Nach der Entlassung von Fabio Capello: Russland ist ein großes, kleines Fußballland
Der Ausrichter der WM 2018 hat Nationaltrainer Fabio Capello entlassen. Es ist ein erster Schritt zur Erkenntnis: Russland muss kleine Schritte gehen. Ein Kommentar.
Russland ist ein großes Land. Das wollen die Russen der Welt nicht zuletzt bei der Fußball-WM 2018 im eigenen Land beweisen.
Doch dieser Plan droht zu scheitern. Nicht etwa wegen der Korruptionsermittlungen um die WM-Vergabe oder wegen der Boykottdrohungen des Westens. Nein, das größte Risiko ist die eigene Nationalmannschaft.
Das erfolglose Team droht die EM 2016 zu verpassen und hat sich jetzt von Trainer Fabio Capello getrennt. Der Italiener kann sich mit einer Abfindung von angeblich 15 Millionen Euro trösten. Für die WM 2018 ist der Gastgeber immerhin automatisch qualifiziert und hat das Halbfinale als Ziel ausgerufen. Ein frühes Aus jedoch würde der russischen Führung den erhofften Imagegewinn im In- und Ausland zunichtemachen. Doch hier klaffen Anspruch und Wirklichkeit auseinander.
Russland hat nur ein einziges Mal bei EM- oder WM-Turnieren die Vorrunde überstanden: 2008 erreichte das Team mit begeisterndem Fußball das EM-Halbfinale. Das täuschte ebenso über viele Defizite hinweg wie die vergangenen Erfolge der Sowjet-Nationalmannschaften, bei denen viele Nicht-Russen mithalfen.
Heute spielen fast alle russischen Nationalspieler in der heimischen Premier Liga, wo sie viel Geld verdienen, aber auf mäßigem Niveau stagnieren. Auch teure ausländische Trainer wie Capello, Hiddink oder Advocaat halfen wenig. Neuer Nationaltrainer soll laut Verband nun ein Russe werden.
Ein erster Schritt zur Erkenntnis: Russland ist, bei allem Potenzial, noch kein großes Fußballland und muss kleine Schritte gehen. Auch mit Bescheidenheit kann ein WM-Gastgeber Sympathien gewinnen.
Dominik Bardow