Nach Sieg gegen Rafael Nadal: Roger Federer fordert in Wimbledon nun Novak Djokovic
Roger Federer besiegt Rafael Nadal und steht im Wimbledon-Finale. Dort wartet der Serbe Novak Djokovic.
Wenn es Zuschauer in einem Tennisstadion von den Sitzen reißt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass Roger Federer und Rafael Nadal gerade ein Match gegeneinander spielen. So wie am späten Freitagnachmittag auf dem Centre Court in Wimbledon. Im Halbfinale der 133. All England Championships setzte sich in einem vor allem am Ende begeisternden Duell der Schweizer mit 7:6 (7:3), 1:6, 6:3, 6:4 durch. Federer steht damit am Sonntag zum insgesamt 12. Mal im Finale von Wimbledon. Gegner wird dann Novak Djokovic sein, der sich zuvor in seinem Vorschlussrundenspiel gegen den Spanier Roberto Bautista Agut 6:2, 4:6, 6:3, 6:2 durchsetzte.
„Ich habe mit Roger hier ein paar epische Finals gespielt, ich weiß also, was mich erwartet“, sagte der Serbe. 2014 und 2015 war das, beide Male gewann Djokovic. Ganz so episch wie das Finale vor elf Jahren zwischen Nadal und Federer war aber keines dieser beiden Matches – und das galt auch für das 40. Duell der beiden Superstars am Freitag. Erst im Laufe der Spielzeit löste sich die Anspannung auf dem Platz, es gab von Minute zu Minute mehr der erhofften spektakulären Ballwechsel. „Die wichtigen Punkte im Match sind für mich gelaufen. Der erste Satz war von enormer Bedeutung“, sagte Federer nach dem Spiel in der BBC. Nadal meinte auf der Pressekonferenz: „Ich hatte meine Chancen, er hat aber ein bisschen besser gespielt. Ich war heute einfach nicht gut genug.“
Die Vorfreude auf den Klassiker im Tennis war in Wimbledon den ganzen Tag über zu spüren. In Gesprächen der Fans auf der Anlage fielen immer wieder die Namen der beiden Protagonisten, Zuschauer machten Fotos vor den Anzeigetafeln, die das Match ankündigten. Dazu zeigte sich die Sonne über dem Centre Court und als Nadal und Federer dann um 16.30 Uhr Ortszeit den Rasen betraten, brandete erstmals lauter Jubel auf.
Der Start ins Match war dann aber eher verhalten. Beide Spieler brachten ihre Aufschlagspiele ohne große Mühe durch. Lange Ballwechsel gab es dafür im ersten Satz fast keine, Nadal gelang bis in den Tiebreak hinein kein Passierschlag und Federer blieb ohne direkten Rückhandpunkt. Das sollte letztlich für den Schweizer ohne Folgen bleiben, nach dem 2:3 im Tiebreak machte er fünf Punkte und holte sich den Auftaktdurchgang mit 7:6.
Federer nutzt Matchball Nummer fünf
Im zweiten Satz wurde es munterer, es gab plötzlich Rallyes und erste Breakchancen. Nadal nutzte seine zum 2:1, wendete anschließend den Aufschlagverlust ab und gewann 20 der letzten 23 Punkte, so dass er sich ein lockeres 6:1 verdiente. Im dritten Satz waren beide Spieler dann endgültig auf Betriebstemperatur. Federer gelangen beim Stand von 2:1 zwei grandiose Punktgewinne, einer mit der Rückhand und einer am Netz. Der Centre Court von Wimbledon tobte, auf dem Murray Mound vor Court No.1 berauschten sich tausende Fans an einem sommerlichen Open-Air-Spektakel.
„Das Break zu Beginn des dritten Satzes war vielleicht der Schlüssel zum Match“, sagte Nadal später. Dabei hätte er direkt wieder verkürzen können, doch er vergab drei Chancen beim Stand von 1:3. Federer schlug nun wieder stark auf und hatte erstaunlicherweise auch in vielen langen Ballwechseln das bessere Ende für sich. „Meine Rückhand war nicht so gut wie in den Runden zuvor. Gegen Spieler wie ihn macht es das schwierig“, analysierte Nadal. Federer hielt sein Service und holte sich nach dem 6:3 die erneute Satzführung.
Und auch im vierten Durchgang gelang ihm das frühe Break, Nadal half ihm dabei mit für ihn eher untypischen Fehlern. Als es 3:5 stand musste der 33-Jährige bereits zwei Matchbälle abwehren, sein Aufschlag rettete ihn noch einmal. Danach hatte Nadal bei Service Federer die Breakchance zum 5:5. Doch wieder verlor er ein längeres Grundlinienduell. Zwei weitere Matchbälle des Schweizers machte er dann aber mit grandiosen Passierbällen zunichte.
Danach hielt es fast niemanden mehr auf den Sitzen. Wäre dem Spanier das Break gelungen, hätte das Duell vermutlich noch mehr Fahrt aufgenommen. Weil Federer Matchball Nummer fünf schließlich nutzte, blieb es bei einem hochklassigen Match, für das sich die Zuschauer auf dem Centre Court dennoch mit großem Applaus bedankten. „Ich bin kaputt. Rafa hat am Ende ein paar tolle Schläge gezeigt. Es war eine Freude, hier heute zu spielen“, sagte Federer. Gewinnt er auch in zwei Tagen das Finale gegen Novak Djokovic wird die Freude beim 37-Jährigen vermutlich sogar noch ein bisschen größer ausfallen.