergeben sich durch seine Verpflichtungen de facto mehr taktische Möglichkeiten für Trainer und Mannschaft, weil Kalou ein gänzlich anderer Typ Angreifer ist für die Stelle im Sturmzentrum als seine Mitbewerber – namentlich Julian Schieber und Sandro Wagner. „Mit Salomon sind wir wesentlich flexibler“, sagt Luhukay. Wo dessen Stärken liegen, war im Spiel gegen Wolfsburg erkennbar: Wenn sich bei Kontern Räume bieten, kann Kalou seine Schnelligkeit ausspielen. Sein Kopfballtreffer war gewiss nicht die anspruchsvollste Aktion seiner Karriere, zur spielentscheidenden Szene hat sie aber trotzdem getaugt.
Wie sich Kalou gegen ein Team einbringen kann, das nicht so dominant auftritt wie es die Wolfsburger am Mittwoch über weite Strecken taten, könnte sich schon heute in Augsburg herausstellen. Was Kalou über den Gegner weiß? „Ganz ehrlich: Nicht sehr viel.“ Jedenfalls noch nicht.
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