Volleyball: Ruben Schott verlässt die BR Volleys
Ruben Schott wechselt von den BR Volleys zum Klub des neuen Bundestrainers Andrea Giani nach Mailand – das erzürnt die BR Volleys.
Dass der Frühling nun endlich in Berlin angekommen ist, sieht Kaweh Niroomand derzeit nicht nur am blauen Himmel und der strahlenden Sonne. „Die Leute haben alle bessere Laune“, sagt der Manager der BR Volleys am Donnerstagnachmittag. Er sitzt in einem Restaurant am Kurfürstendamm und schaut auf die voll besetzte Terrasse. Niroomands Laune ist trotz des schönen Wetters allerdings getrübt. Denn Nationalspieler Ruben Schott, der sich zuletzt bei den Berlinern grandios entwickelt und großen Anteil am Meistertitel hat, wird den Verein verlassen und nach Italien wechseln.
Auch wenn Niroomand diesen Schritt als zwei Jahre zu früh erachtet, kann er es verstehen, dass sich Schott seinen Traum vom Ausland erfüllen möchte. Was ihn jedoch verärgert, ist, dass der 22-Jährige zu Revivre Mailand gehen wird, dem Tabellen-14. der italienischen Liga, dem neuen Verein des Bundestrainers Andrea Giani.
„Der Vorgang ist ein Skandal“, sagt Niroomand. „Giani hat seine Doppelfunktion als Bundes- und Vereinstrainer ausgenutzt und Ruben auch mit dem Versprechen nach einer besseren Chance im Nationalteam zu seinem Klub gelockt.“ Der 64-Jährige empfindet den Abgang Schotts als „schlecht für unseren Berliner Weg“, besonders aber sieht er darin ein schlechtes Signal für die Bundesliga, in der derzeit über eine Ausländerquote nachgedacht wird. „Die Liga wird kaputtgemacht, wenn hoffnungsvolle Spieler wie Schott von einem Champions-League-Verein zum Letzten der italienischen Liga gehen“, sagt Niroomand. „So wird suggeriert, im Ausland ist es immer besser. Und die Bundesliga kann sich nicht entwickeln, wenn sie keine eigene Gesichter prägen kann.“
Niroomand kritisiert Giani und den Verband scharf
Für Niroomand schwächen Giani – und somit auch der Deutsche Volleyball-Verband (DVV) – nun ohne Grund die Bundesliga. „Giani hat damit viel Vertrauen zerschossen“, sagt er und kündigt an: „Vorerst wird es keine Zusammenarbeit der Volleys mit dem DVV geben.“ Und auch wenn er den früheren Weltklasse-Spieler Giani für einen guten Trainer hält, sagt Niroomand: „Sollte er wieder in die Max-Schmeling-Halle kommen, schmeiße ich ihn eigenhändig raus.“
Der DVV wollte auf Tagesspiegel-Anfrage nicht Niroomands Äußerungen kommentieren. Auf jeden Fall kommt der Krach mit Niroomand für den Verband zur Unzeit. Derzeit bereitet sich Giani mit der Nationalmannschaft auf das wichtige WM-Qualifikationsturnier Ende Mai in Frankreich vor. Giani hatte noch am Mittwoch gegenüber dem Tagesspiegel sehr positiv über Schott gesprochen. „Ich habe ihn zum ersten Mal im Februar in der Champions League gegen Rzeszow gesehen. Seine Leistungen haben sich seitdem stetig verbessert“, sagte der Italiener. „Er wird den ganzen Sommer bei der Nationalmannschaft bleiben – also WM-Qualifikation, World League und EM spielen.“
Schott begründet seinen Wechsel damit, dass es schon immer sein Ziel gewesen sei, im Ausland zu spielen. „Als sich die Chance nun bot, musste ich diese einfach ergreifen", sagt der Außenangreifer. „Ich will in meiner Entwicklung den nächsten Schritt gehen und brauche dafür neue Reize in einer neuen Umgebung." Niroomand sagt zu Schotts Entscheidung: „Wenn Giani ihn nicht gefragt hätte, wäre er nicht gegangen. Auch das Finanzielle war nicht ausschlaggebend. Mein Problem ist nicht Ruben Schott, sondern Giani.“
Die Volleys wollten Schott auch deshalb halten, weil er dafür stand, dass man es als Talent aus Berlin auch in die Stammformation des Deutschen Meisters schafft. Wobei Schott erst Mitte der Saison wegen der Verletzung eines Teamkollegen und eines Abgangs zum Zug kam. Doch dann wurde er zum Leistungsträger. Darum sagt Niroomand: „Wir können die Saat nun nicht ernten. Das demoralisiert uns bei der Jugendarbeit.“ Im Kader stehen nun in Robert Kromm, Sebastian Kühner und Egor Bogachev erst drei Deutsche. Für die Identifikation ist das nicht ideal. Darauf will Niroomand reagieren: „Es wird noch mindestens ein Deutscher kommen.“